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23.02.18 / Das Problem der sozialen Erwünschtheit

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-18 vom 23. Februar 2018

Das Problem der sozialen Erwünschtheit

Seit jeher gilt das Problem der sozialen Erwünschtheit eines bestimmten Antwortverhaltens in Umfragen als eines der kniffeligsten Probleme unter Meinungsforschern. Wer beispielsweise eine Studie über die Verbreitung antisemitischer Einstellungen in der Gesellschaft durchführen möchte, wird bei einer telefonisch durchgeführten Erhebung auf die direkte Frage, ob sein Gegenüber Juden hasst, wohl nur von ganz wenigen hartgesottenen Zeitgenossen eine bejahende Antwort erhalten. Dies erklärt sich dadurch, dass viele Befragte Angst vor sozialer Ablehnung und möglichen Nachteilen haben, wenn sie eine derartige Frage nicht sofort und kategorisch verneinen. Aus diesem Grund wird ein abstraktes Konstrukt, wie etwa Rassismus, von Sozialwissenschaftlern zunächst in mehrere Merkmale aufgeschlüsselt, denen dann wiederum einzelne Fragen zugeordnet werden. Diese bettet man zumeist in eine ganze Batterie unbedeutender Fragen ein und formuliert sie außerdem so, dass der eigentliche Gegenstand der Studie für einen Laien kaum noch erkennbar ist. Mit dieser Methodik soll bezweckt werden, dass die Probanden möglichst ehrlich und ohne Angst vor Ausgrenzung antworten. 

Grundsätzlich ist ein solches Vorgehen zur Klärung sozial tabuisierter Forschungsfragen oft unumgänglich, dennoch bietet es zugleich ein riesiges Einfallstor für zahlreiche Manipulationen, die sich dann drastisch auf das schließlich zu findende Ergebnis auswirken. Wer beispielsweise in einer Befragung, die im Rahmen eines Forschungsprojektes der Universität Bielefeld durchgeführt wurde, nicht die „besonderen kulturellen Leistungen“ des Islam positiv zu würdigen wuss­te, der konnte danach leicht schon als „islamophob“ oder als Menschenfeind eingestuft werden. Wer sich andererseits wütend über den Umgang der Israelis mit den Palästinensern zeigt, der kann nach einem von der Bundesregierung beauftragten Expertengremium wiederum leicht dem Verdacht des Antisemitismus anheimfallen.D.P.