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16.02.18 / Pohlheim erzürnt Erdogan / Die Stadt plant ein Denkmal für christliche Opfer der Osmanen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-18 vom 16. Februar 2018

Pohlheim erzürnt Erdogan
Die Stadt plant ein Denkmal für christliche Opfer der Osmanen
Bodo Bost

Der Generalkonsul der Türkei in Frankfurt Burak Kararti, hat mit einem geharnischten Protestbrief reagiert, in dem er den Vorwurf erhob, die geschichtlichen Ereignisse um die Behandlung von Christen im Osmanischen Reich während des Ersten Weltkrieges zu verdrehen. Anlass des Protestes sind die Planungen der hessischen Kleinstadt Pohlheim, an den Genoizid an Armeniern und anderen christlich religiösen Minderheiten im Osten des damaligen Osmanischen Reiches mit einem Denkmal zu erinnern. Bereits vergangenes Jahr hatte Pohlheims Stadt­rat einstimmig die Errichtung einer derartigen Erinnerungsstätte beschlossen. Sie wäre die erste dieser Art auf öffentlichem beziehungsweise städtischem Boden in Deutschland. 

Hintergrund ist, dass im Landkreis Gießen, zu dem Pohlheim gehört, derzeit mehr als 4000 Menschen mit aramäischen, assyrischen und chaldäischen sowie pontos-griechischen Wurzeln leben, die weitaus meisten davon in Pohlheim. Sowohl für die CDU wie auch für die SPD sitzen Aramäer in dessen Stadtrat. Beide betonten, dass das Denkmal gegen niemanden gerichtet sei, es spreche aber für die Opfer, die keine Stimme mehr hätten. 

Während die Stadt selbst das Grundstück zur Verfügung stellen will, soll das Denkmal selbst mit Spenden bezahlt werden. Die orientalischen religiösen Gemeinschaften wollen mit Hand anlegen, um mit der Eigenarbeit Geld zu sparen. Zur Koordinierung des Projektes wurde ein Beirat gegründet. Nach derzeitigem Planungsstand ist die Einweihung des Denkmals für den 1. Juni dieses Jahres vorgesehen.

Die Reaktionen auf die Initiative waren überwiegend positiv, abgesehen vom Protestbrief des türkischen Generalkonsuls in Frankfurt, der nicht wirklich überrascht. Mit ihm setzt die türkische Regierung vielmehr die Politik fort, mit der sie schon vor zwei Jahren auf die Resolution des Bundestages reagiert hatte, in der die Ermordung der Christen im Osmanischen Reich als „Völkermord“ bewertet worden war. Damals hatte der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit diplomatischer „Rache“ gedroht. 

Weniger konsequent und stringent als die Haltung der türkischen Regierung ist hingegen die der Grünen. Der Antrag zu der von der Türkei kritiserten Bundestagsresolution war seinerzeit auf Vorschlag der Fraktion der Grünen eingebracht worden. In Pohlheim jedoch kam das deutsche Gegenfeuer ausgerechnet von den Grünen, die bei der entscheidenden Abstimmung mit Abwesenheit geglänzt hatten und nun auf den Protestbrief des Generalkonsuls eingehen wollten – im Gegensatz zu dem von der CDU gestellten Bürgermeister Pohlheims, der sich jede Einmischung in kommunale Entscheidungen von Seiten einer ausländischen Vertretung verbat. 

Ein Grund für dieses gespaltene Verhalten der Grünen könnte sein, dass die hessischen Grünen zwar eine Koalition mit der CDU eingegangen sind, ihr Landesvorsitzender Tarek Al-Wazir aber fest zu seinen arabisch-jemenitischen Wurzeln steht im Gegensatz zum ehemaligen Bundesvorsitzenden Cem Özdemir, für den der türkische Präsident bezeichnenderweise seit zwei Jahren einen Bluttest fordert.