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09.02.18 / Höhen und Tiefen / Wie Russlands Wirtschaft den Sanktionen trotzt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-18 vom 09. Februar 2018

Höhen und Tiefen
Wie Russlands Wirtschaft den Sanktionen trotzt
Manuela Rosenthal-Kappi

Obwohl die russische Wirtschaft den Sanktionen des Westens bislang trotzen konnte, sieht die Zukunft keineswegs rosig aus. Im vierten Quartal sorgte vor allem die Industrieproduktion für schlechte Zahlen. Mit nur einem Prozent erreichte sie nur die Hälfte des vom Wirtschaftsministerium prognostizierten Wachstums. 

Für 2018 erwarten dennoch die Chefs von Rohstoffunternehmen und von verarbeitenden Betrieben eine Verbesserung der Wirtschaftslage. Die schlechten Zahlen im vierten Quartal 2017 erklärt man sich mit der allgemein schlechten Konjunktur durch die Einigung mit der OPEC auf ein Öl-Förderlimit. Im November und Dezember hatte besonders die Metallverarbeitung unter einem hohen Rückgang zu leiden. Die Statistikbehörde Rosstat sieht allerdings keinen Grund zur Beunruhigung. Der Rückgang im Dezember sei saisonbedingt, man habe in den acht Monaten zuvor ein ununterbrochenes Wachstum verzeichnet. 

Für 2018 prognostiziert das Wirtschaftsministerium ein Industriewachstum von 2,5 Prozent. Grund zur Sorge bereite allein die sinkende Nachfrage bei den Förderfirmen, die bereits im vergangenen Jahr ein Minus von 20 Prozent verbuchen mussten. 

Dennoch erwartet jeder vierte Unternehmer eine Besserung. Ein Wachstum von 1,7 Prozent gilt als realistisch. Auch, wenn Russland bestrebt ist, sich vom Import unabhängig zu machen und erste Erfolge bei der Landwirtschaftsförderung erkennbar sind, ist die russische Wirtschaft nach wie vor vom Rohstoffexport abhängig. Die Entwicklung des Ölpreises hängt wie ein Damoklesschwert über allem: Sinkt dieser auf 30 bis 40 US-Dollar pro Barrel, machen die Verluste jeden noch so kleinen Gewinn wieder zunichte. 

Ein großes Problem stellt daneben die geringe Binnennachfrage dar. Um dem entgegenzuwirken, gibt es seit dem Beginn der sanktionsbedingten Krise staatlich subventionierte zinsgünstige Kredite für Verbraucher. Finanziert wird inzwischen alles: Ob Geld für Weihnachtsgeschenke, Kleidung, Luxusgegenstände, Schönheits-Op, Urlaubsreisen, Technik oder auch nur die nächste Verabredung sowie Kinokarten – viele Russen verschulden sich, um ihren einmal erreichten Lebensstandard zu halten. 2017 wurden Kredite in Höhe von umgerechnet 807 Millionen Euro neu vergeben, das sind 

37 Prozent mehr als im Vorjahr. Dabei werden die Laufzeiten der Kredite immer länger und das, obwohl die Einnahmen der Kreditnehmer im Durchschnitt um zehn Prozent zurückgegangen sind, 

Die russische Zentralbank schlägt Alarm. Sie will die Regeln für die Kreditvergabe zumindest für Immobilienkredite verschärfen, weil absehbar ist, dass in Zukunft eine Großzahl an Krediten platzen wird. Die Bank fordert mindestens 15 Prozent Eigenkapital von Bauherren. Dagegen protestiert die Immobilienbranche. Sie befürchtet einen Zusammenbruch des Markts, da diese Regelung zirka ein Drittel der Kaufinteressenten ausschließen würde, die über kein Eigenkapital verfügen. Bei sinkendem Realeinkommen und erhöhten Ausgaben bleibe den Menschen keine Möglichkeit zum Sparen. Bewohner der Provinz sind besonders betroffen, da dort die Gehälter ohnehin viel niedriger sind als in den Städten. Sie könnten sich kein Eigenheim mehr leisten.