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09.03.18 / Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth / Auf dem Knüppeldamm / Von falschen Sehnsuchtsorten, ideologischem Reizhusten, bösen Umständen und entmannter Hymne

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-18 vom 09. März 2018

Der satirische Wochenrückblick mit Klaus J. Groth
Auf dem Knüppeldamm / Von falschen Sehnsuchtsorten, ideologischem Reizhusten, bösen Umständen und entmannter Hymne

Was soll man dazu sagen? Auffällig wenig wurde dazu gesagt. Auch von Leuten, die sonst zu allen Zeiten zu allen Themen was zu sagen haben. Und nun dieses auffällige Schweigen im Willy-Brandt-Haus. Die SPD hat einen Knüppeldamm gebaut. Der führt unter abenteuerlichen Windungen durch Morast und Sumpf in die Groko. So richtig will dorthin eigentlich niemand, und doch ist sie ein Sehnsuchtsort. Im Zwiespalt der Gefühle – halb zog es ihn, halb sank er hin – entschied sich der SPD-Parteikörper. Zwei Drittel wurschtelten sich zur Groko durch, ein Drittel wandte sich mit Grausen. Das ist kein Ergebnis, mit dem man Staat machen kann. Zehn Prozent weniger als bei der letzten Entscheidung für eine Große Koalition. Die jetzige Abstimmung der SPD-Mitglieder macht, wie an Olaf Scholz deutlich zu erkennen war, sehr schmale Lippen. Schließlich ist ein Knüppeldamm keine Straße zum Marsch in die Zukunft. Ein Knüppeldamm hält nicht lange. Er muss häufig repariert werden. Wahrscheinlich herrschte deshalb das auffällige Schweigen in der Zentrale der SPD, als das Ergebnis der Mitgliederbefragung verkündet wurde. Deshalb rührte sich keine Hand zum Beifall. Vielen wird es gedämmert haben, dass ein Knüppeldamm immer ein Holzweg ist und dass man gerade auf dem selbigen aufbricht. 

Wer vor fünf Jahren einen Diesel kaufte, der ließ eine grüne Plakette an die Windschutzscheibe pappen und war mit der Welt im Reinen: Er fuhr sauber, sauberer ging es nicht. Ja, denkste. Nach fünf Jahren ist dieser Wagen – top gepflegt – jede Inspektion rechtzeitig gemacht – keine Schramme – nur noch eine Dreckschleuder, für die niemand mehr etwas gibt. Mit Vollgas wird eine Technik an die Wand gefahren, von der Techniker behaupten, sie sichere für den Übergang die Zukunft, und von deren Gefahr für die Gesundheit Mediziner überhaupt nicht überzeugt sind. Aber wer unter ideologischem Reizhusten leidet, der ist taub für Argumente. Darum wird die schlagartige Enteignung von Besitzern eines Diesel-Fahrzeuges nicht mit Argumenten, sondern mit Behauptungen begründet. Die reichen aus, wenn man eine Überzeugung hat. 

Wer einen Benziner fährt, sollte sich vor Schadenfreude hüten, er kommt auch noch dran. Das Diesel-Urteil von Leipzig war nur ein Etappensieg für die Deutsche Umwelthilfe. Der Diesel war dran, weil er wegen diverser Manipulationen ein schlechtes Gewissen verursacht und aus dem gleichen Grund die schwächste Lobby hat. Es geht um das Auto schlechthin. Der Kampf ist so alt, wie es die Grünen sind. Und sie heben als erste die Finger, wenn es um Fahrverbote geht. Der grüne Umweltsenator in Hamburg hat den Anfang gemacht. Die Tinte unter dem Urteil von Leipzig war noch nicht trocken, da kündigte er bereits baldige Fahrverbote an. Ausgerechnet Hamburg. Die Stadt stand bisher nicht an der Spitze der Problemstädte. Aber sie lädt Jahr für Jahr die übelsten Stinker der Weltmeere zu den Cruise Days ein. Wenn dann Kreuzfahrer ihren dreckigen Schiffsdiesel über der Elbe verbreiten, dann ist das ein fröhliches Volksfest.

Alt-Grüne erinnern sich noch an die Forderung, den Benzinpreis auf fünf D-Mark je Liter hochzutreiben. Dieser Wunsch wurde von den grünen Eltern an den grünen Nachwuchs vererbt. Der fand im elterlichen Poesiealbum Verse wie diesen zum Bau einer Straße: „Der Auerhahn, der Auerhahn / der sieht sich das mit Grausen an / Die Autos und die Laster / die hasst er.“ Wem das von Kindesbeinen an eingetrichtert wurde, der muss eine besondere Beziehung zum Auto entwickeln. So wie die Mitglieder der Deutschen Umwelthilfe. Nimmt man die Auerhahn-Lyrik zur Voraussetzung, dann können allerdings nicht viele Kinder damit groß geworden sein. Die Deutsche Umwelthilfe, welche die halbe Republik lahmlegen möchte, hat gerademal 270 Mitglieder. Bundesweit! Aber auf die Zahl ihrer Mitglieder kommt es ja nicht an. Sie ist als Umweltorganisation anerkannt und darf klagen. Gleichzeitig darf sie als „qualifizierte Einrichtung“ im Verbraucherschutz Abmahnungen an Unternehmen verschicken, die gegen eine Vorschrift verstoßen haben. So kommt der Abmahnverein an sein Geld, mit dem er seine Klagen finanziert. Klar, Geld stinkt nicht.

