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19.01.18 / Eine geschichtsträchtige Reise / Allenstein stattet Straßenbahn- und Bushaltestellen mit alten Ansichten der Verkehrsmittel aus

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

Eine geschichtsträchtige Reise
Allenstein stattet Straßenbahn- und Bushaltestellen mit alten Ansichten der Verkehrsmittel aus
Dawid Kazanski

Seit einiger Zeit wird in Allenstein ein Projekt mit dem Titel „Galerie des alten Allenstein“ umgesetzt. An den Straßenbahnhaltestellen wurden Plakate ausgehängt, auf denen historische Stadtansichten von vor 100 Jahren dargestellt werden. 

Es handelt sich um etwa 40 Reproduktionen von alten Fotografien, die im Großformat in den Verglasungen mehrerer Haltestellenhäuschen präsentiert werden. Die Abbildungen von alten und häufig nicht mehr bestehenden Bauten wie Schulen, Bibliotheken, Mietshäusern, Bauwerken in der Altstadt oder Gerichtsgebäuden und Stadtinfrastrukturelementen sollen Einblicke geben, wie sich die städtische Landschaft im Laufe des letzten Jahrhunderts verändert hat. 

Der Betrachter der Plakate erfährt zum Beispiel, dass die erste Straßenbahnlinie in Allenstein 1907 eingerichtet wurde. Eine andere Plakattafel gibt Auskunft darüber, wie das Bürgerhaus aussah, in dem 1887 der bekannte Architekt Erich Mendelsohn zur Welt gekommen ist. Die Bilder, die mit einer  genauen Beschreibung der gezeigten Objekte versehen sind, erinnern auch an die damaligen deutschen Straßennamen. So erfährt man, dass die heutige Dabrowszczaków-Straße in der Vorkriegszeit Kaiserstraße hieß. 

Die Idee mit bebilderten Haltestellen ist etwas Neuartiges, denn alle Bewohner, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren, erhalten beim Warten auf die Straßenbahn oder den Bus die Gelegenheit, sich in die Geschichte ihrer Stadt zu vertiefen. Ansonsten verschönern die Plakate die Umgebung. Ein gutes Beispiel dafür ist die riesige Mauer der Untersuchungshaftanstalt im Stadtzentrum. Da die Mauer mit allerlei Werbeplakaten überhängt und alles andere als schön war, hat das Projekt ausgerechnet an dieser Stelle seinen Anfang genommen. An der gewaltigen Umzäunung der Haftanstalt wurden nämlich drei ebenso große Plakatrahmen befestigt. Die hier aufgehängten Poster sind vergrößerte Kopien alter Postkarten und Fotos und stammen nicht selten aus Privatarchiven. Vor Kurzem hing dort ein Plakat, das den 1872 neu eröffneten Hauptbahnhof darstellte. Derzeit ist unter anderem die Abbildung von einer Straßenbahn vor dem Hintergrund der Altstadt vor dem Zweiten Weltkrieg zu sehen.   

Bei dem Vorhaben, auf das alte Allenstein quasi in Form einer Haltestellenausstellung zurückzuschauen, wurde auf viel Dynamik geachtet. Kornelia Kurowska,   Vorsitzende der Stiftung Borussia, die für die Durchführung des Projekts „Galerie des alten Allenstein“ zuständig war, ist der Meinung, dass man auf keinen Fall statisch bleiben sollte. Sie erzählte, bei der Auswahl der historischen Fotos habe sich gezeigt, dass auf einem Großteil von ihnen die Straßenbahnen verewigt worden seien. Bei der Suche nach  Begleitveranstaltungen rund um die Ausstellung sei man auf die Idee gekommen, dass es sich lohne, an die Geschichte anzuknüpfen und noch einmal aus einer anderen Perspektive auf die Stadt zu schauen, und zwar aus den Fenstern der modernen Schienenfahrzeuge – so sei die Idee zu einer „Reise durch die Geschichte Allensteins mit der Straßenbahn“ entstanden. 

Folglich hatten die Organisatoren im Einvernehmen mit den städtischen Verkehrsbetrieben Straßenbahnfahrten mit einem Reiseführer geplant, der während der Fahrt etwas über die Geschichte Allensteins erzählt. 

Die Aktion fand am zweiten Januarwochenende bereits zum zweiten Mal statt. An bestimmten Gebäuden vorbeifahrend konnten die Passagiere viel Interessantes erfahren. Der Reisebegleiter Jakub Rudnicki informierte gründlich über die Stadtentwicklung. Sein Augenmerk richtete er aber vor allem auf die Objekte, die auf den Plakaten an den Haltestellen zu bewundern sind. 

Genau wie beim ersten Mal wurden vier Fahrten mit der Straßenbahnlinie Nr 1. veranstaltet. Um das Angebot zu nutzen und an der Fahrt teilnehmen zu können, benötigte man lediglich eine gültige Fahrkarte. Jeder Teilnehmer der zirka 20-minütigen Reise erhielt von den Organisatoren ein kleines Souvenir in Form einiger  historischer Ansichtskarten. 

Unter sowohl älteren als auch jüngeren Stadtbewohnern erfreut sich das Projekt  bisher einer großen Popularität. Kein Wunder, da die Unternehmung aus den Mitteln der Stadtgemeinde Allenstein im Rahmen des Bürgerbudgets finanziert wird. Das bedeutet, dass das Projekt in der Phase der Ausschreibung das Interesse vieler Einwohner erweckte und sie für dessen Umsetzung gestimmt haben. 

Alle warten und freuen sich nun auf weitere Angebote von Reisen durch die Geschichte Allensteins.