29.03.2024

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09.03.18 / Kaliningrad statt Königsberg? / Ein Plädoyer für die Verwandlung der historischen deutschen Städtenamen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Kaliningrad statt Königsberg?
Ein Plädoyer für die Verwandlung der historischen deutschen Städtenamen

Auch bei der Berichterstattung über den – inzwischen abgesagten – Auftritt einer deutschen Bundesligamannschaft in Königsberg (Seite 19) war es immer wieder hören: „Am 22. März findet das Testspiel in Russland statt – Schalke eröffnet das WM-Stadion in Kaliningrad“. So oder ähnlich lauten noch in diesen Tagen die Überschriften in den Medien.

Die russische Hauptstadt hatte seit ihrer Gründung nie eine angestammte deutsche Volksgruppe, und dennoch wird sie in unseren Medien nicht Moskwa genannt, sondern Moskau. Doch die 1255 vom Deutschen Orden gegründete und bis 1945 deutsch besiedelte Hauptstadt Ostpreußens, Königsberg, wird dagegen fast immer mit ihrem Kunstnamen Kaliningrad bezeichnet. Ist dies dem Anliegen der Medien geschuldet, politisch korrekt zu sein? Immerhin war Michail Iwanowitsch Kalinin von 1923 bis 1946 als Vorsitzender des Präsidiums des Obersten Sowjets der UdSSR formelles Staatsoberhaupt der Sowjetunion. Er war ein willfähriger Gefolgsmann Stalins und zweifellos wie dieser ein Massenmörder.

Nun, wenn ich fordere, statt Kalinigrad den ehrwürdigen deutschen Städtenamen Königsberg zu verwenden, mag man mir vorwerfen, ich sei ewiggestrig. Vielleicht auch, dass die deutschen geo­grafischen Bezeichnungen Vergangenheit seien, „ehemalig“ sozusagen. Doch das sind sie nicht. Sie sind nicht ehemalig, sondern erhalten geblieben, als Teil unserer deutschen Sprache, unserer Kultur und unserer Geschichte. Übrigens einer Sprache, Kultur und Geschichte, die alle Deutschen angeht, nicht nur die Vertriebenen.

Wenn wir „Warschau“ statt „Warszawa“ und „Prag“ statt „Praha“ sagen dürfen, dann doch wohl auch „Königsberg“ statt „Kaliningrad“, „Tilsit“ statt „Sowjetsk“ oder auch „Danzig“ statt „Gdansk“. Übrigens bestanden Ortsnamen im deutschen Sprachgebiet und in den Nach­barländern schon Jahrhunderte nebeneinander, je nach der Sprache, in der sie verwendet wurden. So können auch die Polen Dresden nach wie vor „Drezno“ nennen, ohne dass wir ihnen dies vorhalten. Ein Beispiel in der westlichen Nachbarschaft: Lüttich wird von seinen (wallonischen) Einwohnern „Liège“ und von den Flamen „Luik“ genannt. Auch Königsberg wurde und wird von unseren Nachbarn unterschiedlich genannt: von den Polen „Królewiec“ und von den Litauern „Karaliautschi“.  Die Russen nannten es früher „Kenigsberg“, erst die Sowjetunion verordnete den Namen „Kaliningrad“. Selbst die Russen nennen Kaliningrad deshalb umgangssprachlich häufig „Kenig“.

Wir Ostpreußen reisen oft und gerne in unsere  frühere Heimat, ob sie heute in Litauen, Polen oder in Russland liegt. Niemand dort hat etwas dagegen, wenn wir die deutschen Namen anstelle der heutigen verwenden. Die jetzigen Bewohner dieser Gebiete wundern sich eher, wenn wir die heutigen Städtenamen verwenden und – bei meist mangelhaften Fremdsprachenkenntnissen – häufig falsch aussprechen.

Deshalb plädiere ich für die Verwendung der historischen Namen deutscher Städte im Königsberger Gebiet, doch auch im Baltikum, in Polen und in Tschechien. Ich fordere mehr Selbstbewusstsein in dieser Frage und vor allem auch ... Rücksichtnahme auf uns, die Vertriebenen.  Wilhelm Kreuer, Landesvorsitz Nordrhein-Westfalen