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16.02.18 / Grüner Einwanderer / Der Große Algenfarn breitet sich aus – Der Winter kann ihn stoppen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-18 vom 16. Februar 2018

Grüner Einwanderer
Der Große Algenfarn breitet sich aus – Der Winter kann ihn stoppen
Barbara Eising

Anfang des Jahres wurde im Bundesland Brandenburg an der Grenzregion zum Nachbarland Polen ein neuer Einwanderer gesichtet: der Große Algenfarn. Aufgespürt wurde die Schwimmblattpflanze östlich von Berlin im Nationalpark Unteres Odertal. „Das Vorkommen wurde bei einer Gebietskontrolle durch Mitarbeiter der Nationalparkverwaltung und der Naturwacht entdeckt und gilt somit als Erstnachweis im Nationalpark Unteres Odertal“, teilte das Ministerium für Ländliche Entwicklung, Umwelt und Landwirtschaft des Landes Brandenburg mit.

Der Große Algenfarn (Azolla filiculoides) ist ein sogenannter Neophyt, denn seine ursprüngliche Heimat ist Nord- und Südamerika. Er fühlt sich vor allem wohl in nährstoffreichen Still- und Fließgewässern wie Gräben, Sümpfen, Teichen und Seen. Während er im Sommer blaugrün ausschaut, färbt er sich im Winter rotbraun und sorgt mit diesem Aussehen für Aufsehen.

Wasservögel haben die Pflanze möglicherweise nach Brandenburg eingeschleppt. Doch auch Aquarien- und Gartenteiche, in denen der Farn gern eingesetzt wird, könnten der Ursprung des Übels sein, werden doch ausgelichtete Pflanzen hin und wieder unsachgemäß in Freigewässern entsorgt. Experten gehen sogar davon aus, dass die Klimaveränderung für eine Verbreitung sorgt, denn in unseren Gefilden ist der Große Algenfarn nur bedingt frost­resistent. Ein strenger Winter könnte ihm den Garaus machen.

Milde Wintertemperaturen wie­derum fördern seine Vermehrung. Und diese kann explosionsartig sein. So vermehrt er sich bei fünf bis zehn Grad vegetativ, das heißt, bricht ein Pflanzenteil ab und entwickelt sich ein neuer Farn. Steigen die Temperaturen weiter, vermehrt sich der Farn generativ. Er bildet Sporen, die sich an die Federn von Wasservögeln heften oder auch durch Strömung in andere Gewässer fließen. 

Besorgniserregend ist der Fakt, dass die kleine Pflanze bis zu ei­nen Hektar große Schwimmteppiche bildet, was negative Folgen für die Gewässer hat und deren Ökosystem bedroht. Die Farndecke entzieht den Gewässern wichtige Nährstoffe und verhindert den Lichteinfall. Das könnte sich auf andere Pflanzen und Tiere negativ auswirken. Der dicke Teppich macht zudem die Gewässer unpassierbar, verstopft Bewässerungspumpen und -rohre.

Der Große Algenfarn ist auf der deutschen Einwanderungsliste allerdings kein Neuling. Schon 1870 zeigte er sich in der Oberrheinebene. Auch im Neckargebiet, entlang der Elbe in Sachsen-Anhalt sowie in Brandenburgs Nachbarland Polen wurde der Neophyt in den vergangenen Jahren gesichtet.

Laut dem Bundesamt für Naturschutz steht der Große Algenfarn jedoch noch nicht auf der Liste der invasiven Arten in Deutschland. Verbreitet er sich aber weiter, könnte er heimische Tiere und Pflanzen beeinträchtigen. Bleibt zu hoffen, dass es doch noch einen eiskalten Winter gibt, der dem Einwanderer Einhalt gebietet.