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19.01.18 / »Tendenz zum Gleichklang« / Rainer Zitelmann konstatiert linken »Konformitätsdruck«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

»Tendenz zum Gleichklang«
Rainer Zitelmann konstatiert linken »Konformitätsdruck«
G.F.

Der „Lügenpresse“-Vorwurf ist hart und manchmal ungerecht. Aber er hat auch etwas Gutes: In der Branche belebt er die Debatte über Medienethik. So empfahl „Zeit“-Chefre­dakteur Giovanni di Lorenzo seinen Kollegen mehr Mut zur Selbstkritik, um dem Vertrauensverlust in Teilen der Bevölkerung zu begegnen. Die Art mancher Skandalberichterstattung, zum Beispiel im Fall des ehemaligen Bundespräsidenten Christian Wulff, setzte er mit einer „Neuauflage des mittelalterlichen Prangers“ gleich. Misstrauen und Häme, die Medien gesät hätten, fielen auf sie selbst zurück. Der „Zeit“-Chef beklagte eine „Tendenz zum Gleichklang“ im Journalismus. Und er scheute sich auch nicht, nach den Ursachen zu forschen: Viele Redaktionen seien zu ähnlich zusammengesetzt. Neue Mitarbeiter würden oft danach ausgesucht, ob sie zur vorhandenen Redaktionsmannschaft passten. Damit bestätigte di Lorenzo, was von Kommunikationswissenschaftlern seit Längerem beklagt wird: einen problematischen Trend zur personellen „Selbstergänzung“. Di Lorenzo rät den Kollegen, das „Verhältnis zum verunsicherten und skeptischen Teil der Bevölkerung dauerhaft zu verbessern, indem wir mit den Skeptikern sprechen“. Die Zweifler mit „Transparenz zu überzeugen“, das könnte ein „erster Schritt“ zu neuer Vertrauensbildung sein. Die Gleichförmigkeit im Denken vieler Journalisten als Ergebnis von Zensur oder „Gleichschaltung“ zu deuten, wäre gewiss verfehlt. 

Die Gleichförmigkeit resultiere aus einer bestimmten universitären Prägung und habe vor allem etwas mit „Konformitätsdruck“ zu tun, schrieb der Publizist Rainer Zitelmann, der sich in einem Buch mit journalistischen Fehlleistungen auseinandergesetzt hat: „Wer rechts steht, ist Außenseiter in der Medienzunft – wer links ist, steht in Übereinstimmung mit der Meinung der übergroßen Mehrheit. Wer mag es schon, Außenseiter in einer Gruppe zu sein.“ Da bleibt eben oft die tiefgründige Recherche auf der Strecke. Zitelmanns Urteil im Debattenmagazin „The European“: „Es wird selten gelogen, aber oft einseitig berichtet.“