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19.01.18 / Seine Erfindung läutete die Neuzeit ein / Vor 550 Jahren wurde mit Johannes Gutenberg der »Mann des Jahrtausends« geboren

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

Seine Erfindung läutete die Neuzeit ein
Vor 550 Jahren wurde mit Johannes Gutenberg der »Mann des Jahrtausends« geboren
Klaus J. Groth

Es gibt diverse Ereignisse, an denen der Wechsel vom „finsteren“ Mittelalter zu unserer Neuzeit festgemacht wird. Genannt seien hier das Ende Ostroms, die Reformation oder die Entdeckung Amerikas. Unter diesen Ereignissen gibt es aber nur eine Erfindung: den Buchdruck mittels beweglicher Metalllettern und der Druckerpresse. Als sein Erfinder gilt Johannes Gutenberg.

Dieser Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg, war ein Tüftler. Er erprobte verschiedene Handwerke, ehe ihm um 1450 ein revolutionärer Gedanke kam: die Verwendung beweglicher Lettern für den Buchdruck. Zu ihrer Herstellung entwickelte er eine Legierung aus Zinn, Blei, Antimon und Wismut. Die daraus gegossenen Lettern erwiesen sich als haltbarer denn jene aus Holz und ermöglichten dadurch mehr Drucke. Hergestellt wurden die einzelnen Buchstaben mit einem Gerät für den Handguss, das Gutenberg verfeinert hatte. Zudem setzte er eine Druckfarbe an, die sich als sehr dauerhaft erwies. Und schließlich wird ihm der Einsatz der Druckerpresse zugeschrieben, die als Spindelpresse schon länger bei der Herstellung von Papier oder zum Pressen des Weines genutzt wurde. Die besondere Leistung Gutenbergs war es, bekannte Verfahren zu kombinieren und zu verfeinern. Zum ersten Mal konnten Bücher in großer Zahl mit identischem Inhalt hergestellt werden. 

Drucke waren weit vor Gutenberg bekannt. Bereits 400 Jahre vor ihm waren in China Serien von Schriftzeichen aus Ton produziert worden, die man zu Druck­stöcken zusammensetze. Bis Johannes Gutenberg den Buchdruck entwickelte, wurde mit festen Holzblöcken gedruckt oder Bücher wurden mit der Hand abgeschrieben.

Wann der „Mann des Jahrtausends“, zu dem nicht nur das „Time“-Magazin den Ausnahmeerfinder kürte, geboren wurde, ist nicht bekannt. Vermutlich um 1400, wahrscheinlich in Mainz und unter dem Namen Johannes Gensfleisch kam er zur Welt. Den Namen Gu­tenberg legte sich die Familie erst später zu. Der Vater war ein vermögender Patrizier. Über die Schulzeit und ein wahrscheinliches Studium ist nichts bekannt. Erst 1420 taucht der Name Johannes Gutenberg in einer Urkunde auf. Dabei ging es um das Erbe des Vaters. Sicher ist: Johannes Gutenberg war damals nicht in Mainz. Mehrfach hatte die Familie die Stadt verlassen, weil es zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen den Zünften und den Patriziern gekommen war. Als 1430 der Erzbischof von Mainz in einem Sühnevertrag den Geflohenen straffreie Rückkehr anbot, stand der Name des Johannes Gutenberg auf der Liste. Der aber zog es vor, in Straßburg zu bleiben. Jedenfalls lässt sich sein Aufenthalt dort in den Jahren 1434 und 1444 belegen. 

Kennzeichnend für das Verhältnis zu seiner vermutlichen Heimatstadt war ein Vorfall mit dem Mainzer Stadtschreiber Nikolaus Wörstadt. Der machte den Fehler, durch Straßburg zu reisen. Da Mainz Gutenberg noch Rentenzahlungen schuldete, ließ er den armen Stadtschreiber für kurze Zeit in Schuldhaft setzen. Zwei Jahre später bezahlte Mainz seine Schulden. Das Verhältnis zum Sohn der Stadt, auf den die Mainzer mächtig stolz sind, war ziemlich schlecht. 

Zielstrebig war Gutenbergs beruflicher Werdegang nicht. Vielmehr experimentierte er in Straßburg auf verschiedenen handwerklichen Feldern. Er polierte Edelsteine, produzierte Wallfahrtsandenken aus einer Legierung von Blei und Zinn. Um die Mittel für einzelne Vorhaben aufzubringen, gründete er Finanzierungsgesellschaften. Beim Geld hört bekanntlich die Freundschaft auf, es gab mit den Gesellschaftern immer wieder Ärger. Da die Streitereien vor Gericht ausgetragen wurden, hinterließen sie Spuren, die Auskunft über das Leben Gu­tenbergs in Straßburg geben. Bereits in dieser Zeit kaufte Gutenberg größere Mengen Blei und ließ eine Presse bauen. Möglicherweise machte er erste Versuche für den späteren Buchdruck. 

1448 war Gutenberg dann wieder in Mainz. Er nahm Kredite auf, unter anderem bei dem Anwalt und Goldschmiedemeister Johannes Fust. Der steuerte 800 Gulden zinslos bei, dafür wurden ihm die von dem Geld gekauften Gerätschaften verpfändet. Dazu gehörte auch eine Druckpresse, die Gutenberg von dem Mainzer Drechsler Konrad Sasbach bauen ließ.

Ab 1450 begann Johann Gutenberg zu produzieren. Mit kleinen Einblattdrucken fing er an, wagte sich bald darauf auch an Kleindrucke wie Ablassbriefe und Wörterbücher. Zugleich aber bereitete er den Druck einer Bibel vor. Das gewaltige Werk, das später unter dem Namen „Gutenberg-Bibel“ bekannt wurde, hat 1282 Seiten. Gesetzt wurde es mit 350000 Buchstaben. Gutenberg goss dazu 47 verschiedene Groß- und 243 unterschiedliche Kleinbuchstaben. Farbige Illustrationen wurden von Hand zugefügt. 

Der Weg dahin war lang und mühsam. Für jeden Buchstaben musste er einen Stahlstempel anfertigen. Dieser wurde in weiches Material gedrückt, so entstand eine Gießform. Die gegossenen Buchstaben stellte er zu Zeilen, dann zu Spalten und schließlich zu kompletten Seiten zusammen. Nach diesem Grundprinzip wurden noch bis in die 1960er Jahre ganze Zeitungsseiten gebaut. Gu­tenberg legte die komplette Seite in die Druckerpresse, färbte sie ein mit einer Mixtur aus Kienspan, Galläpfeln und Ruß, legte ein Blatt Papier darauf und drückte mit der Spindel das Papier an. 

Das Werk kam gut voran. Partner Fust schoss noch einmal 800 Gulden nach. Das Geld sollte ausschließlich für den Druck der Bibeln verwendet werden. Daran hielt sich Gutenberg offenbar nicht. 1455 kam es zum Streit mit Fust, der Gutenberg vorwarf, das Geld auch für andere Drucke verwendet zu haben. Vor Gericht unterlag Gutenberg, die Werkstatt und die vorhandenen Bibeln gingen an Fust. Der druckte weiter, während sich Gutenberg auf das elterliche Anwesen zurückzog. Dort gründete er zwar eine neue Druckerei, ließ sich aber 1465 als Hofedelmann in die Hofhaltung des Mainzer Erzbischofs Adolf II. von Nassau aufnehmen. Als Morgengabe erhielt er ein Hofkleid, 2180 Liter Korn und 2000 Liter Wein. 1468 starb Johannes Gutenberg. Wo er sein Grab fand, ist nicht bekannt.