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09.02.18 / Warum gerade Usbekistan? / Was das zentralasiatische Land zur Brutstätte des Terrors macht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-18 vom 09. Februar 2018

Warum gerade Usbekistan?
Was das zentralasiatische Land zur Brutstätte des Terrors macht
Wolfgang Kaufmann

Vier der folgenschwersten Anschläge des vergangenen Jahres wurden von usbekischen Moslems verübt. Ebenso kämpfen zahlreiche junge Männer aus Usbekistan in den Reihen des Islamischen Staates (IS) und ähnlicher Gruppierungen. Das wirft die Frage auf, wieso gerade das zentralasiatische Land zwischen Aralsee und dem Hochgebirge Tienschan eine derartige Brutstätte des Terrors ist. 

In der Nacht zum 1. Januar 2017 erschoss Abdulkadir Mascharipow 39 Gäste des Istanbuler Nachtclubs „Reina“. Dem folgten am 3. und 7. April ein Anschlag auf die U-Bahn in Sankt Petersburg mit 14 Toten und die Lkw-Amokfahrt im Zentrum von Stockholm, die fünf Opfer forderte. Die Täter hier: Akbarschon Dschalilow und Rachmat Akilow. Außerdem ermordete Sajfulla Saipow am 31. Oktober 2017 in New York noch weitere acht Menschen mit einem Kraftfahrzeug. Alle diese Täter gehören dem Volk der Usbeken an.

In der ehemaligen mittelasiatischen Sowjetrepublik bekennen sich heute rund 90 Prozent der knapp 32 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung zum Islam – und etwa jeder zehnte Bewohner des Landes gilt als radikaler Moslem. Die Ursache hierfür liegt in dem Wertevakuum und der daraus resultierenden religiösen Renaissance nach dem Auseinanderbrechen der UdSSR im Jahre 1991. Hierdurch entstanden nicht nur zahlreiche neue Moscheen und Koranschulen. 

Vielmehr wurde Usbekistan, das ein Drittel größer als Deutschland ist, auch zu einem Tummelplatz für fünf islamische Terrororganisationen, nämlich al-Kaida, Hizb ut-Tahrir (Partei der Befreiung), Akramiya (benannt nach dem Moslem Akram Juldashew), Ozbekiston Islomiy Harakati (Islamische Bewegung Usbekistan, IBU) und Ittihad al-Jihad al-Islami (Islamische Dschihad-Union). Diese Gruppierungen, allen voran die IBU, verübten zahlreiche Anschläge im Lande, so beispielsweise im Februar 1999 sowie März, April und Juli 2004 gegen westliche Botschaften und andere Ziele in der Hauptstadt Taschkent. Und im Jahre 2000 marschierten sogar Kampfeinheiten der IBU bis auf 60 Kilometer an Taschkent heran.

Ziel der Aktionen war eine Destabilisierung Usbekistans, dessen säkulare Staatsführung eng mit den USA und der NATO kooperierte und nach dem 11. September 2001 auch Luftwaffenstützpunkte für Angriffsoperationen gegen die Taliban in Afghanistan zur Verfügung stellte. Deshalb ging die Regierung in Taschkent zunehmend härter gegen die radikalen Moslems vor. 

Diese zettelten daraufhin 2005 einen regelrechten Aufstand im Ferghanatal an der Grenze zu Kirgisistan an. Dessen kompromisslose Niederschlagung durch usbekisches Militär forderte mehrere hundert Opfer und trug sehr zur weiteren Radikalisierung der muslimischen Bevölkerung bei. Letzteres galt freilich auch für das Wirken der zahlreichen Prediger, die aus Saudi-Arabien in die zentralasiatische Republik strömten und im Solde der Herrschenden in Riad standen. Durchaus zutreffend konstatierte der usbekische Präsident Islom Karimow durchaus zutreffend, sein Land werde nun vom „Gespenst des Wahhabismus“ bedroht.

Und dann fasste in letzter Zeit auch noch der IS in Usbekistan Fuß. Verantwortlich hierfür war vor allem der Bedeutungsschwund der IBU, die aufgrund des Verfolgungsdruckes nach Afghanistan und Pakistan ausweichen musste. Darüber hinaus besitzt der IS wegen seiner größeren Ressourcen und bisherigen Erfolge im Dschihad jetzt einfach die größere Anziehungskraft.