Der britische Historiker Ian Barnes hat eine Reihe historischer Atlanten herausgegeben. In seinem letzten Werk vor seinem Tod im Jahr 2016 hat er sich mit Russland, dem größten Land der Erde, beschäftigt. Es erstreckt sich über 9000 Kilometer vom europäischen Westen bis Wladiwostok im asiatischen Osten und über elf Zeitzonen und grenzt an fünf Meere. Die Beschäftigung mit Russland ist eine Herausforderung für jeden Wissenschaftler.
In dem Atlas „Ruheloses Russland. 3000 Jahre Geschichte in Karten“ schildert Barnes die historischen Entwicklungen seit der Landnahme der ersten slawischen Stämme bis zur Krim-Annexion im März 2014. Im Vorwort sagt er, ein Historiker müsse viele Faktoren berücksichtigen, wenn er sich mit der Geschichte Russlands auseinandersetzen will. Dazu zählten die Geografie, Ressourcen, die Bevölkerung und Probleme. „Dies alles ist in Betracht zu ziehen, will man Russland verstehen, statt Klischees zu bedienen und herabsetzende Kommentare zu verfassen.“ Er spricht einige zentrale Themen und Sachverhalte an, die erklären können, warum die russische Bevölkerung sich zu bestimmten Verhaltensweisen genötigt sah.
Das Buch stellt eine gelungene Einführung in die russische Geschichte dar. Zahlreiche thematische Karten und Fotografien machen es neben ausführlichen Texten zu einem umfangreichen Nachschlagewerk, das die russische Geschichte vom Aufstieg der Slawen, der Christianisierung, der Kiewer Rus über die Herrschaft der Zaren bis hin zur Ära Putin beschreibt. Ein großer Teil ist der russischen Revolution und den darauf folgenden Jahren gewidmet.
Im letzten Kapitel „Russlands Schattenreich“ klingt dann allerdings doch noch indirekt Kritik an Putins Nationalismus an.
Ian Barnes: „Ruheloses Russland. 3000 Jahre Geschichte in Karten“, Theiss Verlag, Darmstadt 2016, gebunden, 222 Seiten, 49,95 Euro