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16.02.18 / Primus in Europa / Nur die USA meldeten 2016 mehr Patente beim Europäischen Patentamt an

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-18 vom 16. Februar 2018

Primus in Europa
Nur die USA meldeten 2016 mehr Patente beim Europäischen Patentamt an
Friedrich List

Der deutsche Erfindergeist ist ungebrochen. Während mittlerweile viele Patente auf die Arbeit von Teams in Industrie und Forschung zurückgehen, reichen weiterhin unzählige Einzelpersonen Patente ein. Darunter sind nach wie vor Tüftler mit eigener Werkstatt, die im Hauptberuf etwas anderes machen. Viele sind aber auch kleine oder mittelständische Unternehmer. 

Bei den Patentanmeldungen an das in München sitzende Europäische Patentamt (EPA) liegen Forscher und Tüftler aus dem bevölkerungsreichsten Mitgliedsstaat der Europäischen Patentorganisation (EPO) recht weit vorne. Deutschland konnte 2016 mit rund 25100 europäischen Patentanmeldungen seine Spitzenposition in Europa vor Frankreich, der Schweiz und den Niederlanden festigen. Geschlagen geben musste sich das Land der Dichter und Denker nur von einem außereuropäischen Land, den USA. Dafür heimste in jenem Jahr die in Stuttgart sitzende Robert Bosch GmbH die meisten erteilten Patente ein, nämlich 1482. Besonders anmeldestark waren deutsche Unternehmen in den Kategorien elektrische Maschinen, Geräte und Energie, Messtechnik, organische Feinchemie und Medi-zintechnik. 

Wer sich die Preisträger des Europäischen Erfinderpreises aus den letzten Jahren ansieht, findet auch hier Deutsche auf den vorderen Plätzen. So erhielten im vergangenen Jahr gleich drei Bundesbürger die vom EPA in sechs Kategorien verliehene Auszeichnung: Günter Hufschmid aus Sachsen-Anhalt in der Kategorie Kleine und Mittlere Unternehmen (KMU), Günter W. Heim aus München mit Laurent Lestarquit, José Ángel Ávila Rodríguez, Jean-Luc Issler und Lionel Ries in der Kategorie Forschung sowie der Lübecker Robert Huber mit James G. Fujimoto und Eric A. Swanson in der Kategorie außereuropäische Erfindungen. 

Der Unternehmer Hufschmid entwickelte mit seinem Team eine extrem saugfähige, watteartige Substanz zur Bekämpfung von Ölteppichen. Die Wachswatte kann fast das Siebenfache ihres Eigengewichts an wasserabstoßenden Flüssigkeiten aufnehmen. Sie eignet sich also nicht nur zum Aufsaugen von ausgetretenem Öl, sondern auch zum Aufnehmen anderer Chemikalien-Verschmutzungen. Hufschmids Wachswatte ist zudem wiederverwendbar. Es bleiben keine chemischen Rückstände zurück. In der Praxis ist das Produkt bereits erprobt, so beim Aufsaugen von Heizöl während des Hochwassers in Süddeutschland 2013 oder bei Reinigungsarbeiten im Nigerdelta. Außerdem wird die Watte genutzt, um Lecks in den Ölleitungen von Windrädern abzudichten. 

Die zweite prämiierte Lösung hilft vom All aus bei der Orientierung auf der Erde. Der Münchener Signaltechnikspezialist Günter W. Hein gehört mit seinem Team zu den europäischen Wissenschaftlern und Ingenieuren, die am neuen europäischen Satelliten-Navigationssystem Galileo arbeiten. Die Gruppe um Hein steuerte die wichtigste Komponente des im Aufbau befindlichen europäischen globalen Satellitennavigations- und Zeitgebungssystem unter ziviler Kontrolle bei: eine extrem genaue Signaltechnologie. Sie sorgt dafür, dass Positionsbestimmungen durch Galileo bis in den Zentimeterbereich hinein präzise sind und vielfältige Dienste und Anwendungen auch im zivilen Bereich erlauben. Damit liegt das europäische Satellitensystem vor der US-amerikanischen und russischen Konkurrenz. Dieselbe Technologie sorgt auch dafür, dass das System mit dem US-amerikanischen GPS-Netz und den russischen GLONASS-Satelliten Daten austauschen kann.

Dagegen ermöglicht die Technologie des Physikers Robert Huber und seiner US-amerikanischen Kollegen James G. Fujimoto und Eric Swanson tiefe Einblicke in den menschlichen Körper. Zum ersten Mal ist es möglich, in Echtzeit hochauflösende und dreidimensionale Bilder von menschlichem Gewebe zu erzeugen, ohne dass dafür etwa Gewebe entnommen werden muss. Bei dieser Optischen Kohärenztomografie (OCT) tasten schwache Lichtstrahlen das Gewebe ab, während das Gerät die Zeitverzögerung zwischen den Reflektionen der einzelnen Lichtpulse misst. So entsteht im Computer ein Drei-D-Bild. Genutzt wird OCT bereits in der Krebsvorsorge, in der Augenheilkunde und bei der Behandlung von Hautkrankheiten.