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09.03.18 / Die Zäsur war schon 1871, nicht erst 1933 oder 1939 / Die Reichsgründung und nicht der Nationalsozialismus ließ im Angelsächsischen den Wunsch aufkommen, die Deutschen zu vernichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Die Zäsur war schon 1871, nicht erst 1933 oder 1939
Die Reichsgründung und nicht der Nationalsozialismus ließ im Angelsächsischen den Wunsch aufkommen, die Deutschen zu vernichten
Wolfgang Kaufmann

Trotz anderslautender Beteuerungen aus Großbritannien und den USA wurden dort vom Ende des 19. bis hin zur Mitte des 20. Jahrhunderts wiederholt Vernichtungsfan­ta­sien entwickelt, die das deutsche Volk betrafen. Diese entsprangen in der Regel nicht den Köpfen von Außenseitern, sondern dem Denken durchaus einflussreicher Persönlichkeiten.

Solange Deutschland territorial zersplittert und wirtschaftlich nicht sonderlich stark war, wurde es von den europäischen Mächten eher mit Herablassung betrachtet. Das änderte sich nach der Reichs­einigung 1871. Nun kamen Stimmen auf, die der deutschen Nation Verderben und Tod wünschten. So verkündete Papst Pius IX. am 18. Januar 1874 vor Tausenden Pilgern aus aller Welt, er hoffe, der deutschen „Selbsterhöhung“ werde „eine Erniedrigung folgen, wie noch kein Volk sie hat kosten müssen“.

Wenig später stießen dann die Briten in das gleiche Horn, wobei deren Motive aber anders lagen als beim Papst, dessen Zorn vor allem aus dem antikatholischen Kurs des preußischen Ministerpräsidenten und deutschen Reichskanzlers Otto von Bismarck während des sogenannten Kulturkampfes resultierte. Im Empire reagierte man eher auf den wirtschaftlichen Siegeszug Deutschlands, der die globale Vorherrschaft Großbritanniens zu gefährden drohte. Die Folge waren ebenfalls Vernichtungsfan­ta­sien, wie sie insbesondere in der Londoner Wochenzeitung „The Saturday Review“ verbreitet wurden. Beispielsweise veröffentlichte das Blatt am 1. Februar 1896 einen Artikel aus der Feder des Oxforder Gelehrten Peter Chalmers Mitchell, in dem stand: „Wäre morgen jeder Deutsche beseitigt, es gäbe kein englisches Geschäft, das nicht sofort wüchse … Machet euch fertig zum Kampf mit Deutschland, denn Germania est delenda (Deutschland muss zerstört werden).“ Das ist auch das Credo des Vansittartismus, der die britische Außenpolitik während der 1930er Jahre prägte und auf den langjährigen Unterstaatssekretär im Londoner Außenministerium Robert Gilbert Vansittart zurückgeht.

Letzterer verlor zwar schließlich infolge der Verständigungspolitik Neville Chamberlains, der sogenannten Appeasement-Politik, an Einfluss, dafür schwappten seine Ideen um 1937 nach Amerika über, wo sie nicht zuletzt das Denken des US-Präsidenten Franklin D. Roosevelt beeinflussten, der ohnehin schon seit Längerem Hass gegenüber der „grässlichen“ deutschen Nation empfand. Ausdruck der Adaption und Weiterentwick­lung des Vansittartismus in den USA war das gut 100 Seiten lange Traktat des jüdischen Unternehmers Theo­dore Newman Kaufman mit dem Titel „Germany must perish!“ (Deutschland muss zugrunde gehen!), das im Februar 1941 erschien. In dessen Schlusskapitel „Death to Germany“ (Tod für Deutschland) hieß es zynisch: „Deutschland hat den Krieg verloren. Es fleht um Frieden. Das Gebot der Stunde für die Sieger ist, dass es für alle Zeiten von der Bildfläche verschwinden muss. Deshalb ist es für alle betroffenen Staatsmänner zwingend, die Massensterilisation als das einzige Mittel zu wählen, um die Deutschen nachhaltig auszurotten … Durch Sterilisation verliert der Deutsche seine Möglichkeit sich fortzupflanzen, dadurch verkümmert der deutsche Wille, sodass die deutsche Macht zur Bedeutungslosigkeit herabsinkt.“

