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02.02.18 / Wer wird Hillary Clintons Nachfolger? / Bei den US-Demokraten beginnt die Diskussion, wen sie 2020 ins Rennen um die Präsidentschaft schicken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Wer wird Hillary Clintons Nachfolger?
Bei den US-Demokraten beginnt die Diskussion, wen sie 2020 ins Rennen um die Präsidentschaft schicken
Albert Pathen

Es ist gerade erst ein paar Wochen her, da wurde die Zwischenbilanz zu Donald Trumps einjähriger Amtszeit als US-Präsident gezogen. Und während sich Republikaner und Demokraten in Senat und Repräsentantenhaus erbittert um die Verabschiedung des Haushalts stritten, brachten sich bereits die ersten Kandidaten ins Rennen, die im Herbst 2020 die Nachfolge Trumps antreten wollen. 

Seit ihrer feurigen Rede bei der Verleihung der Golden Globes wird in den USA heftig über eine mögliche Präsidentschaftskandidatur der Fernsehmoderatorin Oprah Winfrey spekuliert: „Viel zu lange wurde Frauen nicht zugehört oder nicht geglaubt, wenn sie den Mut hatten, über die Macht solcher Männer zu reden. Aber deren Zeit ist vorbei! Ein neuer Tag zieht am Horizont heran, eine Zeit, in der niemand mehr ‚Me Too‘ sagen muss“, sagte sie über den Sex-Skandal in der Fernseh- und Showbranche, der die USA seit Monaten erschüttert. Die Talkshow-Moderatorin ist bekannt und vermögend. Dies sind keine schlechten Voraussetzungen für eine Kandidatur. 2007 stand sie in Iowa und New Hampshire mit dem ehemaligen Präsidenten Barack Obama auf der Bühne, als der sich erstmals um den Sprung ins Weiße Haus bewarb. In South Carolina strömten 30000 Menschen in ein Footballstadion, als die Talkmasterin aus dem ländlichen Mississippi erklärte, warum Obama der richtige Mann für den Job sei. Sein Sieg gegen Hillary Clinton in South Carolinas Vorwahlen wurde zu einem Schlüsselmoment seiner Kandidatur. Wie der „Focus“ berichtet, kam eine Studie der Universität Maryland später zu dem Schluss, dass Obama ihrem Engagement mehr als eine Million Stimmen zu verdanken gehabt habe. 

„Ich mag Oprah“, er kenne sie „sehr gut“, erklärte der amtierende Präsident unterdessen gelassen. Mit Blick auf das nächste Präsidentschaftsrennen fügte er aber sogleich hinzu: „Ich denke nicht, dass sie sich bewerben wird.“ Die Moderatorin äußerte sich kürzlich erstmals zu einer möglichen Kandidatur. „Ich weiß, was ich kann und was nicht. Ich habe dafür eher nicht die DNA“, sagte sie in einem Interview. „Es hängt von den Menschen ab“, widersprach umgehend ihr Weggehfährte, der Medienmogul Stedman Graham, der Zeitung „Los Angeles Times“. Winfrey würde es bei ausreichendem Rückhalt „unbedingt tun“. 

Auch ein anderer Prominenter kokettierte in den vergangenen Wochen öffentlich mit einer möglichen Kandidatur. Der Ex-Wrestler und Schauspieler Dwayne „The Rock“ Johnson kündigte während einer Fernsehdiskussion seine Kandidatur an. „Ich denke da ernsthaft drüber nach“, sagte er und löste damit tosenden Applaus im Publikum aus. Laut der „Bild“-Zeitung gibt es sogar schon eine offiziell registrierte Wahlkampfkampagne mit dem Titel „Run the Rock 2020“. Die habe jedoch nicht Johnson selbst angemeldet, sondern begeisterte Fans.

Die Begeisterung für die politischen Seiteneinsteiger vom Schlage Winfrey oder Johnson ist auch deshalb so groß, weil das demokratische Partei-Establishment keine wirklich neuen Gesichter präsentieren kann. Joe Biden, der ehemalige Vizepräsident Obamas, sendet seit Monaten widersprüchliche Signale. Im Januar sagte er auf die Frage, ob sein Verzicht auf eine Kandidatur 2016 die falsche Entscheidung war: „Ich bereue es jeden Tag.“ Zwischenzeitlich wies er Spekulationen über einen neuen Anlauf 2020 zurück. Biden würde im Wahljahr immerhin schon 78 Jahre alt. 

Nicht wirklich für eine Verjüngung würden auch der Parteilinke Bernie Sanders, Hillary Clintons Konkurrent im vergangenen Vorwahlkampf, und die Senatorin Elizabeth Warren stehen, die ebenfalls die 70 schon überschritten haben. 

Die Unruhe bei den Demokraten ist auch deshalb so groß, weil Trump 2020 als schlagbarer Gegner eingestuft wird. Immer wieder wird Cory Booker ins Spiel gebracht. Er ist Senator aus New Jersey und landesweit durchaus bekannt. Booker war vor seiner Wahl Bürgermeister von Newark. Der Afroamerikaner gilt als Liberaler, manchen als neoliberal. Ob er die Unterstützung der Parteilinken erhalten würde, ist die Frage. Auch dem Gouverneur von Colorado, John Hickenlooper, und seinem Amtskollegen Steve Bullock aus Montana werden Ambitionen nachgesagt. 

Doch die Demokraten beschäftigen sich nicht nur mit der internen Vorauswahl. Ein Kampagnenteam lotet auch die Liste der möglichen Gegenkandidaten aus, sollte Trump nicht mehr kandidieren. Selbst eine republikanische Kampfkandidatur wird nicht ausgeschlossen, sollte Trump die Reihen der Partei nicht schließen können. Unter Trumps potenziellen Konkurrenten aus den Reihen der Republikaner heben die Demokraten demnach den Vizepräsidenten Mike Pence, den Gouverneur des Bundesstaates Ohio, John Kasich, die UN-Botschafterin der USA, Nikki Haley, sowie den Senator Nebraskas, Ben Sasse, hervor. Alle Genannten sprachen allerdings umgehend von übler Nachrede und Verleumdung, denn eine interne Gegenkandidatur gegen einen amtierenden Präsidenten hat in den USA etwas Anrüchiges. Noch hat Trump nicht erklärt, ob er 2020 erneut antreten will. Doch ein Unterstützerverein sammelt bereits eifrig Spenden. Ein Arzt hat unlängst festgestellt, der Präsident erfreue sich bester Gesundheit. „Ich bin noch lange nicht am Ende“, lässt dieser wissen.