28.03.2024

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09.02.18 / Hexentanz

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-18 vom 09. Februar 2018

Hexentanz
Harald Tews

Die durch „MeeToo“ ausgelöste kollektive Hysterie hat nun auch die Kunst erfasst. Wegen Sexismus werden alte Gemälde abgehängt, auf denen nackte Frauenbrüste zu sehen sind. Und von der Fassade der Berliner Alice-Salomon-Hochschule wird jetzt Eugen Gomringers Gedicht „Avenidas“ getilgt, weil empfindsame Gemüter es als sexistisch auffassen könnten.

Doch selten haben sich in Politik und Gesellschaft alle so schützend vor die Kunst gestellt. Im Falle der harmlosen „Avenidas“-Wortfetzen sprach sogar Kulturstaatsministerin Monika Grütters von einem „Akt der Kulturbarbarei“. Die kollektive Entrüstung ist leicht zu erklären: „MeeToo“ hat einen bösen Geist der Vergangenheit geweckt. Von der wegen Sexismus begründeten Kunstzensur ist es nicht weit zu Bücherverbrennungen und „Entartung“ von Kunst. Das erzeugt eine Abwehrhaltung. Doch aus falscher Solidarität zur Anti-Sexismus-Kampagne wagt es keiner, die daraus resultierende moderne Hexenverfolgung auch zu bekämpfen.

Was folgt als Nächstes? Wird Rock-Musik demnächst nur noch in einem Museum verbotener Kunst zu hören sein? Wohl kaum. Darin offenbart sich das Heuchlerische dieser Sittenwächter. Sie suchen sich nur die schwächsten Opfer aus, während sie selbst zur Rock-Musik, deren Lyrik garantiert zu 90 Prozent sexistisch ist, tanzen.