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23.02.18 / Mandela 2.0 / Hoffnungsfunken für Südafrika – Ramaphosa ist neuer Präsident

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 08-18 vom 23. Februar 2018

Mandela 2.0
Hoffnungsfunken für Südafrika – Ramaphosa ist neuer Präsident
Bodo Bost

Bis zum Schluss hatte der südafrikanische Präsident Jacob Zuma, der fast zehn Jahre an der Macht war, gepokert. Noch einen Tag vor seinem Rück­tritt hatte er in einem Interview nebulöse Drohungen von sich gegeben, aber keine Silbe über einen Rück­tritt verloren. Erst die Drohung seiner Partei mit Amtsenthebung und die damit verbundene Blamage sorgten für eine späte Einsicht. Vorher war schon seit Jahren der Druck auf den alternden Präsidenten immer größer geworden.

Zumas Nachfolger Cyril Ramaphosa steht vor einer kolossalen Aufgabe. Einst gehörte der 65-Jährige als Gewerkschaftler zum engsten Kreis um Ex-Präsident Nelson Mandela. Er möchte jetzt den im Juli bevorstehenden 100. Ge­burts­tag der verstorbenen ANC-Ikone nutzen, um inmitten der politischen Krise die Aufbruchsstimmung zu wecken. 

Ramaphosa hatte sich nach dem Ende der Apartheid nicht in die Politik begeben, wie die meisten Mitstreiter Mandelas, sondern wurde als Unternehmer zum Multimillionär. Aber er verteidigte die Werte Mandelas, also jene Werte, die der korrupten Zuma-Administration verloren gegangen waren. Ramaphosa träumt von einer Gesellschaft ohne Rassismus, einem Südafrika, das Schwarzen und Weißen wieder gemeinsam gehört. Ramaphosa betont die Rechte der Weißen, gegen die Zuma zunehmend Stimmung gemacht hatte.

Mit dem Begriff „weißes Monopolkapital“ hatte das Zuma-Lager die Weißen zu Sündenböcken für alles gemacht, was in Südafrika schlecht läuft, von Arbeitslosigkeit bis Korruption. Ramaphosa scheut sich auch nicht, Afrikaans zu sprechen, das vielen Schwarzen als die Sprache der einstigen Unterdrücker gilt. 

Das Westkap, das als einzige Provinz Südafrikas von der Oppositionspartei Democratic Alliance (DA) beherrscht wird und von Zuma oft wegen des hohen Bevölkerungsanteils von Mischlingen wie eine weiße Enklave behandelt wurde, bezeichnete Ramaphosa als „Region des Widerstandes“ gegen die Rassentrennung, womit er ein Tabu brach. Der ANC braucht die Stimmen der Mischlinge, wenn er bei den Wahlen 2019 das Westkap von der aufstrebenden DA zurückgewinnen will.

Ramaphosa wird nicht mit den zahlreichen Regierungsskandalen in Verbindung gebracht. Bereits am Tag des Amtsverzichts von Zuma kam es in Johannesbug zu einer Razzia gegen die korrupte indisch-stämmige Gupta-Familie, die mit ihrem politischen Einfluss die Staatskassen im großen Stil geplündert hat. 

Zuletzt wurde ein Gupta-Bruder verhaftet, auch gegen Duduzane Zuma liegt ein Haftbefehl vor. Der Sohn von Jacob Zuma ist in das Firmengeflecht und die Skandale der Familie eingebunden. Es geht um Geldwäsche und Veruntreuung von umgerechnet über 13 Millionen Euro Steuergeldern. Auch gegen Jacob Zuma könnten Ermittlungen aufgenommen werden. 

Die gigantische Aufgabe von Ramaphosa geht jedoch weit über den Kampf gegen Korruption und die Wiederbelebung der Wirtschaft hinaus. Er muss aus dem ANC wieder eine Partei machen. Unter Zuma war der ANC zu einem Fanclub verkommen. 

Vetternwirtschaft und Korruption hatten unter Ex-Präsident Zuma dermaßen überhandgenommen, dass sich Ramaphosa einiges einfallen lassen muss, um damit Schluss zu machen und seinem Vorbild Mandela gerecht zu werden.