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09.03.18 / Frei gedacht / Vom Umbau unserer Welt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Frei gedacht
Vom Umbau unserer Welt
Eva Herman

Wissen Sie eigentlich, dass es immer schwerer wird, einen Beitrag zu schreiben? Der willige Autor steht vor einem Riesenberg von Missständen, die genannt werden müssten, um den rasanten Verfall unserer Welt zu dokumentieren. Und immer häufiger frage ich mich dabei: Wird es wohl eines Tages eine Zeit des Rückblicks geben, eine Analyse des wachen Blicks, welche die Wahrheit offenbart, die ja derzeit kaum noch eine Chance hat, durchzudringen? Ich spreche von einer Rückschau jenseits sämtlicher manipulierter Berichte und Geschichtsschreibung, jenseits der politischen Korrektheit und mediengesteuerten Charakterwäsche. Ich frage mich auch, ob wir freie Kritiker selbst einst noch in der Lage sein werden, die herrschenden Zustände offenen Auges zu beurteilen, oder ob auch unser Blick dann verstellt sein wird, da die Gehirne beim Denken Schritt für Schritt umgestellt wurden. Die Gefahr scheint nicht gering zu sein. Nehmen wir einmal den Begriff Heimat.

Ich bin im Harz aufgewachsen. Ein wunderschönes Mittelgebirge in Deutschland, zwischen Hannover und Göttingen gelegen. Meine Eltern hatten für einige Jahre ein Restaurant für Wanderer betrieben, welches in fast 700 Metern Höhe lag und nur zu Fuß erreicht werden konnte. Tagein, tagaus strömten die Menschen dort hinauf, in Wander­kluft und Bergstiefeln. Es waren, wie ich mich erinnere, zahlreiche Handwerker darunter gewesen, die am Wochenende Muße und Ruhe in der Natur gesucht hatten. Oben angekommen, gab es Schnitzel, Erbsensuppe und Waffeln. Am frühen Abend, bevor die letzten Besucher wieder ins Tal mussten, holten wir nicht selten Gitarre und Mundharmonika heraus und sangen gemeinsam mit den Gästen ein paar Wander- und Volkslieder. Manche Leute jodelten noch fröhlich durch die Wälder, als sie schon längst wieder talabwärts stiegen. Es war auch für uns junge Menschen eine schöne Zeit, welche Herz und Gedanken nicht selten zum Schwingen gebracht hatte, die Verbindung mit der Natur war für viele wie eine wohltuende Medizin gegen den damals bereits aufkommenden Stress und die Unruhe gewesen.

Vor wenigen Wochen berichtete mein ehemaliger Haussender NDR, dass man heutzutage jene Menschen, die traditionelles Brauchtum pflegten, in die Nähe völkischen, nationalistischen Gedankengutes schiebe. Wer Volkslieder singt, wer eine Tracht trägt, wer in einem Handwerksberuf arbeitet, könne leicht zu dieser missliebigen, gesellschaftlich geächteten Gruppe gehören. Ich hatte hier schon einmal kurz darüber geschrieben. Doch anstatt empört zu reagieren, spürte ich beim Lesen im Inneren nur eine müde Trauer. Es war kein Schmerz mehr da bei der schönen Erinnerung an das Vergangene. Sondern eher Resignation, nach dem Motto: Jede Aufregung macht eh keinen Sinn mehr, sie ziehen das Ding durch. Und: Kaum jemand versteht noch die verklärte Romantik an die alte Zeit. Die Kinder von heute leben anders, sie wandern nicht mehr auf die Berge, sondern schauen sich diese im Smartphone an. Von Brauchtum und Traditionen sind sie weit entfernt, zucken nur verständnislos mit den Schultern. All das gehört schon der Vergangenheit an, wer sich heute trotzdem noch dafür interessiert, begibt sich auf gefährliches Terrain. So sind eben die Zeiten, sagen viele. Das nennt man Fortschritt. Doch wovon schreiten wir eigentlich fort?

