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02.03.18 / Wie sich Wirtschaftskrisen auf die Schifffahrt auswirken

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-18 vom 02. März 2018

Wie sich Wirtschaftskrisen auf die Schifffahrt auswirken
Britta Heitmann

Seit fast zehn Jahren steuert die Handelsschifffahrt  durch schwere See. Schiffe werden ausgeflaggt und abgewrackt, aber ein Ende der weltweiten Krise ist noch nicht in Sicht. Karsten Kunibert Krüger-Kopiske untersucht in seinem Buch „Schifffahrt im 21. Jahrhundert“ die Ursachen und betrachtet dabei die Rolle der Reeder, Werften, Banken und der Politik.

Schifffahrtskrisen hat es schon immer gegeben, und diese hängen oft, aber nicht immer, mit allgemeinen Wirtschaftskrisen zusammen. Das Tonnage-Angebot übersteigt seit Längerem die Nachfrage, die Frachtraten sinken, und dadurch können die Schiffe nicht mehr kostendeckend betrieben werden. Das hat allerdings nicht nur Auswirkungen auf die Reedereien. Krüger-Kopiske zeigt die Krise aus verschiedenen Aspekten anhand der Auswertung von statistischem Material. Er gibt einen thematischen Überblick, was im Seehandel überhaupt verschifft wird, um welche Produkte es dabei geht und welche Schiffstypen dafür notwendig sind. Diese Schiffe werden detailliert vorgestellt, und er erläutert ihre Unterschiede, von den verschiedenen Tankertypen, Massengutfrachtern, Containerschiffen und der Handelsflotte allgemein. 

Nachdem die ersten Seetransporte ursprünglich von Kaufleuten, die ihre Waren nach Übersee verschiffen wollten, in Eigenregie ausgeführt wurden, hat sich daraus eine eigene Branche zur Abwick-lung des Seetransports entwickelt. Inzwischen sind die meisten Reedereien multifunktionale Unternehmen, die gerade in dieser Krise nicht nur von den Frachten leben, sondern auch von den zusätzlich angebotenen Dienstleistungen rund ums Schiff. Auch dem Kostenmanagement widmet er ein ausführliches Kapitel und stellt die Vor- und Nachteile von Ausflaggungen und den verschiedenen Personalkosten je nach Nationalität der Beteiligten vor, ebenso wie die technischen Betriebs- und Versicherungskosten und die unterschiedlichen Umweltregularien. 

Ein besonderes Kapitel gilt dem Schiff als Finanz- und Spekulationsobjekt. Durch die massive Einbringung von schifffahrtsfremdem Geld durch steuerliche Vorteile wurden Schiffe als Anlageobjekte, deren Auslastung nicht dauerhaft gesichert war, dennoch bei den Werften beauftragt. Hier kommt es zu einem dauerhaften Konflikt mit den Reedereien, die auf einen wirtschaftlichen Betrieb der Schiffe angewiesen sind und der Geldanleger, die nur an Dividenden interessiert sind. 

Krüger-Kopiske möchte mit seinem Buch ausdrücklich eine Dis-kussion in Gang bringen, wie es mit der internationalen Schifffahrt, aber auch der Positionierung der deutschen Reedereien weitergehen kann. Dazu beleuchtet er sämtliche Aspekte ausführlich von allen Seiten. Mit einem Essay „Wege aus der Krise“ wagt er für den nachhaltigen Seetransport einen Blick in die Zukunft. Trotz dieses geballten Informationsgehaltes ist das Buch sehr gut lesbar und die Statistiken sind ansprechend gestaltet. Nach der Lektüre des gründlich recherchierten Buches kann sich der Leser eine fundierte Meinung bilden, wenn auch ein schneller Weg aus der Krise bislang leider nicht in Sicht ist.

Karsten Kunibert Krüger-Kopiske: „Schifffahrt im 21. Jahrhundert“, Koehler im Maximilian Verlag, Hamburg 2017, broschiert, 256 Seiten, 19,95 Euro