Kaufmans Buch wurde am 24. März 1941 im New Yorker „Time Magazine“ vorgestellt und später unter anderem noch in der von dem deutschen Emigranten Klaus Mann herausgegebenen Zeitschrift „Decision“ sowie dem „Canadian Jewish Chronicle“ rezensiert. Es inspirierte möglicherweise auch den US-Finanzminister Henry Morgenthau. Der jüdische Roosevelt-Vertraute forderte am 2. September 1944 die umfassende Demilitarisierung, Zerstückelung und Entindustrialisierung Deutschlands, nicht zuletzt um den Verbündeten Großbritannien von seinem stärksten wirtschaftlichen Konkurrenten in Europa zu befreien. Die anvisierte Verwandlung des hochentwickelten Deutschen Reiches „in ein Land mit vorwiegend agrarischem und ländlichem Charakter“ hätte gleichfalls gravierende Auswirkungen auf dessen Bevölkerung gehabt: Morgenthau ging davon aus, dass die Zahl der Deutschen so um über 50 Millionen schrumpfen würde – wohin all die Menschen verschwinden sollten, verschwieg der Finanzexperte dabei tunlichst. Allerdings scheiterte sein Plan, nachdem er durch eine gezielte Indiskretion an die Öffentlichkeit gelangt war. Denn er löste derartig heftige negative Reaktionen in den USA aus, dass Roosevelt – der auch für eine harte Gangart gegenüber Deutschland plädierte – sich davon distanzieren musste, um seine dritte Wiederwahl im November 1944 nicht zu gefährden.

Dahingegen sorgten zwei andere Zukunftsvisionen für keine Proteste und gelangten – das zeigen die gegenwärtigen Verhältnisse in der Bundesrepublik sehr deutlich – auf mehr oder weniger leisen Sohlen zur Realisierung. Die erstere entwickelte der jüdische Anwalt Louis Nizer, der ebenfalls zum engeren Zirkel um Roosevelt gehörte, in dem 1944 erschienenen Buch „What to do with Germany?“ (Was macht man mit Deutschland?). Darin ist von einem allumfassenden Umerziehungsprogramm und der föderalen Zersplitterung des Staates sowie der „Vernichtung des gesamten Erziehungssystems in Deutschland“ die Rede. 

Der andere Vorschlag stammte von dem renommierten US-Anthropologen und Rassenhygieniker Earnest Albert Hooton. Er findet sich in dem Aufsatz „Breed war strain out of Germans“ (Züchtet den Kriegstrieb aus den Deutschen heraus), der am 4. Januar 1943 im New Yorker Magazin „PM Daily“ abgedruckt wurde. Um Deutschland zukünftig kleinzuhalten, sollten die Angehörigen der Wehrmacht mindestens zwei Jahrzehnte im alliierten Ausland Sklavenarbeit leisten, was die Geburtenzahl deutlich reduzieren dürfte. Desweiteren schlug der Harvard-Professor vor, „die Einwanderung von Nicht-Deutschen, insbesondere von Männern, zu fördern“. 

Das zielte genau in die gleiche Richtung, wie die zum Ende des Zweiten Weltkriegs immer noch virulenten Forderungen des japanisch-österreichischen „Pan-Europäers“ Richard Nikolaus Coudenhove-Kalergi, welche dieser 1925 in dem Buch „Praktischer Idealismus“ vorgebracht hatte: Es sei an der Zeit, dass die verschiedenen Völker auf unserem Kontinent – und damit auch in Deutschland – in einer einheitlichen „eurasisch-negroiden Zukunftsrasse“ aufgehen.