25.04.2024

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09.02.18 / Kalinin muss ins Körbchen / FIFA-Forderung: Alle Sowjet-Symbole müssen für die Zeit der WM aus Königsberg weichen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 06-18 vom 09. Februar 2018

Kalinin muss ins Körbchen
FIFA-Forderung: Alle Sowjet-Symbole müssen für die Zeit der WM aus Königsberg weichen
Jurij Tschernyschew

Die FIFA macht es zur Bedingung, die Russische Fußball-Union erklärt sich einverstanden: Während der Austragung der WM-Fußballspiele im Königsberger Gebiet müssen alle Symbole, die an die kommunistische Vergangenheit erinnern, verdeckt werden. Die Straßennamen müssen lateinisch beschriftet sein. 

 Die Vorbereitung auf die Fußballweltmeisterschaft wirkt sich immer mehr auf den Alltag der Königsberger aus. Sie betreffen das Aussehen der Stadt, ihre Infrastruktur, den öffentlichen Personennahverkehr, die Sicherheit, touristische Anziehungspunkte und vieles mehr. Doch es gibt auch eine Neuerung, die viele anfangs für einen Scherz hielten. Dass dem nicht so ist, wurde allmählich jedem klar: Es geht darum, dass die FIFA gefordert hat, die Straßen zu „entkommunisieren“, das heißt, sie temporär umzubenennen und die Straßen der Städte, die an der Meisterschaft teilnehmen, in lateinischen Buchstaben auszuschildern. 

Nach Verhandlungen mit der offiziellen russischen Seite wurde vereinbart, alle kommunistische Symbolik von den Straßen der Städte zu entfernen, in denen Spiele der Fußball-WM 2018 ausgetragen werden. Das bedeutet konkret, dass die Straßen befristet umbenannt werden müssen, und dass auch noch vorhandene sowjetische Symbole an Gebäuden und Objekten, die sich an den Hauptstraßen der Städte befinden und entlang der sogenannten Protokollstrecke, vor den Blicken des Besuchers verdeckt sein müssen. Auf diese Weise soll verhindert werden, dass sich ausländische Fans – besonders die aus osteuropäischen Ländern – durch den Anblick der Symbole emotional mit der kommunistischen Vergangenheit konfrontiert sehen.  

Ungeachtet dessen, dass diese Maßnahmen erst zum Beginn der WM durchgeführt werden müss-ten, hat man sich in Königsberg schon an die Arbeit gemacht. Ein Teil der Straßen hat englische Namen erhalten. Bei der Umbenennung der Straßen sollte die Transliteration angewendet werden, das heißt, die Übertragung der russischen Buchstaben in englische. Ins Englische übersetzt werden nur die Wörter „uliza“, „prospekt“, „bulwar“, „nabereschnaja“, „pereulok“, „alleja“, „projesd“. Die Straßen heißen dann etwa „street“, „boulevard“ und „avenue“.

Doch bei der Umsetzung der geforderten Transliteration gibt es einige Unstimmigkeiten. Und das ist nicht verwunderlich, denn mit der Herstellung und Anbringung der neuen Schilder an den Häusern der betroffenen Straßen wurden verschiedene Firmen beauftragt. So kommt es, dass an einem Haus zum Beispiel ein Schild in der Schreibweise „Oktyabrskaya ulica“ hängt, und an einem anderen „Oktiabrskaya street“. Auf den Schildern des Lenin-Prospekts hängen Schilder wie „Leninskii ave.“ und „Leninski ave.“. Außerdem beschriften einige Firmen die Schilder auch in russischer Sprache. 

Die FIFA hat der Russischen Fußball-Union und dem WM-Organisationskomitee für die Durchführung der Änderungen schon gedankt. Zu Beginn der Spiele wird die Stadtbehörde alle Gegenstände, welche die FIFA-Inspektoren als „Elemente der Propaganda für das Sowjetregime“ qualifizieren, verstecken oder von der Straße entfernen müssen. Wahrscheinlich wird es so aussehen, dass die Denkmäler Lenins, Kalinins und anderer Prominenter der Sowjetzeit in speziellen Boxen platziert werden, die Werbung für Sportveranstaltungen tragen. Im Zuge dieser Maßnahmen wurde bereits darüber diskutiert, einige dieser Denkmäler überhaupt zu entfernen und sie an einen anderen Ort zu bringen. Die Königsberger sind indessen gespannt, welche Überraschungen die WM-Vorbereitungen ihnen sonst noch bringen werden.