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12.01.18 / Er nagt an der Geduld / Der Biber macht sich gegenwärtig in Brandenburg wenig Freunde

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 02-18 vom 12. Januar 2018

Er nagt an der Geduld
Der Biber macht sich gegenwärtig in Brandenburg wenig Freunde
Barbara Eising

Der Biber war bei uns fast ausgestorben. Doch strenge Schutzmaßnahmen und Wiederansiedlungen haben den possierlichen Nager wieder heimisch gemacht, und er vermehrt sich prächtig. Das freut Naturschützer. Doch so mancher Landwirt, Fischer, Deichbauer oder Anwohner teilt diese Freude nicht. Denn der Biber vernichtet Baumbestände, unterhöhlt Deiche, überschwemmt Straßen, Felder, Wiesen und lässt Keller volllaufen.

Besonders dramatisch ist die Situation in Brandenburg. Dort schreckt das Nagetier selbst vor einem Weltkulturerbe nicht zu­rück. So haben Biber im Schloss­park Sanssouci in Potsdam vor einigen Wochen Schäden in Höhe von 100000 Euro verursacht. Mit Schlamm und Ästen haben sie Parkgewässer angestaut und für Überschwemmungen gesorgt. Auch 300 Jahre alte Bäume wurden angenagt, Zierpflanzen vernichtet und Uferzonen unterhöhlt. Die schwankenden Wasserstände gefährdeten sogar einige historische Gebäude wie die Römischen Bäder und das Chinesische Haus.

Mittlerweile wurden die Nager eingefangen und in den Templiner See zwischen Potsdam und Caputh umgesiedelt. Dort können sie sich sogar ins gemachte Nest setzen, wird ihnen doch das neue Zuhause mit einer künstlichen Biberburg schmack­haft gemacht. Die Kosten für die Umsiedlung belaufen sich auf 35000 Euro. Ein Sicherheitszaun soll eine erneute Einwanderung der Biber in den Park verhindern.

Auch an anderen Orten in Brandenburg greifen Betroffene zu drastischen Maßnahmen. So wurden im Schlosspark Steinöfel im Seenland Oder-Spree 300 Bäume mit Maschendraht umwickelt, damit der Biber sie nicht fällen kann. Im Oderbruch im Osten Brandenburgs werden an der Oder in Deichabschnitte stählerne Spundwände eingebacht, um eine Unterhöhlung zu verhindern. Auch dürfen die Tiere in begründeten Fällen abgeschossen werden. Vom 1. Oktober 2016 bis 15. März 2017 wurden insgesamt 22 Biber im Oderbruch getötet, teilte ein Sprecher des Landkreises Märkisch-Oderland mit.

Das Oderbruch, Deutschlands größter eingedeichter Flusspolder, ist bei den intelligenten Wasserbaumeistern besonders be­liebt. 1600 Tiere, mehr als ein Drittel der Brandenburger Biber, sollen dort aktiv sein. Vor allem an den Deichen machen sie sich zu schaffen. Doch die sind wichtig für den Hochwasserschutz. Und so kochen in manchen Orten die Gemüter ziemlich hoch, denn noch immer sitzen die Erinnerungen an die letzten Oderhochwasser tief, und die Wunden sind noch immer nicht ganz verheilt. Auch die Oderbuch-Bauern leiden unter der Bautätigkeit des fleißigen Nagers, werden doch ihre Äcker durch angestautes Wasser überschwemmt. Die Schäden gehen in die Millionen.

Um dem Biberproblem entgegenzuwirken, hat die Brandenburger Landesregierung eine Verordnung erlassen, die den Um­gang mit dem Nagetier regeln soll. Zudem werden ehrenamtliche Biberberater eingesetzt. Sie sind Ansprechpartner, sollen Konflikte entschärfen und Daten über die geschützten Tiere sammeln. Mit dem Versuch, den Biberschutz zu lockern, scheiterte Brandenburg bisher bei der Bundesregierung, die auch ohne die Grünen grüne Politik betreibt.