20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
02.02.18 / Star des Jahres / Zwitschert plötzlich das Handy, kann ein Singvogel schuld sein

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Star des Jahres
Zwitschert plötzlich das Handy, kann ein Singvogel schuld sein
Silvia Friedrich

Sein Bestand geht dramatisch zurück. Deshalb haben der Naturschutzbund Deutschland (NABU) und der Landesbund für Vogelschutz (LBV) den Star (Sturnus vulgaris) zum Vogel des Jahres 2018 gewählt. Nach dem Waldkauz, welcher der Vogel des Jahres 2017 war, rückt somit ein Singvogel ins Licht der Öffentlichkeit. Und das ist auch bitter nötig. „Eine Million Starenpaare haben wir alleine in Deutschland in nur zwei Jahrzehnten verloren. Jetzt gilt es, den Star durch praktischen Naturschutz und Sicherung des Lebensraums zu unterstützen“, sagt LBV-Chef Norbert Schäffer. 

Leider ist der Star ein typisches Beispiel für den stillen Rückgang vieler Vogelarten. Grund, wie so oft, sind mangelnder Lebensraum und fehlende Brut- und Nahrungsmöglichkeiten. Bevorzugte Lebensräume wie Wiesen und Felder werden landwirtschaftlich intensiver genutzt. Hecken und Feldgehölze müssen verschwinden. Ersatzweise nisten Stare in Hohlräumen an Dächern, Fassaden, aber auch Laternen, wenn genügend Platz ist. 

Die Nahrung der Stare ändert sich mit den Jahreszeiten. Gerne tippelt der gesellige Vogel in Gruppen auf Wiesen auf der Suche nach Würmern und Insekten. Sie hacken mit dem kräftigen Schnabel ein Loch in den Boden und spähen mit seitlich gerichtetem Blick hinein, während sie darum herum laufen. Das nennt man auch „zirkeln“. Auf Weidetieren suchen sie nach Fliegen oder Zecken. Im Sommer und Herbst schätzen sie Früchte und Beeren, wovon Gartenbesitzer oft ein ärgerliches Lied singen können. Hocken die Stare doch zu Hauf in Kirschbäumen und bedienen sich.

Stare sind bei näherer Betrachtung wahre Schönheiten. Zur Brutzeit schillert ihr schwarzes Federkleid je nach Lichteinfall metallisch grün, blau oder violett. Das Gefieder der Weibchen verzieren kleine helle Punkte. Im Spätsommer wechseln sie ihre Federn und tragen dann ihr „Schlichtkleid“, das mit einem Perlmuster überzogen ist. Die Vögel haben herausragende Imitationstalente. Sie können ihre Umgebungsgeräusche nachahmen und in ihren Gesang einbauen. Wenn man von einem Baum plötzlich Handyklingeln, Polizeisirenen oder Hundegebell hört, kann es von einem Star kommen.

Beeindruckend sind auch die atemberaubenden Schwarmformationen. Tausende der Vögel gleiten dann perfekt aufeinander abgestimmt durch die Luft. Die spektakulären Schwärme kündigen den nahenden Herbst und baldigen Vogelzug an. Innerhalb des Schwarms orientiert sich der Star an bis zu sieben Vögeln. Zu diesen hält er im Flug immer die gleiche Position. Die wellenförmigen Bewegungen der Stare wirken wie ein eigenständiger Organismus. Es dient dem Schutz vor Greifvögeln, da die Angreifer es so schwer haben, einen einzelnen Vogel zu fixieren.

Stare aus Skandinavien oder Osteuropa überwintern bei uns. Mitteleuropäische Stare ziehen bis in den südlichen Mittelmeerraum und nach Nordafrika. Maximale Zugstrecke ist etwa 2000 Kilometer.