19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.02.18 / Ernst Moritz Arndt gestrichen / Ihr Akademischer Senat hat beschlossen: »Die Universität in Greifswald trägt den Namen Universität Greifswald«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Ernst Moritz Arndt gestrichen
Ihr Akademischer Senat hat beschlossen: »Die Universität in Greifswald trägt den Namen Universität Greifswald«
Jan Heitmann

Die Greifswalder Universität wird den Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität ablegen. Das hat der Akademische Senat nach jahrelangen Dis­kussionen und langem formalen Hin und Her mit großer Mehrheit beschlossen. Der Senat ist ein Selbstverwaltungsorgan und oberstes Gremium der Hochschule. Allerdings haben seine Mitglieder für einen Kompromissvorschlag gestimmt, denn eine komplette Umbenennung hätte ebenso wenig die erforderliche Zweidrittelmehrheit bekommen wie eine Beibehaltung des alten Namens.

Nach diesem Beschluss wird es in der Grundordnung der Universität heißen: „Die Universität in Greifswald trägt den Namen Universität Greifswald; diesem kann nach Maßgabe einer vom engeren Senat nach Anhörung des erweiterten Senats zu beschließenden Ordnung der Namenszusatz Ernst Moritz Arndt vorangestellt werden. Dabei ist das einheitliche Auftreten der Universität im Rechtsverkehr sicherzustellen.“ Die Namensänderung tritt in Kraft, sobald das Bildungsministerium Mecklenburg-Vorpommern der Änderung der Grundordnung zugestimmt hat. Das Landeshochschulgesetz bestimmt, dass der Name jeder Hochschule in ihrer Grundordnung festgelegt wird. Über Änderungen der Grundordnung entscheidet der Senat einer Hochschule, der damit das für die Namensgebung allein entscheidende Gremium ist.

Die Mitglieder des engeren Senats hatten in der Senatssitzung im Dezember 2017 dem erweiterten Senat vorgeschlagen, bei einer Entscheidung zur Änderung des Universitätsnamens in Universität Greifswald auch über Kompromissvarianten abzustimmen, sofern sich keine Zweidrittelmehrheit findet. Zuvor hatten sich die Senatoren mit dem Ergebnis einer von ihnen in Auftrag gegeben Meinungsumfrage unter den Universitätsmitgliedern auseinandergesetzt. In dieser Umfrage sprachen sich 48,66 Prozent der Teilnehmer für den Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald und 34,38 Prozent für den Namen Universität Greifswald aus. 15,47 Prozent gaben an, dass beide Namen für sie gleichermaßen akzeptabel seien.

Die Befragungsteilnehmer kon-nten auch angeben, dass sie unentschieden sind in der Frage, welchen Namen die Universität tragen soll. Davon haben allerdings nur 1,49 Prozent Gebrauch gemacht. Weiter wurde gefragt, ob eine Kompromisslösung gut für die Universität wäre. Diese Frage beantworteten 57,18 Prozent mit Nein und 29,82 Prozent mit Ja. Insgesamt nahmen 32,7 Prozent der 15149 teilnahmeberechtigten Mitglieder der Universität an der Umfrage teil.

Vor einem Jahr hatte der Senat mit Zweidrittelmehrheit die Änderung des Universitätsnamens in Universität Greifswald beschlossen. Anfang März 2017 erhob Bildungsministerin Birgit Hesse (SPD) jedoch aus formellen Gründen Einwände gegen die beabsichtigte Änderung der Grundordnung. Daraufhin beschloss der Senat die erforderlichen Anpassungen, um volle Konformität mit dem Landeshochschulgesetz her-zustellen. Ziel waren rechtssichere Verfahren für Grundordnungsänderungen wie zum zukünftigen Namen der Universität. Nachdem die notwendigen Änderungen erfolgt waren, stellte eine Gruppe von Senatoren im Ok­tober 2017 erneut den Antrag auf Änderung des Universitätsnamens. Die Antragsteller begründeten ihren Antrag damit, dass das Festhalten am umstrittenen Namenspatron „die Darstellung der Universität als ein Ort fortschrittlicher Wissenschaft erschwert“. Hauptargument war, dass wesentliche Positionen Arndts im Gegensatz zum Leitbild der Universität stünden.

Die Hochschule führte ihren bisherigen Namen Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald seit 1933, als die preußische Staatsregierung dem Antrag des Senats auf Namensänderung stattgab. Nach der 1945 erfolgten Entnamung der Hochschule durfte der Name Arndt seit 1954 wieder im Universitätstitel geführt werden. Seit 1990 gab es immer wieder hochschulinterne, aber auch öffentlich geführte Debatten über den Namenspatron der Universität. Im Frühjahr 2010 wurde, wie es heißt, „nach eingehender wissenschaftlicher Befassung“ sowie einer öffentlichen Anhörung im Senat erstmals über eine Änderung des Universitätsnamens in der Grundordnung abgestimmt. Damals stimmten 22 Senatoren für die Beibehaltung des Namens und 14 stimmten dagegen; die notwendige Zweidrittelmehrheit für eine Änderung der Grundordnung kam somit nicht zustande.

Der auf Rügen geborene Historiker und Theologe Ernst Moritz Arndt (1969–1860) kämpfte publizistisch gegen die napoleonische Herrschaft und trat leidenschaftlich für die nationale Sache ein. Ihm schwebte ein deutscher Nationalstaat mit Erbkaisertum unter preußischer Führung vor. Lange wurde der Abgeordnete der Frankfurter Nationalversammlung als untadeliger Patriot und Verfechter der Demokratie verehrt, bis Kritiker meinten, in seinen Schriften aggressiv-nationalistische und antisemitische Positionen entdeckt zu haben.