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02.03.18 / Uncle Sam’s schmutzige Kriege / Ihre Bigotterie ließ die heutige Führungsmacht des Westens sich selten zu ihrem Imperialismus bekennen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-18 vom 02. März 2018

Uncle Sam’s schmutzige Kriege
Ihre Bigotterie ließ die heutige Führungsmacht des Westens sich selten zu ihrem Imperialismus bekennen
Wolfgang Kaufmann

Die zahllosen militärischen Konflikte, welche die Vereinigten Staaten seit Beginn ihres Bestehens anzettelten, zeigen, dass das Land von Anbeginn an eine imperialistische Politik verfolgte und sich keineswegs nur auf seine ureigensten inneren Angelegenheiten konzentrierte. Eine zentrale Rolle spielten in diesem Zusammenhang unerklärte oder verdeckte Kriege.

Es gibt vielerlei Methoden, Druck auf schwächere Staaten auszuüben, wenn deren Politik mit den Interessen von Großmächten kollidiert. Typische Beispiele hierfür sind wirtschaftliche Sanktionen und die Unterstützung von oppositionellen Kräften zwecks Destabilisierung unerwünschter Regierungen. Wenn das nicht ausreicht, dann können auch geheimdienstliche Operationen oder eine verdeckte Kriegführung helfen, die eigenen Ziele zu erreichen. Letztgenannte Vorgehensweise ist zum Markenzeichen der Vereinigten Staaten von Amerika geworden, die seit ihrer Gründung am 4. Juli 1776 über 400 Mal in anderen Ländern intervenierten, aber lediglich in elf Fällen offizielle Kriegserklärungen abgaben. Ursache hierfür war die ausgeprägte politische Bigotterie Washingtons: Einerseits formulierte man hohe moralische Ansprüche an die Außenpolitik, so wie das Präsident Woodrow Wilson mit seinen Ausführungen von 1918 über das Selbstbestimmungsrecht der Völker tat. Andererseits wollte das „land of the free and the home of the brave“ (Land der Freien und Heimat der Mutigen), wie die USA sich in ihrer Nationalhymne selbst charakterisieren, keineswegs auf die Anwendung von brachialer Gewalt verzichten, wenn es ihm irgendwie nutzte.

Das bekamen zuerst die Ureinwohner Nordamerikas zu spüren. Um sich deren Land anzueignen, schlossen die Vereinigten Staaten etwa 800 Verträge mit den indianischen Nationen, von denen sie keinen einzigen vollumfänglich einhielten. Stattdessen dezimierte man die „Rothäute“ im offenen Kampf oder durch Hinterlist. Manche Stämme versuchte das US-Militär sogar mittels vorsätzlich eingeschleppter Krankheiten auszurotten, was im Einzelfall wohl auch gelang. 

Dann traf es ab 1806 den „Hinterhof“ der USA, sprich Lateinamerika. Hauptopfer der Übergriffe waren dabei die Nachbarländer Kuba und Mexiko. Dort intervenierten kleinere US-Militär­einheiten oder Freischärler in der Zeit bis zum Zweiten Weltkrieg über drei Dutzend Mal, was ab 1823 mit der Monroe-Doktrin „Amerika den Amerikanern“ begründet wurde, mit der die Vereinigten Staaten die Führungsrolle auf dem amerikanischen Doppelkontinent beanspruchten. Im Jahre 1912, also bereits vor den beiden Weltkriegen, welche die USA zur Supermacht aufsteigen ließen, meinte ihr damaliger, 27. Präsident, William Howard Taft: „Die ganze Hemisphäre wird uns gehören, tatsächlich gehört sie uns aufgrund unserer rassischen Überlegenheit moralisch schon heute.“

Doch damit nicht genug. Sendboten der USA mischten sich auch beizeiten in anderen, sehr viel entfernteren Regionen der Welt ein. Als typisches Beispiel hierfür kann Afghanistan gelten, wo der Amerikaner Alexander Gardner in den 1820er Jahren versuchte, die Thronbesteigung von Emir Dost Mohammad Khan zu verhindern. In ähnlicher Weise beeinflusste ab 1825 Josiah Harlan aus Pennsylvania die nordwestindische und afghanische Innenpolitik.

