25.04.2024

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09.03.18 / MELDUNG

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

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Island gegen Beschneidungen

Reykjavik – Island könnte das erste Land in Europa werden, in dem die Beschneidung von Jungen aus nicht medizinischen Gründen verboten wird. Dann können bei Verstößen Haftstrafen von bis zu sechs Jahren drohen. Dafür spricht sich ein breites Bündnis von Parlamentsparteien aus. Unter den Abgeordneten, die den Gesetzesentwurf angestoßen haben, sind Vertreter der regierenden Linksgrünen und der mitregierenden rechtsliberalen Fortschrittspartei. Selbst Mitglieder der oppositionellen und auf Island starken Piratenpartei sowie der ebenfalls oppositionellen Volkspartei haben den Gesetzesentwurf mit unterzeichnet. Sie argumentieren mit dem Recht des Kindes auf körperliche Unversehrtheit. Trotz ihrer uralten Tradition verstoße die Beschneidung von Jungen gegen die UNO-Kinderrechtskonvention. Weiter heißt es, dass die Beschneidung von Jungen oft nicht von Ärzten, sondern von religiösen Führern ohne Betäubung und in einer Umgebung, die nicht steril ist, durchgeführt werde. Auch wenn Eltern das Recht hätten, ihre Kinder religiös zu erziehen, dürfe dieses Recht nicht über dem des Kindes auf Unversehrtheit stehen, heißt es weiter. Das Verbot soll solange gelten, bis die Jungen alt genug sind, um selbst die Konsequenzen eines solchen Eingriffes beurteilen zu können. Erwartungsgemäß stößt das Gesetzesvorhaben bei jüdischen und muslimischen Gemeinden in ganz Europa auf heftige Kritik. Sie berufen sich auf die Religionsfreiheit und argumentieren, dass keine Instanz es ihnen verbieten könne, ihre Religion in der überlieferten Form auszuüben. Dass gerade Island diesen Vorstoß unternimmt, ist bemerkenswert, da unter den nur rund 336000 Ein­woh­nern le­diglich rund 1500 Mos­lems und 250 Juden leben. Die Genitalverstümmelung von Mädchen ist in Island wie in den meisten europäischen Ländern bereits seit 2005 verboten.M.H.