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26.01.18 / Ein groß-kariertes Land / Die pommersche Fachwerkarchitektur erlebt eine Renaissance

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 04-18 vom 26. Januar 2018

Ein groß-kariertes Land
Die pommersche Fachwerkarchitektur erlebt eine Renaissance
Chris W. Wagner

Nicht nur Ferienhausvermieter entdecken die Schönheit der seit dem Mittelalter bekannten und beliebten Bauart. Immer häufiger bauen Privatleute ihre Häuser im Fachwerkstil. Gleichzeitig beklagen pommersche Denkmalschützer, dass historische Fachwerkhäuser verloren gehen. Doch noch in diesem Jahr sollen mithilfe des 1,7 Millionen Euro schweren Programms zur Sicherung der Infrastruktur historische Fachwerkhäuser in neuen Funktionen gerettet werden. Aus diesem Programm wurde beispielsweise bereits 2008 der sogenannte Albrechtshof in Schwolow bei Stolp saniert und in das örtliche Freilichtmuseum integriert. Dieses unterhält eine Partnerschaft mit dem Fränkischen (Fachwerk-) Freilichtmuseum in Bad Windsheim.

In diesem Jahr wird das Freilichtmuseum in Schwolow um ein weiteres historisches Gehöft erweitert. Im Ort sind die meisten Fachwerkhäuser der Region erhalten geblieben, es sind allein hier 70 an der Zahl. Damit könnte der Ort zur architektonischen und touristischen Perle Hinterpommerns werden, heißt es aus dem Rathaus Stolp. Da den Polen Fachwerk eigentlich fremd ist, ist dafür ein anderer Begriff weit verbreitet. Bis dieses besondere „Karo-Land“, wie man die Ortschaften mit „Pfostenbauweise“ in polnischen Fremdenführern oft nennt, zum touristischen Magneten wird, muss allerdings noch viel Aufklärungsarbeit geleistet werden.

Nach Kriegsende ist die historische deutsche Bauweise von den Neusiedlern als etwas Fremdes empfunden und vernachlässigt worden. Weil aber die Neubürger kaum etwas Neues gebaut haben, ist das Landschaftsbild so gut wie gar nicht verändert worden. So gilt ein 80 Kilometer langer und etwa 50 Kilometer breiter Küstenabschnitt zwischen Leba und Rügenwalde als Landstrich mit der höchsten Konzentration an Fachwerkhäusern europaweit. Bis zu 1500 Häuser und Wirtschaftsbauten sind dort in ihrem Originalzustand erhalten geblieben. Darüber klärt das Internetportal „pomorze24.blogspot.com“ seine Leser auf und bezeichnet die Fachwerkarchitektur als besondere touristische Attraktion und nennt viele kleine Ortschaften, in denen sich historische Fachwerkperlen befinden.

Doch nicht nur in Dörfern, auch im Städtchen Stolpmünde oder in anderen bekannten Badeorten an der Küste findet man manches Kleinod der Fachwerkarchitektur. In der Bundesrepublik gibt es eine „Deutsche Fachwerkstraße“, im Elsass ist man auf sein „pan de bois“ stolz und in England werden die Fachwerkhäuser als „timber-framed“ gepriesen. Nun will man auch in Polen ein „Karo-Land“ als touristische Marke herausstellen und dessen „Hauptstadt“ Schwolow besser bewerben.

Der Begriff „Karo-Land“ wurde 1995 in einer Fotoausstellung zur Architektur Pommerns erstmals eingeführt. Schnell prägte sich dieser als offizielle Bezeichnung für die Fachwerkarchitektur an der Küste ein. Im „Karo-Land“ sind mehrere Wanderpfade von insgesamt 400 Kilometern Länge, meist entlang an Fachwerkbauten, entstanden.