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02.02.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Echo-Lügen / Warum Steinmeier die Seiten wechselt, warum uns das auch nichts nützt, und worum es bei »Anne Will« wirklich ging

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 05-18 vom 02. Februar 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Echo-Lügen / Warum Steinmeier die Seiten wechselt, warum uns das auch nichts nützt, und worum es bei »Anne Will« wirklich ging

Haben Sie das mitgekriegt? Die Nachricht hätte eigentlich eine Schockwelle durch Deutschland jagen müssen. Hat sie aber nicht, was die Angelegenheit doppelt mysteriös macht. Also: Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat bei einem Besuch in Jordanien angemahnt, man müsse genau unterscheiden zwischen echten Flüchtlingen und anderen Leuten, die nur so tun, als seien sie geflüchtet, weil sie sich materielle Vorteile davon versprechen.

Das ist doch wohl der Hammer! Es ist gefühlt nur Minuten her, da wurde jeder, der diese Unterscheidung auch nur zu flüstern wagte, als Rassist, Ausländerfeind und herzloses Monster gescholten, als einer, der „die Gesellschaft spaltet“. Deshalb adeln die allermeisten Medien ja auch jeden, der sich illegal ins Land stiehlt, noch immer ohne jede Unterscheidung zum „Flüchtling“.  Und Steinmeier will da nicht mehr mitmachen? 

Warum bloß? Vielleicht, weil der Präsident nicht dermaßen mit Groko-Gesabbel beschäftigt ist, dass er gar nicht mitbekommt, was sich in seinem Land gerade tut. Mehr und mehr Deutsche scheinen den Kanal voll zu haben, wie Sie an anderer Stelle in dieser Zeitung lesen können. Dreht sich da was? Wenn ja, will unser  Staatschef nicht auf der falschen Seite stehen. Ergo gilt es, ebenso rasch wie dreist die Fronten zu wechseln.

Allerdings sollten sich jene, die immer schon unterschieden haben zwischen echten Flüchtlingen und falschen Fuffzigern, nicht einbilden, sie würden jetzt rehabilitiert. Nichts da: Einmal „Pack“, immer „Pack“! 

Es gibt nur eines, das noch verwerflicher ist, als gegen den Strom der Mächtigen zu schwimmen, und das ist: vor den Mächtigen recht gehabt zu haben. Dann sehen die Machthaber in uns nämlich jemanden, der ihnen vorhalten könnte, was sie angerichtet haben. 

So einen muss man nicht nur bekämpfen, den muss man moralisch derart gründlich ausschalten, dass er die Klappe nicht mehr aufkriegt. Oder ihm zumindest keiner zuhört. 

Die Presse wird der Politik beim Ausschalten helfen, schon aus eigenem Interesse. Denn was droht, wenn das „Pack“ fragt, ob die Medien gelogen haben, als sie alle Zuwanderer zu „Flüchtlingen“ erklärt haben, obwohl sie wussten, dass sie damit die Wahrheit verbiegen? Flugs wären wir wieder beim bösen Wort von der Lügenpresse, welches jenen, auf die es passte, schwere seelische Wunden geschlagen hat.

Die Wunden sind allerdings rasch verheilt. Vergangenen Dienstag berichtete eine angesehene Tageszeitung aus Frankfurt am Main (also nicht die „Rundschau“), dass 58 Prozent der Deutschen es richtig fänden, „dass Flüchtlinge mit lediglich subsidiärem Schutz ihre Familien nicht nachholen dürfen“. Und womit war diese Meldung überschrieben? „Mehrheit für begrenzten Familiennachzug“, was doch nahelegt, dass die Mehrheit für und nicht gegen den Familiennachzug votiert, wenn auch nur „begrenzt“.

Wir sehen: Man muss gar nicht platt lügen. Jeder Medienkundige weiß, dass die suggestive Wirkung von Überschriften jene des darunterstehenden Textes weit übertrifft. Wenn also die Überschrift glauben macht, dass die Mehrheit für Familiennachzug ist, hat man die erwünschte Wirkung schon erzielt. Und wenn einer „Lüge“ ruft, kontert man, dass ja „begrenzt“ dabeistand und im Text darunter alles korrekt war.

Eine weitere, hochentwickelte Form des Flunkerns könnte man als „Echo-Lügen“ bezeichnen. Besonders in Diktaturen geriet diese Methode zu höchster Reife. Es geht so: Die „Experten“ wissen, dass der Diktator nur schöne Zahlen über die Entwicklung des Landes hören will. Daher fabrizieren sie ihm diese Zahlen gern, sie wollen ja ihren Posten behalten.

