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02.02.18 / Ein Erleuchteter / Der »Vater aller Verschwörunsgtheorien«: Adam Weishaupt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Ein Erleuchteter
Der »Vater aller Verschwörunsgtheorien«: Adam Weishaupt
Harald Tews

Sollte es stimmen, was über diesen Professor aus Ingolstadt gesagt wird, dann sieht sogar Friedrich der Große klein aus. Die Unabhängigkeit der USA, die Französische Revolution – all das soll ein gewisser Adam Weishaupt initiiert und angezettelt haben? Was stimmt, ist, dass der Aufklärer aus Bayern als Vater aller Verschwörungstheorien gilt. Das liegt vor allem daran, dass der vor 270 Jahren geborene Weishaupt den Illuminatenorden ge­gründet hat, um den sich bis heute zahlreichen Mythen ranken. 

Dabei wollte der Jesuitenschüler seinen Studenten anfangs nur mittels eines heimlichen Lesezirkels einen freien Zugang zu antiklerikaler, aufklärerischer Literatur gewährleisten. Als aber in Ingolstadt, wo er am 6. Februar 1748 geboren wurde, ein Alchemist Weishaupts Philosophiestudenten für eine unseriöse Loge abwerben wollte, ging er aufs Ganze und gründete seinerseits 1776 den Illuminatenorden, der nichts Geringeres zum Ziel hatte als die Verbesserung der Welt.

Dieses Ziel, dass in geheimen Zirkeln propagiert wurde, hat seitdem immer wieder zu verschwörungstheoretischen Spekulationen geführt. Dabei ließ Weishaupt seine Illuminaten nur der Aufklärung verpflichtete Abhandlungen schreiben, über die dann diskutiert wurde und an denen der Ordensobere, der „Basilius“, Verbesserungen vornahm. Eine Veröffentlichung dieser Aufsätze wäre von der Zensur als blasphemisch oder staatsgefährdend verboten worden. So sollten die Illuminaten einzig durch ihr aufklärerisches Handeln den Gang durch die Institutionen nehmen.

Die Unterwanderung der Ge­sellschaft scheiterte aber bereits an jener der Freimaurerlogen. Weil man zu viele Freimaurer abwarb – darunter auch Freiherr Knigge und Goethe – kam es zur Krise und schließlich zum Verbot der Illuminaten im Jahr 1785. Das aber brachte die Verschwörungstheorien erst richtig zum Erblühen. Es wurde bezweifelt, dass Weishaupt nach Gotha zum Illuminaten Herzog Ernst II. von Sachsen-Gotha-Altenburg ins Exil ging und dort 1830 gestorben sein soll, zumal dort der Grabstein verschwunden ist. Stattdessen soll er den Gothaer Illuminaten Johann Joachim Christoph Bode nach Frankreich geschickt haben, um dort die Revolution auszulösen. Weishaupt selbst soll angeblich nach Nordamerika ausgewandert sein und dort die Identität des Gründervaters der USA, George Washington, angenommen haben.

Dieser nachweisliche Quatsch ist in USA noch heute weitverbreitet. Angebliche Beweise? Nur ein Weishaupt hätte einen Weißkopfseeadler zum US-Wappentier machen und das Illuminatensymbol mit dem allsehenden Auge an der Pyramide auf die Ein-Dollar-Note drucken lassen können. 

Noch 1969 verbreiteten die US-Autoren Robert Shea und Robert Angus Wilson diese populären Theorien in ihrer satirischen Ro­mantrilogie „Illuminatus!“, wobei sie Bezug nahmen auf Leserbriefe von Verschwörungsfanatikern, die im „Playboy“ abgedruckt waren. 2003 trug Weishaupts Erbe sogar Früchte in dem Thriller „Illuminati“ des US-Bestsellerautors Dan Brown, in dem ein noch heute heimlich fungierender Illuminantenorden die Katholische Kirche in den Ruin treiben will.