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16.02.18 / Vorspiel zur Katastrophe / Vor 75 Jahren erfolgte der erste Bombenanschlag auf das World Trade Center

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-18 vom 16. Februar 2018

Vorspiel zur Katastrophe
Vor 75 Jahren erfolgte der erste Bombenanschlag auf das World Trade Center
Wolfgang Kaufmann

Im Februar 1993 kam es zum ersten großen islamischen Terroranschlag auf dem Boden der Vereinigten Staaten von Amerika. Er richtete sich gegen das World Trade Center (WTC) in New York City und verursachte erhebliche Schäden an den Doppeltürmen, die am 11. September 2001 nach einer weiteren terroristischen Attacke in Schutt und Asche sanken.

Niemand achtete auf den gelben Kleintransporter Ford „Econoline“, der am Mittag des 26. Februar 1993 in die sechsstöckige Tiefgarage unter dem WTC im Financial District des New Yorker Stadtteils Lower Manhattan rollte und schließlich um 12.06 Uhr auf Ebene B-2 abgestellt wurde. Ebensowenig erregten die beiden Männer, die anschließend eilig das Weite suchten, irgendwelches Aufsehen. Dabei handelte es sich bei ihnen um zu allem entschlossene islamische Terroristen. Der in Kuwait geborene Pakistani Ramzi Yousef alias Abdul Basit Mahmoud Abdul Karim und der Jordanier Eyad Ismoil hatten den Wagen, den sie nun zurückließen, mit Hilfe von fünf Komplizen in eine rollende Bombe verwandelt. In seinem Laderaum befanden sich 590 Kilogramm hochbrisantes Harnstoffnitrat samt untergemischter Aluminium-, Magnesium- und Eisenpartikel, welche die Detonation noch zusätzlich verstärken sollten – genau wie die hinzugefügten drei Behälter mit flüssigem Wasserstoff.

Diese ausgeklügelte Sprengladung explodierte um 12.18 Uhr im Untergeschoss zwischen den jeweils über 400 Meter aufragenden Twin Towers und verursachte dadurch Schäden in Höhe von 500 Millionen US-Dollar sowie chaotische Zustände im gesamten Gebäudekomplex des WTC. Die Explosion riss ein 60 mal 30 Meter messendes Loch in den Boden am Fuße der Türme und der vier Ebenen der Tiefgarage. Dichter Rauch drang durch zerstörte Fenster und Aufzugstüren über 93 der insgesamt 110 Stockwerke nach oben. Gleichzeitig fiel der Strom aus. Deshalb mussten die 80000 Menschen, die zum Zeitpunkt des Anschlages im WTC weilten, durch die dunklen, verqualmten Treppenhäuser ins Freie geleitet werden. Fast die Hälfte aller diensthabenden Feuerwehrmänner der Stadt kam dabei zum Einsatz. Trotz dieses Aufwandes erlitten 1042 Personen Rauchvergiftungen, Herzattacken und Verletzungen aller Art. Und es gab sechs Tote im Bereich der Tiefgarage: John DiGiovanni, Robert Kirkpatrick, Stephen Knapp, Bill Macko, Wilfredo Mercado und Monica Rodriguez Smith, eine Sekretärin, die im siebenten Monat schwanger war.

Als Täter vermuteten die Sicherheitsbehörden zunächst Extremisten aus dem ehemaligen Jugoslawien, wo damals der Bürgerkrieg mit US-amerikanischer Beteiligung tobte. Dann jedoch fand das Ermittlerteam in der Tiefgarage Trümmerteile des Ford-Transporters und heraus, dass Mohammad Salameh das Fahrzeug vor dem Anschlag gemietet hatte. Der Palästinenser konnte aufgespürt und verhaftet werden. Wenig später identifizierten die Fahnder dann weitere Mitglieder der Terrorgruppe: Mahmud Abouhalima aus Ägypten, die Palästinenser Nidal Ayyad und Ahmed Mohammad Ajaj sowie eben Yousef und Ismoil. Diese fünf Personen gingen den US-Behörden allesamt nach und nach ins Netz, obwohl sie teilweise ins Ausland geflüchtet waren. Außerdem wurde auch der blinde ägyptische Prediger Umar Abd ar-Rahman wegen seiner Teilnahme an der „Verschwörung, Bauwerke in die Luft zu sprengen“, festgenommen. Er galt als der spirituelle Kopf des Ganzen und soll früher schon einer der Drahtzieher des Attentates auf den ägyptischen Präsidenten Muhammad Anwar as-Sadat im Jahre 1981 gewesen sein.