Auf dem Parteitag verbreitet der Diktator diese Daten, die unzweifelhaft seien, weil ja von den „Experten“ vorgelegt, und lässt sich für den bewiesenen Erfolg seiner Politik feiern. Der Potentat hat also nicht gelogen, er hat bloß die nötige Atmosphäre der Angst erzeugt, in der keiner mehr die Wahrheit zu sagen wagt.

Das funktioniert selbstverständlich auch in Demokratien, wenn die Angst vorm Aussprechen der Wahrheit hinreichend verwurzelt ist. Bei der „Anne Will“-Sendung zum Antisemitismus in Deutschland vergangenen Sonntag konterte die Berliner Staatssekretärin Sawsan Chebli eine Frage nach muslimischem Judenhass mit der Auskunft: „90 Prozent aller antisemitischen Delikte wurden im vergangenen Jahr von Rechtsradikalen begangen.“

Merkwürdig: Die „Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus“ kam bei einer breit angelegten Umfrage unter Juden zu dem Resultat, dass  62 Prozent der antijüdischen Beleidigungen und sogar 81 Prozent der körperlichen Angriffe auf Juden in Deutschland zwischen Mitte 2016 und Mitte 2017 von Moslems ausgingen.

Nanu! Wo hat Chebli bloß ihre Zahl her? Vermutlich vom Bun­desinnenministerium, das sich auf die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) stützt. Von Zeit zu Zeit sickern anonyme Berichte von Polizisten durch, wonach in ihrer Behörde aus politischen Gründen so einiges unter den Tisch fällt. Warum? Weil die führenden Polizei­kader letztlich vom Wohlwollen der Politiker abhängig seien. Denen wollten sie verständlicherweise nicht in die Quere kommen, wenn der Minister seinen Wählern gerade wieder versprochen hat, dass von der Grenzöffnung keinerlei erhöhte Gefahr ausgehe. 

Seitdem Kölns Polizeipräsident die Silvesternacht von 2015/16 zum friedlichen Fest zurechtgeschminkt hatte, bis ihn seine Lügen aus dem Amt fegten, sind wir geneigt, solch anonymen Berichten Beachtung zu schenken.

Überdies hat die PKS auch eine ganz eigene Art, die antisemitischen Delikte zuzuordnen. Wenn nämlich kein konkreter Täter ermittelt werden kann, geht jede antijüdische Attacke und jede Hakenkreuzschmiererei automatisch auf das Konto „rechtsextrem motiviert“. 2014 grölten beispielsweise rund 20 Personen aus einer radikal-islamischen Demo in Berlin heraus „Heil Hitler!“ in Richtung von Gegendemonstranten, welche die Israelfahne schwenkten. Da man der Täter nicht persönlich habhaft wurde, ging der Vorgang als „Politisch motivierte Kriminalität Rechts“ in die Statistik ein.

Cheblis „90 Prozent“ stammen also wahlweise aus systematisch falscher Zuordnung („rechts“ statt „ungeklärt“) oder den verschwitzten Zwecklügen karrierebewuss­ter Spitzenbeamter. In jedem Falle kann der Staatssekretärin niemand vorwerfen, sie habe gelogen. Sie hat sich nur auf die Daten der „Experten“ gestützt.

Andere Zahlen hätten die Dis­kussion bei „Anne Will“ in schwere See gestürzt, denn dort war man viel mehr am Antisemitismus der Deutschen interessiert. 

In der Runde saß auch Wenzel Michalski, Direktor der deutschen Sektion der US-Menschenrechtsorganisation „Human Rights Watch“. Michalski ist selber Jude und musste über seinen Sohn Bekanntschaft machen mit Antisemitismus in Berlin. Als an der Schule von Michalski junior bekannt wurde, dass er Jude ist, begann für den Jungen eine Höllenfahrt. Er wurde von Mitschülern massiv beschimpft und bedrängt, sogar eine Scheinhinrichtung zogen ältere Schüler mit ihm ab.

Was für Schüler das denn gewesen seien, wollte die Moderatorin wissen. Michalski antwortete: ausnahmslos Kinder „türkischer und arabischer Abstammung, wie ich leider sagen muss“.

Leider? Wieso leider? Wäre es ihm lieber gewesen, wenn deutsche Gören seinen Jungen malträtiert hätten? Nach diesem seltsamen Seufzer des Herrn Michalski grub sich mir eine Frage quälend durch den Kopf: Worum ging es an diesem Abend bei „Anne Will“ eigentlich wirklich? Tatsächlich um Antisemitismus? Oder nicht doch viel eher um die Frage, wie wir ein möglichst düsteres Bild von den Deutschen zeichnen? Man kann da schon so einen Verdacht bekommen.