27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.02.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel / Deine Freunde / Wer wohl als nächstes auf die SPD-Guillotine steigt, was Merkel-Fans in Hamburg treiben, und warum Hetze intelligent sein muss

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 07-18 vom 16. Februar 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Hans Heckel
Deine Freunde / Wer wohl als nächstes auf die SPD-Guillotine steigt, was Merkel-Fans in Hamburg treiben, und warum Hetze intelligent sein muss

Als sich die französische Revolution ihrem blutigen Siedepunkt entgegenmetzelte, konnte ein einziges falsches Wort, eine ungeschickte Bewegung das Leben kosten. Zum Glück leben wir in weniger gewalttätigen Zeiten, heute geht es nur noch um die politische Karriere, nicht mehr um den Hals. Ansonsten aber sind die Regeln wieder hochaktuell, wie wir in der SPD sehen können.

Vor allem gilt in der Revolution, dass nichts mehr gilt, was vorher galt – daher die vielen Opfer, die nicht ahnen konnten, dass sie etwas falsch gemacht haben, weil das gestern ja noch richtig gewesen wäre. Martin Schulz dachte sich nicht das Geringste dabei, als er einfach mal das Außenamt einsackte. Haben wir doch immer so getrieben! Man gehört schließlich zum neuen Adel der Großfunktionäre mit dem Privileg, sich die Posten zu angeln wie Häppchen am Büffet. 

Ja, so war das wohl mal, so ist es aber plötzlich nicht mehr. Klatsch, weg war er!

Sigmar Gabriel wiederum fand nichts dabei, dem Schulz unter die Gürtellinie zu schießen. In Zeiten von „Pack“ und „Mischpoke“ war das doch auch ganz normal. Rums, der nächste! Selbst Andrea Nahles dürfte ihren beherzten Griff nach dem Posten des kommissarischen SPD-Chefs schnell bereut haben, als aufgebrachte Genossen das Fallbeil hochzogen, diesmal für sie.

Überhaupt – die Frau Nahles. Erinnern Sie sich an das Foto der versammelten SPD-Führung am Wahlabend im September? Ein Bild des Elends, mit einer Ausnahme: Nahles erstrahlte im Siegerlächeln. „So, ihr Nasen, jetzt komm’ ich!“, lautete die Botschaft. Alle anderen an der Parteispitze waren schwer angeschlagen, nur Nahles nicht, weil sie noch nicht weit genug oben stand. Gerade deshalb war ihr Weg nun frei.

Nahles stieg auf zur Hauptstrippenzieherin der SPD, bis auch sie in die Mangel des Revolutionsgerichts stürzte. Dabei fragen wir uns langsam, ob sich die anstrengende Zieherei überhaupt gelohnt hat. Glaubt man den jüngsten Umfragen, können sich bereits fünf von sechs Deutschen ein Deutschland ohne SPD auch sehr gut vorstellen. 

Da geht es der CDU doch noch ein ganzes Stück besser. Insbesondere die Kanzlerin hat nach wie vor viele Freunde im Volk. Und was für welche! Einige davon haben sich am Montag in Hamburg versammelt. Es waren Typen vom Schlage derer, die sich vergangenen Sommer anlässlich des G20-Gipfels in der Hansestadt im Umfeld des „Schwarzen Blocks“ bewegt hatten.

Die Hamburger Lokalmedien fassten die Fans der CDU-Chefin unter dem Begriff „Antifa“ zusammen. Merkwürdig, früher hießen die mal „Junge Union“, aber egal. Die Merkelfreunde waren sehr aufgebracht, weil eine Woche zuvor 60 Leute schweigend hinter          einem kleinen  Plakat mit der handgemalten Aufschrift „Merkel muss weg!“ den noblen Jungfernstieg auf und ab gegangen waren und dies nun wiederholen wollten. Dies wollten die Merkel-Unterstützer um jeden Preis vereiteln. Natürlich sei man für die Meinungsfreiheit, rief ein Einpeitscher über die mitgebrachte Lautsprecheranlage in die aufgewühlte Menge. Aber es gebe eben auch Leute, die hätten gar keine eigene Meinung, so wie diese „Merkel muss weg“-Typen da. Aha.

Und es wird noch interessanter: Allein der bloße Spruch „Merkel muss weg“ sei eine „Steilvorlage für die Antifa“ gewesen, schreibt die linke Hamburger „Morgenpost“. Kritik an der Regierungschefin ist demnach per se faschistisch und erfordert die Errichtung eines Antifaschistischen Schutzwalls aus lautstarken Gegendemonstranten, von denen sicherlich einige auch gern handfeste Argumente zum Einsatz gebracht hätten, wäre die Polizei nicht rechtzeitig dazwischengegangen. In der Nacht zuvor hatten „Unbekannte“ ein Wurfgeschoss durch die Fensterscheibe ins Kinderzimmer des Hauses geschleudert, in dem die Initiatorin der „Merkel muss weg!“-Kundgebung, Uta Ogilvie, lebt.

