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19.01.18 / Leserforum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 03-18 vom 19. Januar 2018

Leserforum

Einheitsreligion

Zu: Nichts von Luther gelernt (Nr. 1) 

Leider muss man dem Autor beipflichten: Wenn zum Beispiel während der Predigten in evangelischen Kirchen der „Islam- und Judenhasser Martin Luther“ – ohne dem historischen Hintergrund Rechnung zu tragen – verteufelt wird, dann fragt man sich: Weshalb überhaupt ein „Luther-Jahr“?

Wenn in Predigten massive Ausfälle gegen die AfD, allgemeine Lobpreisungen der sogenannten Flüchtlinge, die sich nach neuesten Erkenntnissen in Deutschland wenig christlich aufführen, vorgenommen werden, wenn deutsche Kirchenführer beider Konfessionen das Kreuz feige vor dem Islam verbergen, wenn man sich dem „Main­stream“, Judentum, Islam und anderen Religionsgemeinschaften anbiedert, dann hat sich die Kirche tatsächlich zur „Beliebigkeit“ entwickelt, beziehungsweise ist gar zur „Einheitsreligion“ verkommen, wobei andere Religionen gerade diesen Einheitsbrei mit der Berechtigung ihrer Selbstständigkeit strikt ablehnen.

Wie soll der gläubige Christ damit umgehen, wenn er nicht auch jenem „Zeitgeist“ hinterherhetzen will? Denn: Immer, wenn die Kirche diesem nachjagt, entfernt sie sich von den Gläubigen. Das hatte Jacob Böhme, der Görlitzer Schuhmacher, Mystiker  und Philosoph, schon vor 400 Jahren erkannt.

Manfred Kristen, Freital






Ein Stresemann ist aus der Mode, aber nicht verboten

Zu: Säulenheiliger der Republik (Nr. 1)

Zur Zeit von Gustav Stresemann war es üblich, dass Vertreter von Parteien, Wirtschaft und Politik bei außergewöhnlichen Veranstaltungen im schwarzen Cut und Zylinder zusammenkamen. Erlaubt waren kein Frack und kein Smoking. Stresemann durchbrach den Brauch und führte nur für tagsüber zum schwarzen Rock eine grau-schwarz gesteifte Hose ein. So wurde der Anzug „Stresemann“ bekannt. 

Man kann ein Kopftuch und ein Braunhemd verbieten, aber einen Stresemann zu tragen, das kann wohl nicht verboten werden. Das Gedankengut und die Weitsicht von Stresemann lassen sich ja auch nicht verhindern. Seine Politik führte Deutschland acht Jahre nach dem Ersten Weltkrieg in die Völkergemeinschaft zurück. Gemeinsam mit dem französischen Außenminister Aristide Briand plante er die Aussöhnung und erhielt dafür zusammen mit Briand im Jahr 1926 den Friedensnobelpreis. Wer dann glaubt, einen Stresemann könne man wie einen Ernst Moritz Arndt oder wie einen Albert Leo Schlageter als Nazi anpöbeln, der wird eine große Welle der Empörung auslösen und sich für alle Zeit lächerlich machen.

Ernst Reiner Langenfeld, Wuppertal






»Der Merkelismus liegt in Trümmern«

Zu: Druck auf Merkel wächst (Nr. 49)

Die Zeit, die seit den Bundestagswahlen verstrichen ist, ohne dass eine neue Regierung gebildet werden konnte, hat auch ihr Gutes: Die Sicht ist klarer geworden.

Nach den Wahlen war ein großer Teil der Deutschen schockiert: Sieben Parteien sind nun in sechs Fraktionen im neuen Bundestag vertreten. Der Zweitstimmenanteil der CDU hat um 7,3 Prozent auf nur noch 26,8 Prozent abgenommen. Die CDU hat, bezogen auf den Stimmenanteil von 2013, etwas mehr Stimmen verloren als die SPD und deutlich mehr als die CSU. Fazit: Bei einer deutlich höheren Wahlbeteiligung als 2013 (76,2 Prozent zu 71,5 Prozent) haben gut zwei Drittel, nämlich 67 Prozent aller Wähler gegen Bun­deskanzlerin Merkel gestimmt. Und unter diesen Umständen prägt Frau Merkel den Spruch: „Ich sehe nicht, was wir anders machen sollten.“ Nach dem de­saströsen CDU-Wahlergebnis war dies der zweite Nagel – bildlich gesprochen.

Den Sinn der Jamaika-Verhandlungen hat Christian Lindner völlig richtig beurteilt. Frau Merkel hätte in einer solchen Koalition gerne die Grüne Katrin Göring-

Eckardt mit eingespannt. Die FDP wäre als fünftes Rad nur für die Sicherstellung der Kanzlermehrheit dabei gewesen. Das Platzen dieser unehrlichen Angelegenheit war der dritte Nagel.