Ist dies das klare Zeichen des endgültigen Kulturzerfalls unserer Gesellschaft, welcher ja nach einer jahrzehntelangen Gehirnwäsche eines Tages automatisch eintreten muss? Werden wir uns überhaupt noch daran erinnern (wollen), wie anders die Zeiten einst gewesen? Werden selbst die Erinnerungen daran dann strafbar sein? Was geschieht derzeit mit uns? Der Begriff Heimat, mit dem bei vielen Menschen so viel Empfindung verbunden ist, welche doch die Wurzeln der Identität darstellen – wird er auch eines Tages verboten werden? Wird damit auch die innere Stimme endgültig verstummen, die uns doch wichtigster und wertvoller Wegweiser durchs Leben sein sollte? Werden wir nur noch vom verdrehten Verstand gesteuert, anstatt nach innen zu hören? Welche Folgen wird das haben?

Dass der Begriff Heimat für uns Deutsche nun ins Zwielicht gerät, bewies kürzlich auch eine politische Debatte im Rahmen der unsäglichen Groko-Verhandlungen. So hatten Union und SPD das Bundesinnenministerium um die Bereiche Bau und Heimat zu einem sogenannten Heimatministerium unter Horst Seehofer ausbauen wollen. Doch da meldete sich die Türkische Gemeinde in Deutschland zu Wort, die ein Heimatministerium mit dem Verweis auf die deutsche Geschichte ablehnt. Weiter hieß es in diesem Zusammenhang, der Begriff Heimat beschreibe einen „von Mensch zu Mensch unterschiedlichen Erfahrungs- und Gefühlsraum, ihn auf den politischen Kontext zu übertragen“, so der Vorsitzende der Organisation, Gökay Sofuoglu, „wir halten dies nicht nur aufgrund der deutschen Vergangenheit für problematisch. Wir befürchten, dass er nicht Zusammenhalt und Zusammengehörigkeit, sondern Ausgrenzung und Spaltung fördert.“ Nötig sei „stattdessen ein inklusives Verständnis der Bundesrepublik als pluralistische Gesellschaft mit dem Grundgesetz als gemeinsamer Wertebasis für ein friedliches Zusammenleben“.

Aha. Und? Merken Sie etwas? Da ist sie wieder, die Resignation. Denn mit dieser Diskussion ist die Sache vom Tisch, da kann man eine Wette abschließen. Nix Heimatministerium. Niemand hat sich in der Öffentlichkeit darüber aufgeregt, keiner verteidigte das Recht auf Heimat, stumm schluckte man die Vorwürfe der Türkischen Gemeinde.

Haben Sie eigentlich schon von Elsa gehört? Sie dürfte derzeit die weltweit berühmteste Disney-Figur sein. Elsa ist eine blonde Eisprinzessin, die mit ihren Händen Eis zaubern kann. Eiskalt halt. Millionen von Kindern, vorrangig Mädchen, lieben Elsa, neben dem ersten Teil des Disney-Filmes gibt es in den Läden und im Internet Puppen, Bücher, DVDs, T-Shirts und weiteres teures Merchandising zu kaufen. Elsa ist die Heldin unserer Kinder, wie es einst Pippi Langstrumpf gewesen war. Doch während Pippi offenbar das erste Idol von noch recht harmloser Emanzipation und Selbstständigkeit war, geht man mit Elsa jetzt offenbar einen gehörigen Schritt weiter in Richtung politischer Korrektheit. So kündigte man letzte Woche pressewirksam an, dass der zweite Teil des Disney-Films, der bald in die Kinos kommt, eine gehörige Überraschung bereithalte. Seit Disney den zweiten Teil von „Frozen“ angekündigt hat, „gibt es Vermutungen und Forderungen, dass die Eiskönigin Elsa zur ersten lesbischen Disney-Prinzessin werden könnte“. Weiter heißt es zu dem Kinderfilm: „Elsa ist ein starkes Mädchen, das nicht auf den Prinzen wartet und so zum Vorbild für viele junge Fans wird. Die Worte „Conceal don’t feel, don’t let them know“ („Verbergen, nicht fühlen, lass es sie nicht wissen“) sollen nicht nur auf ihre Kräfte hinweisen, sondern auch auf ihre bisher unterdrückte Homosexualität.

Ach, ja, die Pippi-Langstrumpf-Bücher werden übrigens derzeit alle einkassiert und umgeschrieben, da ja Pippis Vater politisch unkorrekt dargestellt wurde: Der Begriff Negerkönig aus Taka-Tuka-Land ist heute nicht mehr erlaubt, da er diskriminierend sei.