Ogilvie hatte die Kundgebung zwei Wochen zuvor ganz allein begonnen, indem sie mit ihrem Pappschild über den Boulevard flanierte. Nach den 60 Mitmachern eine Woche später konnte die Frau nun schon 200 Hanseaten um sich scharen, die nach der Kundgebung unter Polizeischutz wegeskortiert wurden, um den mehr als doppelt so vielen Merkel-Unterstützern nicht in die Hände zu fallen.

Klar doch, ich weiß: Das ist alles  dermaßen schief und schräg, dass man sich erst einmal sammeln muss. 200 Bürger tun öffentlich kund, dass sie einer Regierungschefin, die im Ausland immer noch „konservativ“ genannt wird, überdrüssig sind, und        eine radikale, nach Einschätzung der Polizei womöglich gewaltbereite Linke dreht durch vor Wut.

Merkel habe die CDU nach links gerückt, heißt es. Und der Volksmund weiß: „Zeig mir deine Freunde, und ich sage dir, wer du bist.“ Wenn der Spruch stimmt, hat die CDU-Chefin ihren Laden weitaus tiefer in den linken Graben gesteuert, als wir es bislang für möglich hielten.

Aber was bedeutet das schon, „Freunde“? Donald Trump hat gar keine, wenn wir unseren Medien glauben – abgesehen von ein paar strunzblöden Hillbillys, die immer noch „Neger“ sagen und sich in ihren schäbigen Hütten zwischen den Bergen West-Virginias verstecken, weil sie dem übrigen Amerika peinlich sind. 

Und doch haben die Amis den Mann zum Präsidenten gewählt! Völlig zu Unrecht, wie unsere Kommentatoren betonen. Dennoch haben sie es getan. Seit diesem Irrtum setzen die Medien alles daran, die US-Bürger von diesem Fehler zu kurieren, wobei ihnen die positive Wirtschaftsentwicklung der USA ein Dorn im Auge ist. Allerdings gibt es ja nichts, was man nicht mit ein   bisschen Demagogie in die gewünschte Richtung biegen kann.

So erklärten uns die deutschen Experten an der Wall Street angesichts jeder neuen guten Zahl aus der US-Wirtschaft, das sei ja alles noch auf das heilsame Wirken von Trumps umschwärmtem Vorgänger Barack Obama zurückzuführen. Das blonde Ekel sahne das jetzt nur ab.

Diese Erzählung hielt exakt bis zum Börsenschluss am Freitag, den 2. Februar 2018. Als am folgenden Montag die Aktienkurse in New York krachend abschmierten, hörten wir im Fernsehen von „Trumps Crash“. So schnell kann das gehen – wenn man nur will.

Es ist alles eine Frage der richtigen Formulierung. So lasen wir im Netzauftritt einer großen deutschen Tageszeitung: „Donald Trump will, dass Panzer durch Washington rollen.“ Dem geschichtskundigen Leser schießen bei so einer Überschrift blitzartig furchtbare Bilder durch den Kopf, was sicherlich beabsichtigt war: von den Sowjetpanzern in Ost-Berlin 1953 über Budapest 1956 bis Prag 1968 oder vom Pekinger „Platz des Himmlischen Friedens“ mit den zermalmten Studenten im Sommer 1989. 

Was hat der Kerl im Weißen Haus vor? Will er Demonstranten niederwalzen lassen? Oder gar putschen? Nichts davon: Trump war in Paris gewesen und hatte dort die tolle Militärparade zum Nationalfeiertag gesehen. So etwas Schickes möchte er auch bei sich zu Hause haben, mehr nicht. Doch statt der Überschrift „Trump wünscht sich glanzvolle Militärparade“ schrieb man lieber von rollenden Panzern in Washington, der besseren Wirkung wegen. 

Mal ganz unter uns: Mögen Sie diesen Trump eigentlich? Sie auch nicht? Dann sitzen wir in einem Boot. Ob seine Politik gut oder schlecht ist, kann ich immer noch nicht recht einschätzen. Aber der Auftritt von dem Mann  – ach nee, wirklich nicht. 

Das Problem: Die Attacken gegen Trump zeichnen sich durch solche Plumpheit aus, die Tricks, mit denen sie uns gegen ihn aufwiegeln wollen, sind derart billig und durchschaubar, dass sie einen regelrecht dazu zwingen, Partei für den Verfemten zu ergreifen. Also: Wenn ihr uns schon aufhetzen wollt, macht das wenigstens intelligent. Vielleicht ziehen wir dann sogar mit.