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09.03.18 / Jubelnde »Heimkehr« ins Reich / Adolf Hitlers Einmarsch wurde in Österreich als Tag der Befreiung gefeiert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Jubelnde »Heimkehr« ins Reich
Adolf Hitlers Einmarsch wurde in Österreich als Tag der Befreiung gefeiert
Klaus J. Groth

Eine merkwürdige Diskussion wabert durch das Internet. Merkwürdig, weil sie vornehmlich in Foren geführt wird, die vor allem jüngere Menschen nutzen, auf „Youtube“ oder „Facebook“. Die heftig dis­kutierte Frage lautet: „Sind Österreicher Deutsche?“ Es ist die Neuauflage einer alten Frage. Und wie so vieles, ist sie belastet durch die jüngere Vergangenheit. Vor 80 Jahren, am 13. März 1938, vollzog die nationalsozialistische Regierung in Wien den Anschluss an das Deutsche Reich. Damals jubelte die Mehrheit des Volkes.

Als Adolf Hitler am Tag zuvor die Grenze bei seiner Geburtsstadt Braunau überschritten hatte, läuteten die Glocken. Vom Balkon des Rathauses in Linz erklärte er, es sei sein Auftrag, seine Heimat dem Reich wiederzugeben. Bereits 1924/25 hatte er in „Mein Kampf“ geschrieben: „Deutschösterreich muß wieder zurück zum großen deutschen Mutterlande.“ Er selbst hatte 1925 seine österreichische Staatsbürgerschaft abgelegt und war erst 1932 mit 43 Jahren Reichsbürger geworden. 

Vom Balkon der Hofburg verkündete Hitler am 15. März 1938 „den Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“. 250000 Menschen jubelten ihm begeistert bis hysterisch zu. Die Größe des Jubelchores ist nicht belegt und wurde seit Ende des Krieges häufig bestritten, gilt aber überwiegend als genau geschätzt. Und so fand Hitler auch viel Zustimmung, als er Österreich die „älteste Ostmark des Deutschen Volkes“ und „jüngstes Bollwerk der Deutschen Nation“ nannte. Bei der Parade auf der Ringstraße marschierten neben Soldaten der 8. Armee auch Einheiten der SA und der SS. Panzer rollten und Jagdflugzeuge wurden der feiernden Menge vorgeführt. 

Die Menschen jubelten, als habe es die Vorgeschichte von Druck und Gewalt nicht gegeben. Noch 1937 hatte Hitler auch eine militärische Aktion gegen Österreich ins Kalkül gezogen. Gleichzeitig hoffte er auf eine Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Österreich. Der Druck auf Wien wuchs. Im Februar 1938 besuchte der österreichische „Bundeskanzler und Frontführer“ Kurt Schusch­nigg Hitler auf dem Berghof bei Berchtesgaden. Hitler wusste, zu welchen Zugeständnissen die österreichische Regierung bereit sein würde, um die Eigenstaatlichkeit des Landes zu sichern. Er stellte seine Forderungen ultimativ. An der Mittagstafel speisten auch die Generäle, die den angedrohten Einmarsch in Österreich kommandieren sollten. Dermaßen unter Druck gesetzt, willigte Schusch­nigg in Hitlers Forderungen ein. Dazu gehörte die Aufhebung des Parteiverbots für Nationalsozialisten in Österreich und deren Aufnahme in die Regierung. Arthur Seyß-Inquart wurde als Innenminister eingesetzt. Schuschnigg glaubte, damit die Eigenstaatlichkeit Österreichs erkauft zu haben, musste aber bald feststellen, dass er nur das Ende seiner Regierung beschleunigt hatte. Dazu trug auch die Erklärung der Briten bei, dass die Ansprüche des Deutschen Reiches an Österreich prinzipiell berechtigt seien. 

Kurt Schuschnigg beschwor seine Landsleute im Radio: „Bis in den Tod! Rot-Weiß-Rot! Österreich!“ Er plante eine Volksabstimmung über „ein freies und deutsches, unabhängiges und soziales, ein christliches und einiges Österreich“. Mitarbeiter des öffentlichen Dienstes sollten geschlossen zur Abstimmung marschieren, die Wahlzettel offen ihren Vorgesetzten übergeben. Auf den Wahlzetteln sollte nur „Ja“ stehen. Zur Auszählung war ausschließlich die „Vaterländische Front“ vorgesehen. Das Kabinett war zuvor nicht befragt worden. Damit verstieß die Volksabstimmung, wie die nationalsozialistischen Mitglieder feststellten, gegen die Verfassung. Hitler befahl die Mobilmachung. Am 11. März übermittelte Hermann Göring Hitlers Forderungen: Rücktritt Schusch­niggs, Einsetzung von Seiß-Inquart als Bundeskanzler. Nationalsozialisten besetzten gewaltsam das Kanzleramt. Mit den Worten „Gott schütze Österreich“ trat Schuschnigg zurück. Das Bundesheer wurde angewiesen, keinen Widerstadt gegen einen Einmarsch der Wehrmacht zu leisten.

Als am 12. März 1938 reichsdeutsche Soldaten und Polizisten, insgesamt 65000 Mann, die Grenze überschritten, da begrüßten sie Hakenkreuzfahnen an den öffentlichen Gebäuden. Überall bereitete die Bevölkerung einen begeisterten Empfang. Hitler wurde in einer Proklamation als Befreier gefeiert, der den notleidenden Brüdern zur Hilfe gekommen sei. Das entsprach durchaus der allgemeinen Stimmung. 

Als offizieller Tag des Anschlusses galt der 13. März 1938. An jenem Tag unterzeichneten Hitler und Seiß-Inquart in Linz das „Gesetz über die Wiedervereinigung Österreichs mit dem Deutschen Reich“. Damit war die Alpenrepublik Teil des Deutschen Reiches. Als österreichische Landesregierung blieb die Bundesregierung unter Seiß-Inquart weiter im Amt. Mit der Feierlaune war es für viele allerdings bald vorbei. Innerhalb weniger Tage wurden 70000 Kritiker des Regimes inhaftiert, unter ihnen auch Schusch­nigg. 

Jetzt war es Hitler, der eine Volksbefragung inszenierte. Am 10. April wurde den Menschen im alten Reichsgebiet und in Österreich diese Frage vorgelegt: „Bist Du mit der am 13. März 1938 vollzogenen Wiedervereinigung Öster­reichs mit dem Deutschen Reich einverstanden und stimmst Du für die Liste unseres Führers Adolf Hitler?“ Die Vorbereitung der Abstimmung wurde von einer gewaltigen Propaganda begleitet. Viele Wähler machten ihr Kreuz vor den Augen der Wahlhelfer, um nicht in den Verdacht der Gegnerschaft zu geraten. Und so konnte als Ergebnis der Abstimmung gemeldet werden: Wahlbeteiligung in Österreich 99,71 Prozent, Zustimmung 99,73 Prozent; Wahlbeteiligung im Altreich 99,59 Prozent, Zustimmung 99,08 Prozent. Unter Historikern wird darüber gestritten, ob das Ergebnis bei einer vollkommen freien Wahl anders ausgesehen hätte. Die Mehrheit ist der Ansicht, dass das Ergebnis nicht wesentlich von den genannten Zahlen abgewichen wäre. In jedem Fall aber hätte es eine deutliche Mehrheit für den Anschluss gegeben.

Nur heimlich wurde Kritik an der Regierung Seiß-Inquart geübt mit diesem Spottvers: „Scheiß in Quart, scheiß in Quint, beschissen sind wir vorn und hint‘“.