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02.03.18 / »Macht ist eine Droge« / ZDF-Serie »Bad Banks« über neuen Finanzskandal – Mittendrin: der frühere Radiostar Désirée Nosbusch

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-18 vom 02. März 2018

»Macht ist eine Droge«
ZDF-Serie »Bad Banks« über neuen Finanzskandal – Mittendrin: der frühere Radiostar Désirée Nosbusch
Harald Tews

Désirée Nosbusch hat sich in den vergangenen Jahren im Fernsehen rar gemacht. Jetzt feiert die Luxemburgerin, die schon im jugendlichen Alter als Moderatorin bei RTL Erfolge feierte, in gereiften Jahren ein fabelhaftes Comeback als strippenziehende Bankmanagerin in der ZDF-Serie „Bad Banks“. Die PAZ traf die Schauspielerin in Hamburg.

Zehn Jahre ist es her, dass der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers die globale Finanzkrise ausgelöst hat. In­zwischen, so sollte man glauben, müsste auch in der Welt der Hochfinanz Demut und Vernunft eingekehrt sein. Wer so denkt, denkt naiv. Die Finanzjongleure tarnen ihre Hochrisikowetten mit immer geschickteren halblegalen Transaktionsgeschäften. 

Dieser Tanz auf Messers Schneide ist jetzt in einem TV-Film zu sehen. „Bad Banks“ heißt der Sechsteiler, den das ZDF vom 3. bis 5. März in Doppelfolgen je­weils ab 21.45 Uhr ausstrahlt (bei Arte bereits am 1. und 2. März um 20.15 Uhr). Verantwortlich für diese Sternstunde des deutschen Fernsehens, die an hochwertige US-Serienglanzlichter wie „Die Sopranos“ oder „House of Cards“ erinnert, ist Regisseur Christian Schwochow, der mit der Verfilmung von Uwe Tellkamps Roman „Der Turm“ oder mit „Bornholmer Straße“ über den Fall der Mauer in die oberste deutsche Film-Riege aufgestiegen ist.

Dort steht Désirée Nosbusch schon lange. In „Bad Banks“ spielt sie die Investmentmanagerin Christelle Leblanc, die mit Mitarbeitern ebenso zu jonglieren weiß wie mit riskanten Finanzprodukten. Als Luxemburgerin müsste Nosbusch die Bankenwelt eigentlich vertraut vorkommen, da ihr Heimatland nach der Stahlkrise in den 1970ern zu einem führenden Finanzplatz geworden ist. Aber damit habe sie rein gar nichts am Hut, sagte die Schauspielerin gegen­über der PAZ: „Auch als Luxemburgerin kenne ich mich mit Geldgeschäften wenig aus. Ich frage mich schon, wo ist das Geld, das man auf die Bank bringt? Was passiert mit diesen abstrakten Dingen, wenn eine Bank pleitegeht? Wohin verschwindet dann das Geld? Es bleibt für mich eine undurchschaubare Blase.“

Tatsächlich entwickelt sich in der Serie eine Finanzblase. Gleich zu Beginn sind verzweifelte Menschen zu sehen, die an Geldautomaten Schlange stehen. Als kein Geld mehr ausgeworfen wird, weil gerade die verdächtig an die Deutsche Bank erinnernde „Deutsche Global Invest“ pleitegegangen ist, entwickelt sich ein Tumult. Menschen, die geglaubt hatten, ihr Geld sei auf dieser Bank sicher, wollen das Geldhaus stürmen. Das Geld sei nirgends sicher, warnt Nosbusch: „Es gibt die Bank nicht, der ich vertrauen würde. Ich selbst habe schon einmal schlechte Erfahrungen mit Banken gemacht.“

Zu viel Geld ist sie schon als Teenager gekommen. Bereits ab dem Alter von zwölf Jahren mo­derierte sie von 1977 an Hörfunksendungen bei Radio Luxemburg. Damals noch häufig zusammen mit Frank Elstner, dem Erfinder von „Wetten, dass?“. Etwa zeitgleich mit ihrem Mentor wechselte sie zum deutschen Fernsehen, wo sie Musiksendungen und Galas moderierte. Daneben trat sie auch in zahlreichen Filmen auf. Weil sie zusätzlich einen Wohnsitz in Los Angeles hatte, war es zuletzt still um sie geworden. 2012 hatte die heute 53-Jährige ihren vorerst letzten TV-Auftritt in einer luxemburgischen Sitcom. Jetzt wohnt sie wieder in Luxemburg und hat im März neben „Bad Banks“ noch einen weiteren Auftritt in einer Folge von „Soko Stuttgart“ (am 29.3.).

Dass sie bei einer hochkarätigen Produktion wie „Bad Banks“ mitwirken kann, empfindet Nosbusch als Glückslos: „Für mich ist diese Serie eine tolle Möglichkeit, mich in Deutschland neu zu positionieren, wo man nicht auf den ersten Blick die Désirée sieht, sondern wo man die Serienfigur Leblanc sieht und man sagt: Oh, die ist von Nosbusch gespielt. Mir steht meine Popularität oft im Weg, und das ist nicht immer vorteilhaft.“ 

Die mit Produktionskosten von acht Millionen Euro überdurchschnittlich teure Serie kann Nosbuschs Karriere in eine neue Richtung lenken. Mit hastigem Kamera­blick, der das blitzschnelle Treiben der Finanzwelt abbildet, dokumentiert Schwochow die Gier nach dem Geld, der sich auch Nosbuschs Figur Christelle unterwirft. „Es geht um Macht. Macht ist sexy, und es ist eine Droge“, sagt sie kritisch, „es geht dann gar nicht mehr um Geld, sondern einzig darum, das Suchtgefühl zu befriedigen.“

So gehe es auch der Christelle Leblanc, die im Film eine altersgerechte graue Haarsträhne im ansonsten dunklen Haar trägt. „Wenn sie aus diesen Machtspielen nicht als Gewinnerin herausgeht, dann landet sie im Sterbehaus der Bank.“ Im Sterbehaus? Das gebe es wirklich, erklärt Nosbusch. Mitarbeiter, die man in der Bank nicht mehr braucht, würden in „Sterbeflure“ untergebracht. Dort sitzen sie an Pseudoarbeits­plätzen, bis sie so mürbe gemacht werden, dass sie von selbst gehen.

„Man muss fair bleiben: Wir sind alle in unserem Beruf Adrenalinjunkies“, meint Nosbusch selbstkritisch auch über ihren Schauspielberuf. Ja, auch ihr Be­ruf könne süchtig machen. Süchtig nach Erfolg. „Aber es darf nicht allein darum gehen. Dafür sollte mein Schauspielberuf im­mer die schönste Nebensache der Welt sein.“

So hat sie es bislang immer ge­halten. Trotz ihrer Erfolge in jungen Jahren hat sie sich vom Erfolg selbst nicht verführen lassen. Auch nicht von übergriffigen Männern. Im Rahmen der „MeeToo“-Debatte hat sie sich dazu im  sozialen Netzwerk auf Instagram geäußert. „Ja, ich habe auch schon entsprechende Erfahrungen mit sexistischen Übergriffen von Männern gemacht. Ich gehöre aber nicht zu den Frauen in Deutschland, die den Drang verspüren, auch Namen zu nennen.“ 

Ein Name sei noch genannt: „Justice.net“. So heißt ein kanadischer Umweltkrimi, der Ende dieses Jahres in die Kinos kommen soll und in dem Nosbusch die kanadische Umweltministerin spielt. Nach längerer Film-Abstinenz investiert Nosbusch wieder voll ins Hochrisikogeschäft der Schauspielerei.