Der neue Regionalratspräsident der französischen Region Grand-Est, Jean Rottner, hat eine Charmeoffensive begonnen, um die Herzen seiner Landsleute zurückzugewinnen, die mit dem Verlust ihrer Region Elsass auch den Verlust ihrer Identität befürchten. Der ausgebildete Arzt war von Mai 2010 bis Oktober 2017 Oberbürgermeister von Mülhausen. Rottner ist auch Präsident des französischen Städtetages.
Bis zu Schaffung der neuen Großregion gehörte auch Rottner zu den Kritikern dieser Gebietsreform, der die Elsässer ihre Eigenständigkeit opfern mussten. Seinen Meinungsumschwung stuften damals viele Elsässer als Verrat ein. Dieser Vorwurf scheint ihn doch beeindruckt zu haben, denn er bemüht sich seither, seine Landsleute mit der neuen Großregion zu versöhnen. So kündigte er kürzlich die Gründung einer „Elsass-Gruppe“ an, die sich „für die Aufwertung der elsässischen Identität“ einsetzen soll. In ihr sind viele Persönlichkeiten vertreten, die sich für eine Wiederbelebung der elsässischen Sprache und Identität einsetzen. Dazu gehören unter anderem Christian Hahn, Präsident des Kulturrates des Elsass, Pascale Ehrart, Dialektologin an der Universität Straßburg, Thiery Kranzer, Vorsitzender des Internationalen Fonds zur Erhaltung der elsässischen Sprache und Isabelle Schoepfer, Direktorin des Büros für Sprache und Kultur des Elsass.
Zusätzlich machte Rottner eine Million Euro locker, um den zweisprachigen Unterricht der deutsch-französischen ABCM-Schulen, die einst gegen den Willen der Behörden von Bürgerinitiativen gegründet worden waren, zu unter- stützen. „Der Verlust der regionalen Identität wäre für das Elsass eine Tragödie“, ließ Rottner wissen – allerdings in französischer Sprache.