Oder doch? Nichts stinkt so gewaltig wie Geld, das man nicht hat. Gerade haben wir bei der HSH Nordbank, der gemeinsamen Bank der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein, erleben dürfen, wie man Steuermilliarden verbrennt und das als Erfolgsgeschichte verkauft. Alle hatten an die wundersame Vermehrung des Geldes geglaubt, an unermesslichen Reichtum und ewige Party. Einmal wie Dagobert Duck im Geld schwimmen, jeden Tag Champagner und Kaviarbrötchen. Das hatten sie versprochen, Politiker aller Parteien und die Investmentbanker, die Allianz der Freizeitspekulanten und der Glücksritter. Wie man weiß, ging die Sache total daneben. Statt Champagner und Kaviarbrötchen gab es bald nur noch Wasser und Käsestullen, und die auch noch auf Pump. Was aber nicht davon abhielt, weiter zu spekulieren und noch mehr Schulden anzusammeln. Und wer verursachte diese Pleite? Der Umstand! Immer der Umstand! Weil ein Umstand selten alleine auftritt, sind es die Umstände. Die sind leider sehr schwer zu erkennen, weshalb die Politiker in den Aufsichtsräten und die Manager in den Vorständen die Umstände überhaupt nicht erahnen konnten. Und somit nicht für Fehlentscheidungen haften müssen. Im Gegenteil. Es ist ja nicht so, dass die Manager nur Schulden machten. Sie machten auch Gewinn, der floss als Boni in ihre Taschen. Dem verwunderten Laien wurde erklärt, man müsse die guten Leute halten, ohne Bonuszahlung funktioniere das nicht. Ach, hätten sie bloß keine Boni gezahlt, dann wären die guten Leute rechtzeitig gegangen. So aber muss man nun den Schrott von Elbe und Förde verramschen. Bis zu einer Milliarde Euro wollen die Aufkäufer dafür zahlen. Na, das ist doch was. Wie viel genau, das steht noch nicht fest. Hauptsache weg mit Schaden. Leider gibt es noch eine kleine Gegenrechnung. Im Gegenzug müssen die Verkäufer dem Käufer schlanke zehn Milliarden Euro für eine Garantie mit dem hübschen Namen „Sun-rise“ überweisen. Überhaupt ist unklar, auf welchen Schulden die Steuerzahler beider Länder sitzen bleiben. 15 Milliarden? 20 Milliarden? Man weiß nur, dass man den Schrotthändlern Dank schuldet, weshalb die Zukunft der Mitarbeiter (nicht der Vorstände, logo) vorsichtshalber gar nicht besprochen wurde. Schließlich ist die Heuschrecke ein scheues Wild.

Wenden wir uns zum Abschluss den wirklich wichtigeren Dingen zu. Es ist an der Zeit, die Nationalhymne zu entmannen. Auf diesen hübschen, zukunftsweisenden Einfall kam die Gleichstellungsbeauftragte des Bundesfamilienministeriums, Kristin Rose-Möhring. Um ihrem Anliegen einen besonderen Charme zu verleihen, machte sie diesen Vorschlag rechtzeitig zum Internationalen Frauentag am 8. März, den einst Clara Zetkin in die sozialistische Welt setzte. Rose-Möhring also stört das Macho-Gehabe in der deutschen Nationalhymne. Die ist zwar bereits bis auf die dritte Strophe amputiert, aber auch so ist sie immer noch schlimm genug. Per Hauspost übte die Gleichstellungsbeauftragte Kritik. Sie bemängelte das Wort „Vaterland“, das sei zu ersetzen durch „Heimatland“. Ob sie dabei heimlich auf Unterstützung durch den künftigen Heimatminister Seehofer in Berlin spekulierte, ist eher unwahrscheinlich. Sie bemängelte die Zeile „brüderlich mit Herz und Hand“ und unterbreitete als Gegenvorschlag „couragiert mit Herz und Hand“. Wenn man bedenkt, dass ein gewisser Hoffmann von Fallersleben derartigen Macho-Murks textete, ist dieser Männlichkeitswahn nicht weiter verwunderlich. Merkwürdigerweise traute sich die Gleichstellungsbeauftragte aber noch nicht daran, den Namen „Hoffmann“ zu neutralisieren. Immerhin, die gemachten Vorschläge passen prima zum neu eigeführten dritten Geschlecht.