Der Anspruch, die „von Gott auserwählte … große Nation der Zukunft zu sein“, um es mit den Worten des einflussreichen New Yorker Journalisten John Louis O’Sullivan in „The United States Magazine and Democratic Review“) zu formulieren, führte 1801 zur ersten Intervention in Nordafrika gegen den Pascha von Tripolis und dessen Verbündete in Algier, Tunis und Marokko. Ausnahmsweise lag in diesem Falle sogar eine Kriegserklärung der Gegenseite, nämlich des libyschen Berberfürsten, vor, der von Washington 225000 US-Dollar Tribut forderte.

Im Herbst 1827 kämpfte die US-Marine in der Ägäis und damit erstmals in europäischen Gewässern. Der Anlass hierfür war eine Piratenjagd. Dem folgten mehr oder weniger verdeckte Operationen wie die auf Sumatra 1832 und 1839, gegen das Osmanische Reich 1849 und 1851, Japan 1853 bis 1868, Portugiesisch-Westafrika 1860, Korea 1871 bis 1905, Ägypten 1882 und Sowjetrussland 1918 bis 1922 sowie auf Grönland (April 1941). Allein in China intervenierten die USA zwischen 1843 und 1934 22 Mal. Insgesamt erfolgten bis zum japanischen Angriff auf Pearl Harbor im Dezember 1941 über 200 Interventionen in aller Welt, welche die Legende von der anfänglich ursprünglich isolationistischen Haltung der USA aufs Deutlichste widerlegen. 

Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges führte der Kalte Krieg zu einer weiteren Intensivierung der verdeckten, irregulären Kampfführung der Vereinigten Staaten. Betroffen waren hiervon erneut ganz verschiedene Länder rund um den Globus – von Griechenland über Tibet, Burma, Indonesien und Angola bis hin zu Pa­na­ma, Chile, Bolivien, Peru, El Salvador, Costa Rica, Nicaragua, Honduras, Haiti und Kolumbien. Dabei griffen die Schattenkrieger Washing­tons noch stärker als zuvor auf Methoden zurück, die dem Mythos von den USA als „Verteidiger der Demokratie und Menschenrechte“ Hohn sprachen. So wurde im Rahmen der verdeckten Kriege immer exzessiver gefoltert und Terror gegen die Zivilbevölkerung ausgeübt. Dazu kam die enge Kooperation mit Drogenkartellen in Asien und Lateinamerika, welche die Welt bis heute mit ihren Erzeugnissen überschwemmen, aber nicht effektiv bekämpft werden können, weil die US-Geheimdienste sie decken. 

Gleichermaßen brutal verlief der „Krieg gegen den Terror“ ab dem 11. September 2001, der ebenfalls über weite Strecken im Geheimen geführt wird – egal ob nun im Nahen und Mittleren Osten sowie Nord- und Ostafrika oder in Europa. Das änderte sich auch unter dem mit viel Vorschusslorbeer bedachten Friedensnobelpreisträger Barack Obama um keinen Deut. Nur, dass seither Privatarmeen und unbemannte Drohnen einen immer größeren Teil der verdeckten Kriegführung der „größten Demokratie auf Erden“ übernehmen. Außerdem setzen die USA ihre Interessen gegenüber Freund und Feind zunehmend auch mithilfe von Aktionen im Cyberspace, also der virtuellen Welt der Computer, durch. Davon zeugt unter anderem der Angriff mit dem Schadprogramm Stuxnet, das 2010 die Atomanlagen des Iran lahmlegte und höchstwahrscheinlich im Rahmen der von Obama autorisierten US-Geheimoperation „Olympic Games“ in Umlauf gebracht wurde.