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02.02.18 / Schlafender Drache / Die mythischen Welten des Hans Thoma in Baden-Baden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Schlafender Drache
Die mythischen Welten des Hans Thoma in Baden-Baden
Veit-Mario Thiede

Der Maler Hans Thoma ist für seine Schwarzwaldidyllen bekannt. Aber sein Repertoire war weit vielseitiger, wie das Baden-Badener Museum LA 8 veranschaulicht. Es zeigt Ge­mälde, Zeichnungen und Druck­grafiken aus allen Schaffensphasen des 1839 in Bernau geborenen, 1924 in Karlsruhe gestorbenen Künstlers. Zu ihnen treten bemalte Majolikafliesen und mit Reliefs ausgestattete Holzstühle.

Der Ausstellungstitel „Wanderer zwischen den Welten“ weist darauf hin, dass Thoma in vielen Motivbereichen zu Hause war. Er malte nicht nur Landschaften des heimatlichen Schwarzwaldes, sondern auch Italiens. Wiederholt vereinte er beide in einem Bild. Ebenso war er in der Welt der Mythologie heimisch. 

Viele dieser Werke haben eine groteske oder humorvolle Note. Im Ölbild „Schaumgeboren“ (1878) gewinnt die aus dem Meer aufwachsende Liebesgöttin Aph­rodite reizvolle Gestalt. Ein lieblicher Anblick, wäre da nicht ihr Begleiter Amor. Brüskierenderweise zeigt uns der kleine Liebesbote seine Kehrseite und fliegt davon. Der Rosenkranz in seinen Händen ist also nicht für uns bestimmt. Besonders wichtig war dem Künstler die Verbreitung christlicher Botschaften, wie das Gemälde „Ecce Agnus Dei“ (1906) zeigt. Johannes der Täufer weist auf Jesus Christus: „Sehet das Lamm Gottes, das die Sünden der Welt hinwegnimmt.“

Die Verbreitung und Popularität seiner Kunst beförderte Thoma seit 1891 mit Hunderten von Druckgrafiken. Die „Ruhe auf der Flucht nach Ägypten“ (1892) und viele andere fromme Motive wechseln mit komisch-melancholischen Szenen wie der des „Mü­den Helden“ (1915). Er sitzt in seiner Ritterrüstung missmutig und abgekämpft auf dem getöteten Drachen. Die Spitze seiner gegen die Schulter gelehnten Lanze ist abgebrochen. An ihrer Selle hockt ein Vogel – eine Spottdrossel? Der in die Jahre gekommene Dra­chentöter scheint der Heldentaten überdrüssig – alles vergebene Liebesmüh. Und gut möglich, dass der Drachen nicht mal tot ist, sondern nur schläft.

Als Mitarbeiter der Karlsruher Majolika-Manufaktur schuf Tho­ma Entwürfe für Reliefs, Bemalungen und Ritzzeichnungen. Den Schwerpunkt bilden christliche Szenen und Gestalten. Gern griff er auch auf seine altbewährten mythologischen Motive wie das bei Sonnenaufgang aus dem Meer auftauchende „Seeweib“ zurück.

Bislang wenig bekannt sind die nach seinen Entwürfen geschnitzten Reliefs von Stuhllehnen. Tiere spielen hier die Hauptrolle. Da legen etwa Fuchs und Hase ein Tänzchen hin und wünschen „Gut’ Nacht“.

Bis 4. März im Museum LA 8, Lichtentaler Allee 8, Baden-Baden, geöffnet Dienstag bis Sonntag 10 bis 18 Uhr, Eintritt: 7 Euro. www.museum.la8.de