Zurzeit wird die SPD von den Merkel-Getreuen bearbeitet und geknetet: Die Bundestagsabgeordneten seien von den Bürgern gewählt worden, um eine Regierung zu bilden. Frau Merkel sieht Schnittstellen mit der SPD; Frau Merkel ist zu Kompromissen bereit; Frau Merkel zollt den Sozialdemokraten Respekt. 

Nun, Fakt ist: Die Wähler haben einer bestimmten Partei eine oder beide Stimmen gegeben in der Erwartung, dass ihre Partei einen möglichst großen Einfluss im Bundestag haben werde, sodass Deutschland sich ihrer Vorstellung gemäß entwickelt. Das kann, aber muss nicht in einer Koalition mit der Merkel-CDU geschehen. Bekniet wird die SPD jetzt durch die Merkel-Entourage auch mit der Forderung, dass aus „Verantwortung für das Land“ die SPD mit der Merkel-CDU zum dritten Mal eine GroKo bilden müsse.

„Verantwortung für das Land“: Nun, da manifestiert sich nach und nach – und so komme ich an den Anfang meiner Betrachtungen zurück – in den Medien ein kritisches Nachfragen. Wer ist verantwortlich für die ungelösten Probleme im Land? Wer ist aus welchem Grund verantwortlich dafür, dass das alte bundesrepublikanische System durch das heutige Sechs-Parteien-System zerstört worden ist – ein Comeback ist zwar nicht ausgeschlossen, aber sehr unwahrscheinlich? Resultat: Der neue Begriff „Merkelismus“ wird geprägt – „der Merkelismus liegt in Trümmern“.

Die CDU-Granden verlangen, dass es im Interesse Deutschlands mit Frau Merkel eine stabile Regierung geben muss. Jedoch, wenn deutsche Tageszeitungen den Ausdruck „stabile Regierung Merkel“ in Anführungs- und Schlusszeichen setzen – „stabile Regierung Merkel“ –, so spricht das Bände.

Wer stabile Regierungs-Verhältnisse verlangt – zum Wohlergehen Deutschlands, zum Wohlergehen der EU, zum Wohlergehen Europas – der erwartet, dass  Merkel einsehen kann/will, dass es ohne sie besser weitergehen wird als mit ihr als „lame duck“ (lahme Ente).

Jürg Walter Meyer, Leimen






Ethnozid-Täter

Zu: Völkermord (Nr. 49)

Die Völkermord-Artikel lassen Fragen offen, manches ist auch missverständlich oder falsch. Erstens: Schon dem Wortsinn nach ist ein Mord, also auch Völkermord, immer illegal. Was der Autor wohl sagen will: Früher war Völkermord als politisches Mittel legitim. Er wurde als politisches Elementarereignis betrachtet. 

Weiter: Hat nun die Regierung Adenauer die Vertreibung der Sudeten- und Ostdeutschen als Völkermord eingestuft oder nicht? Der Autor verwendet diesbezüglich den Konjunktiv. Drittens ist es richtig, dass Frankreich nach dem Rückerwerb von Elsass-Lothringen 1919 sich bemüht hatte, das Gebiet von den Elsässern und den Deutschlothringern zu säubern. Dafür sind die ungefähr 150000 Ausgewiesenen, wozu auch viele nach 1871 aus dem Deutschen Reich Zugezogene gehörten, zu wenige. Die Deutschsprachigen stellen auch heute noch die Mehrheit im Elsass dar. 

Grenzwertig ist sicher das Verhalten der polnischen Regierungen ab 1919, die zahlreichen Repressionen gegen die deutsche Minderheit, die deswegen durch Auswanderung binnen 20 Jahren um die Hälfte abnahm. Das kann man als Ethnozid, leider fehlt der Begriff im Artikel, werten.

Ethnozid ist der kulturelle Völkermord, hier durch Zwangspolonisierung per Schulpolitik, Enteignung, Ausweisung. Ein noch besseres Beispiel ist der wechselseitige griechisch-türkische Bevölkerungsaustausch 1922, der de facto Vertreibung auf staatsvertraglicher Grundlage ist. 

Wenn man ehrlich ist, muss man auch die Zwangschristianisierung der ostpreußischen Urbevölkerung, der Prußen, als Ethnozid bezeichnen. Auf ostpreußischem Boden haben also gleich zwei Völkermorde stattgefunden. Das Widerlichste ist aber, wenn Völkermord oder Vertreibungen als gerechte Strafe, als historisch unvermeidlich dargestellt oder sonst wie beschönigt werden. 

Die PAZ will Klartext reden, also tun Sie es!

Rudolf Krafftzick, Rhens