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19.01.18 / Syrien nach Russen-Abzug / Angriff auf russische Basen – Erneut Kämpfe in Hama und Idlib

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

Syrien nach Russen-Abzug
Angriff auf russische Basen – Erneut Kämpfe in Hama und Idlib
M. Rosenthal-Kappi

Wir wissen, wer das war. Wir wissen, wie viel und wem sie für diese Provokation gezahlt haben“, teilte Wladimir Putin nebulös mit, nachdem die russische Armee den Angriff von 13 Kampfdrohnen mit Ziel auf die russischen Stützpunkte im syrischen Hmeimim und Tartus erfolgreich abgewehrt hatte. Laut russischem Verteidigungsministerium ist es gelungen, das Betriebssystem von sechs Drohnen zu kapern und drei davon zur Landung zu bringen.

Unmittelbar danach folgten Spekulationen über die Herkunft der Drohnen, die äußerlich zwar wie stümperhaft zusammengezimmerte Eigenbauten aussahen, aber über hochmoderne Technologie wie Satellitennavigation und die Fernsteuerung von Feuerkörpern verfügten. Stimmt zudem noch der von den Russen angenommene Ausgangspunkt, wurden die Fluggeräte rund 70 Kilometer von Hmeimim und zirka 100 Kilometer von Tartus entfernt gestartet. Das erfordert ein gewisses Maß an Kenntnissen und Übung. Hier müsse ein hochentwickeltes Land im Westen geholfen haben. 

Der Verdacht fiel daher auf den US-Geheimdienst als Urheber hinter den versuchten Angriffen. Der Beschuldigte beteuerte hingegen, nichts damit zu tun zu haben. Die Drohnen müssten in die Hände von Terroristen gelangt sein. Außerdem seien sie inzwischen auf dem Markt erhältlich. 

Laut „Kommersant“ war Ahrar al-Scham, eine salafistische Rebellenmiliz, für den Angriff verantwortlich. Während des Angriffs der Terroristen soll ein US-amerikanisches Aufklärungsflugzeug vier Stunden lang in 7000 Meter Höhe zwischen Tartus und Hmeimim geflogen sein, was Putins Verdacht zusätzliche Nahrung gab. Der russische General Alexander Nowikow erklärte, der in Syrien gefundene Sprengstoff werde unter anderem in der ukrainischen Fabrik Schostka im Nordosten von Kiew hergestellt.

Putin sieht darin eine Provokation, mit der die Verhandlungen nach dem Rückzug der russischen Armee aus Syrien torpediert werden sollen. Für Ende Januar hatte Moskau eine Konferenz in Sotschi geplant, auf der man einer Nachkriegsordnung in Syrien näherkommen wollte. Es sollte dabei auch um den umfassenden Wiederaufbau des geschundenen Landes gehen.

Ungewöhnlich ist der überraschende und offenbar als konzertierte Aktion geplante Angriff mit einer solch hohen Zahl von Kampfdrohnen. Es sei der erste bekannte Fall, bei dem so viele Drohnen gleichzeitig ein Ziel attackieren, befand selbst Nick Waters, Analyst bei der britischen Rechercheplattform „Bellingcat“. 

Syrien kommt so schnell nicht zur Ruhe. Nachdem der IS aus einer Reihe von Städten zurückgedrängt wurde, scheinen die Terroristen sich in den Untergrund geflüchtet zu haben. Baschar al-Assads Armee hat Ziele in der eigens eingerichteten Deeskalationszone, auf die sich Moskau mit der Türkei und dem Iran im Spätsommer geeinigt hatten und in welcher der Konflikt ruhen sollte, angegriffen. Idlib liegt in dieser Zone. Weil Assad die Stadt angegriffen hat, sagten die Rebellen ihre Teilnahme in Sotschi ab. 

Auch Israel ist in Syrien aktiv: Anfang Januar griffen Israelis ein von der Hisbollah-Miliz genutztes Waffenlager an. Nach Gewalteskalation steigt die Zahl der Flüchtlinge wieder. Im Januar wurden 100000 Menschen aus der Provinz Hama im Norden vertrieben, im Süden flüchten sie aus der Provinz Idlib.