Für ihre Mitwirkung an dem Bombenanschlag auf das World Trade Center erhielten die genannten Moslems Freiheitsstrafen von 240 Jahren bis lebenslänglich, die sie momentan in der Hochsicherheitshaftanstalt ADX Florence in Colorado verbüßen – mit Ausnahme von ar-Rahman, der am 18. Februar vergangenen Jahres im Bundesgefängnis von Butner starb. Damit blieb nur ein Beteiligter am Bau der Sprengladung vom langen Arm der US-Justiz verschont, nämlich der Iraker Abdul Rahman Yasin. Der kam zwar ebenfalls im März 1993 in Haft, setzte sich dann aber in den Nahen Osten ab, nachdem die US-Bundespolizei FBI ihn trotz seiner offenkundigen Kenntnis der Anschlagsvorbereitungen auf freien Fuß gesetzt hatte. Er gilt seit 2002 als verschollen, steht aber bis heute auf der FBI-Liste der meistgesuchten Terroristen.

Als Motiv für den Anschlag auf das WTC nannte Yousef die „militärische und finanzielle Hilfe“ der USA für Israel. Außerdem sagte der Pakistani während seines Prozesses aus, eigentlich sei beabsichtigt gewesen, den Nordturm gegen den Südturm kippen zu lassen und so beide Wolkenkratzer zum Einsturz zu bringen. Das hätte durchaus gelingen können, wenn der Wagen mit der Bombe näher an den tragenden Säulen gestanden hätte. Dann wären wohl um die 100000 Menschen ums Leben gekommen.

Vor diesem Hintergrund wirken die Vorwürfe an das FBI, wie sie beispielsweise der Journalist Trevor Aaronson in seinem Buch „The Terrorist Factory“ (Die Terrorfabrik) äußerte, schlichtweg ungeheuerlich. So sollen V-Leute der Bundespolizei zu Beginn der 1990er Jahre radikale Muslime in den USA zu Anschlägen aufgestachelt haben, die dann kurz vor der Ausführung vereitelt worden seien – alles im Dienste der Bemühungen des FBI, seine bis dahin eher magere Erfolgsbilanz zu schönen und an mehr Geld beziehungsweise Personal zu kommen.

Fakt ist, dass das FBI sich in der Zeit nach dem Sprengstoffattentat auf das WTC mit der Verhinderung von vier gleichartigen Anschlägen auf hochsensible Ziele in New York, nämlich das UN-Gebäude, den Holland Tunnel, den Lincoln Tunnel und das örtliche FBI-Büro, schmückte. Ebenso steht fest, dass tatsächlich ein 

V-Mann der US-Bundespolizei zur Gruppe um Yousef gehörte. Hierbei handelte es sich um den früheren ägyptischen Offizier Emad Salem, der später als Hauptbelastungszeuge gegen die Attentäter vom 26. Februar 1993 auftrat. Nach Berichten der „New York Times“ soll dieser Mann die Gruppe zu dem Anschlag ermutigt haben. Es sei allerdings geplant gewesen, den radikalen Moslems harmlose Sprengstoffattrappen unterzuschieben. Dann jedoch sei der Kontakt zu Salem aufgrund eines „nicht eindeutigen“ Transkriptes seiner Meldungen an das FBI abgerissen. Wenn dies so stimmt, hätte das FBI zumindest extrem unprofessionell gehandelt.