Kirchenrückgabe gegen Demut
Ankara – Seit einigen Wochen geht das türkische Militär gegen die kurdische YPG im Norden Syriens vor, weil diese von Erdogan zu Terroristen erklärt wurden. Überraschenderweise bekommt er dafür die Unterstützung des Ökumenischen Patriarchen von Konstantinopel, Bartholomaios. In seinem Solidaritätsbrief an den türkischen Präsidenten schrieb das für seine pazifistischen und ökologischen Einstellungen bekannte Ehrenoberhaupt der orthodoxen Christen: „Wir bitten Gott darum, dass die türkischen Streitkräfte ihr Ziel erreichen.“ Angesichts der weltweiten Verurteilung des völkerrechtswidrigen Aktes in Afrin muss der Druck auf den Patriarchen enorm gewesen sein. Ihm blieb keine andere Wahl, als Erdogans Politik öffentlich zu unterstützen. Im Gegenzug hat die türkische Regierung per Dekret die Rückgabe von kirchlichen Vermögenswerten an die syrisch-orthodoxe Kirche angeordnet, die im Jahr 2017 unter die Kontrolle staatlicher Behörden gestellt worden waren. Das Dekret sieht die vollständige Rück-gabe von 30 kirchlichen Gütern an Stiftungen und Organisationen der syrisch-orthodoxen Kirche und damit an die früheren Besitzer vor. Zu den Vermögenswerten, die definitiv an die syrisch-orthodoxe Kirche zurückgegeben werden sollen, gehören auch die drei historisch bedeutsamen Klöster Mor Melki, Mor Yakup und Mor Dimet im Südos-ten der Türkei, die alle seit Jahrzehnten infolge des Verfolgungsdruckes, unter dem die Christen in der Türkei auch nach dem Genozid gegen die Christen während des Ersten Weltkrieges leiden, aufgegeben worden waren. Da Kirchen selbst in der Türkei keine juristischen Rechtspersonen sind, braucht es das Konstrukt von Stiftungen, um Liegenschaften besitzen zu können. B.B.