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23.02.18 / Forscher oder Macher? / Viele »Meinungsforschungsinstitute« scheinen primär Meinung machen zu wollen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-18 vom 23. Februar 2018

Forscher oder Macher?
Viele »Meinungsforschungsinstitute« scheinen primär Meinung machen zu wollen
Dirk Pelster

In nicht wenigen Fällen lässt sich konstatieren, dass mit Umfragen nicht eine vorhandene Stimmung in der Bevölkerung abgebildet, sondern dass die vorhergesagte Stimmung so überhaupt erst gemacht werden soll. 

Ob statistische Gutachten, repräsentative Meinungsstudien oder schlicht die gute alte Sonntagsfrage, ständig wird uns in den Medien darüber berichtet, wie die Mehrheit unserer Mitmenschen zu einem bestimmten Thema denkt. Auch Politiker stützen sich gerne auf solche Erhebungen. Je nachdem, welche Agenda man gerade verfolgt, sollen Umfrageergebnisse den eigenen Standpunkt untermauern oder doch zumindest den des politischen Gegners schwächen. Zum Teil beruft man sich dabei gar auf verschiedene Studien zum selben Thema, die oft zu ganz unterschiedlichen Resultaten kommen. 

Einmal gelangt ein demoskopisches Institut zu dem Ergebnis, dass eine Mehrheit der Deutschen das Begehren äußert, Angela Merkel möge ihren Stuhl im Kanzleramt endlich räumen. Nur wenige Tage später ist dann zu lesen, dass die Physikerin aus der Uckermark nach wie vor die beliebteste Politikerin der Republik sei und die allermeisten Bürger sich nichts sehnlicher wünschen, als sie für weitere vier Jahre in Amt und Würden zu sehen. In der Zwischenzeit haben sich freilich keinerlei Ereignisse zugetragen, die einen solchen Meinungsumschwung irgendwie erklärlich machen würden. 

Ähnlich erging es auch der politischen Konkurrenz der Kanzlerin. Nachdem Martin Schulz im März 2017 von seiner Partei zum neuen Vorsitzenden und Spitzenkandidaten nominiert worden war, schnellte die SPD in den Wahlumfragen von einem Hoch zum nächsten. Sowohl bei der Bundestagswahl, als auch bei den ihr vorausgehenden Landtagswahlen verloren die Sozialdemokraten indes jedes Mal und zum Teil dramatisch an Wählerstimmen. 

Doch auch ansonsten liegen Prognosen häufig deutlich neben den dann tatsächlich erzielten Wahlergebnissen. Insbesondere rechten Parteien werden in Umfragen gerne unrealistisch niedrige Stimmenanteile vorhergesagt. Dies hatte in der Vergangenheit durchaus Konsequenzen. Für viele Wähler ist nach wie vor der Erfolgswert ihres Votums entscheidend, das heißt, ob die zu wählende Partei schließlich auch in das Parlament einziehen kann. Dadurch, dass die voraussichtlichen Ergebnisse unter die relevante Fünf-Prozent-Hürde prognostiziert werden, entscheiden sich viele Anhänger einer solchen Partei schließlich lieber dafür, das vermeintlich „kleinere Übel“ mit den größeren Chancen zu wählen. 

Bei Sachfragen wird häufig ebenso verfahren. Bevor im November 2015 die Bürger Hamburgs dazu aufgerufen waren, über die Bewerbung ihrer Stadt für die Ausrichtung der Olympischen Spiele im Jahr 2024 abzustimmen, wiesen sämtliche Befragungen einen deutlichen Vorsprung der Befürworter für dieses Prestigeobjekt aus. Bei dem eigentlichen Referendum scheiterte der Traum der Stadtoberen aber dann kläglich. 

Besonders deutlich lag die Forschungsgruppe Wahlen (FGW) mit ihren Prognosen daneben. Nach den Vorhersagen des eingetragenen Vereins hätten die Ja-Sager eigentlich mit satten acht Prozent vor den Kritikern einer Olympia-Bewerbung liegen müssen. Der FGW wird seit Langem eine Nähe zur CDU nachgesagt, die sich ebenfalls vehement für die Spiele in der Hansestadt einsetzte. Eine Affinität zur Partei der Kanzlerin könnte man eventuell auch in den von der FGW für das ZDF erstellten Wahlumfragen entdecken. Hier schneiden die Christdemokraten regelmäßig etwas besser ab als in denen anderer Institute. 

Diese wiederum sind meist ebenfalls mit dem Establishment in der einen oder anderen Weise verbandelt. So ist etwa der Gründer des Forsa-Instituts, Michael Güllner, Mitglied der SPD. Ähnlich verhält es sich bei Infratest dimap. Dieses Unternehmen ist vor allem für seine Tätigkeit für die zwangsfinanzierte ARD bekannt. Einer seiner Geschäftsführer wird auf der Referentenliste der parteinahen Fried­rich-Ebert-Stiftung geführt. Dominiert wird Infratest dimap von dem britischen Konzern des Multimillionärs Martin Sorell, der vor allem wegen seiner Gegnerschaft zum Brexit sowie für seine Unterstützung des ehemaligen zimbabwischen Diktators Robert Mugabe von sich reden machte.