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09.03.18 / Star ohne Allüren / Fußballspieler Miroslav Klose wurde Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Opppeln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Star ohne Allüren
Fußballspieler Miroslav Klose wurde Ehrenbürger seiner Geburtsstadt Opppeln
Chris W. Wagner

Was lange währt, wird endlich gut. Miroslav Klose, der seit 1985 als Spätaussiedler in Deutschland lebt und im Jahre 2014 mit der deutschen Fußballnationalmannschaft den Weltmeistertitel holte, wurde zum Ehrenbürger seiner oberschlesischen Geburtsstadt Oppeln ernannt.

Die Idee, Klose zum Ehrenbürger zu machen, hatte im Jahre 2014 Beata Kubica von den polnischen Grünen in Oppeln. Für ihre im Internet geäußerte Bewunderung für den deutschen Fußballspieler erntete die damalige Stadträtin eine Lawine an Beleidigungen und Hassparolen. Denn in Polen, wo man schnell mal alle Aussiedler als Polen vereinnahmt, kam es nicht gut an, dass sich Klose nie vereinnahmen ließ. Im Jahre 2015 stellte Stadtrat Marcin Gambiec von der deutschen Minderheit den offiziellen Antrag im Oppelner Stadtrat zur Verleihung einer Ehrenbürgerschaft an den Sohn der Stadt. „Am 28. Mai 2015 stimmten von 25 nur zehn Stadträte für Kloses Ehrenbürgerschaft”, erinnert sich Gambiec auf seiner Facebook-Seite. Doch später besannen sich die Ratsherren noch – teils etwas widerwillig. Und weil man sich in Oppeln soviel Zeit ließ, nahm sich später auch Klose viel Zeit. „Nach dem Ende meiner Karriere musste ich erst meinen neuen Weg finden. Ich habe mich für die Trainerlaufbahn entschieden und das kostete Zeit“, begründete Klose sein Zögern während der Zeremonie im Rathaus.

Vor vier Jahren war Klose zuletzt in Oppeln, wo er seine Tante besuchte, doch seine Zwillingssöhne Noah und Luan seien auch schon einmal ohne ihn in der väterlichen Heimatstadt gewesen, so Klose bei der Zeremonie. „Ich möchte, dass meine Kinder meine Geburtstadt kennen“, sagte Klose, der als neunjähriger Spätaussiedler mit seinen Eltern und der älteren Schwester nach Deutschland kam.

Diese Zeit war nicht einfach für Klose, dessen Deutschkenntnisse sich damals auf zwei Worte beschränkten: „ja“ und „danke“. Er hatte  jedoch durch sein Fußballtalent Kumpels auf dem Schulhof gefunden und lernte rasch die deutsche Sprache, die ihm sein deutscher Vater Josef aus dem kleinen westoberschlesischen Ort Slawentzitz nicht beibringen konnte.

Dieser war seit seinem 16. Lebensjahr aktiver Fußballer und stand im Sturm. 1978 wechselte er nach Frankreich zu AJ Auxerre. Kloses polnische Mutter Elzbieta stammt aus Freistadt in Westgalizien und war erfolgreiche Handballspielerin in der polnischen Nationalmannschaft. Von ihr hätte der Sohn seinen Ehrgeiz und seinen Biss geerbt, sagte Vater Klose mit Augenzwinkern zu Journalisten, die 2004 beim Spiel “Alte gegen Neue Slawentzitzer” vergeblich auf ein Interview mit Elzbieta gewartet hatten.

Vom Vater Josef erbte Klose wohl sein bescheidenes Auftreten ohne Starallüren, denn nach der Ehrenbürgerverleihung besuchte er zusammen mit seiner Ehefrau Sylwia den Ort Chronstau, wo die erste nach ihm benannte Fußballschule der deutschen Minderheit entstand. Dort warteten 500 oberschlesische Kinder auf ihren Star. Geduldig signierte er Autogrammkarten, Bälle oder Trikots und posierte für Fotos mit jeder der 34 Gruppen von 13 „Miro-Fußballschulen“ sowie Spielern des 1. FC Chronstau.