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16.03.18 / Zockerei um Deutsche Bank / Riskanter Einsatz eines chinesischen Großaktionärs bringt größtes deutsches Bankhaus ins Straucheln

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Zockerei um Deutsche Bank
Riskanter Einsatz eines chinesischen Großaktionärs bringt größtes deutsches Bankhaus ins Straucheln
Thomas W. Wyrwoll

Ein Investor aus China hat sich in die schwächelnde Deutsche Bank eingekauft. Jetzt steckt dieser Geldgeber selbst in der Bredouille.

Die Deutsche Bank steht schon lange unter Beschuss ihrer inzwischen wesentlich größeren Konkurrenten aus dem westlichen Ausland. Ohne potente Paten in der Politik hatte sie sich bei vermeintlich gewinnträchtigen Spekulationsgeschäften manches Mal verzockt und zugleich durch schlechten Umgang mit ihren Kleinkunden, Selbstbedienungsmentalität ihrer Finanzjongleure sowie Illoyalität gegenüber dem eigenen Volk viele Sympathien eingebüßt – schlechte Voraussetzungen für den globalen Erfolg.

Nachdem sie sich von den angelsächsischen Regierungen bereits mehrfach brutal hatte zur Kasse bitten lassen, wurde es endgültig eng, als Amerikaner und Briten sie 2015 mit Strafzahlungen von mehreren Milliarden Dollar schröpften und der IWF sie 2016 gar zum „risikoreichsten Finanzinstitut des Globus“ kürte.

Angesichts der in der Folge knappen Kassen war man 2017 am Main froh über einen Einstieg des chinesischen Großinvestors HNA, der sich mit 3,5 Milliarden Euro über den Wiener Vermögensverwalter C-Quadrat beteiligte, wobei dieser Einstieg größtenteils mit Krediten der schweizerischen UBS bezahlt wurde. 

Wem HNA gehört, ist aufgrund der gezielt verschachtelten Besitzverhältnisse und eingesetzter Strohmänner unklar. Das Un­ternehmen basiert auf der früheren Regionalfluglinie Hainan Airlines und bildet ein komplexes Konglomerat mit einem Hauptportfolio in der Luftfahrt- und Reisebranche. Unter Führung regionaler Parteikader expandierte das seit den 1990er Jahren eng mit dem zwielichtigen Finanzmogul George Soros verbundene Unternehmen gerade in den letzten zwei Jahren weltweit mit Unternehmenseinkäufen für mindestens 50 Milliarden US-Dollar, die freilich fast sämtlich über Kredite finanziert wurden.

2017 gehörte den Chinesen nach mehreren Kaufwellen rund ein Zehntel des traditionsreichen Frankfurter Bankhauses, und sie waren damit dessen größter Teilhaber, knapp vor der katarischen Herrscherfamilie Al-Thani. Mitte 2017 zog dann Pekings KP die Zügel bei Chinas unseriös durch Kredite im Ausland auf Einkaufstour gehenden Großunternehmen stramm und behielt dabei nicht zuletzt die HNA im Auge. Die Kreditblasen der Großunternehmen des Landes und der Abfluss von Devisen aus dem Reich der Mitte hatten damals längst ein auch für die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt bedrohliches Ausmaß angenommen. 

Plötzlich flossen für die Südchinesen die in- und ausländischen Kredite nicht mehr wie gewohnt. Die findigen Provinzkader gründeten nur einen Monat später zwei vorgeblich „gemeinnützige“ Stiftungen, die das zusammengeraffte Vermögen vor dem Zugriff des chinesischen Staates und der Gläubiger sichern sollten. Inzwischen verfügt eine davon, die in New York ansässige Hainan Cihang Charity Foundation, formal über rund ein Drittel des Gesamtfirmenbesitzes – und seit Beginn des neuen Jahres auch über einen neuen Vorsitzenden. Philipp Rösler, ehemals bundesdeutscher Gesundheitsminister und Vizekanzler, selbst sino-vietnamesischer Herkunft, saß bis dahin im Vorstand des Weltwirtschaftsforums in Davos und setzt nun seine zweifelhafte Karriere von New York aus fort, wo die Stiftung ihren Sitz hat.

Die bestehenden Finanzierungsengpässe bei HNA wuchsen dessen ungeachtet seit Mitte 2017 weiter und verschärften sich durch Maßnahmen der chinesischen ebenso wie der US- und der Schweizer Bankenaufsicht im letzten Quartal 2017 nochmals erheblich, wodurch auch US-Banken die Vergabe weiterer Kredite verweigerten.

Außerdem kündigte der chinesische Kreditkontrollausschuss CBRC im Januar 2018 an, seine Maßnahmen im neuen Jahr nochmals zu verschärfen, wozu er bereits am 25. Januar ein strengeres Prüfverfahren vorlegte. Parallel dazu stuften die US-Ratingagenturen ihre Bewertung von HNA bis in den Februar mehrfach herunter: Mitte des Monats waren es etwa bei S&P nunmehr magere CCC+. Mit einem Wort: HNA ging es finanziell an den Kragen.

Zudem bewiesen auf Drängen der Behörden vorgelegte Daten, dass sich gut die Hälfte der Deutsche-Bank-Aktien nicht wirklich im Besitz der HNA befinden, sondern in einem Verschiebebahnhof mit der UBS in Form einer sogenannten Kragenoption, was eine durchaus zweifelhafte Konstruktion darstellt. Die Finanzakrobaten vom Main waren daher besorgt, dass ein Verkauf ihrer sinisierten Aktien anstehen könnte, um andernorts Löcher zu stopfen.

Zwar sicherte ihnen der Wiener C-Quadrat-Chef Alexander Schütz zu, dass seine vermeintlich sichere „Anker-Beteiligung“ auch weiterhin erhalten bleibe, setze man in Asien doch auf „den guten Ruf der Deutschen“. Solcherlei Theaternebel verflüchtigte sich angesichts realer Zahlen dann aber doch wieder allzu rasch. HNA selbst bezifferte seine Schulden auf rund 100 Milliarden US-Dollar, behauptet aber über Werte von 190 Milliarden zu verfügen – was wohl beides reichlich optimistisch sein dürfte. 

Am 9. Februar verkaufte C-Quadrat schließlich ein knappes Zehntel seines Portfolios und erklärte kaum verhohlen, dass man an weitere Abstoßungen denke, vor allem bei jener größeren Hälfte der kontrollierten Aktien. Nur eine Woche später gab es dann den zweiten größeren Verkauf, sodass bereits Mitte Februar ein gutes Fünftel der HNA-eigenen Anteile der Deutschen Bank den Besitzer gewechselt hatte. Dass es dabei bleibt, mag man den solches beteuernden Verantwortlichen nun freilich nicht mehr so recht glauben.

Während sich die deutschen Medien bei der Berichterstattung äußerst bedeckt hielten, gerieten die dubiosen Chinesen international in die Schlagzeilen. HNA-Mitgründer Wang Jian, der erst vor wenigen Monaten nach Drängen der Bankenaufsichten als Haupteigner seines Imperiums in Erscheinung getreten war, sprach von einem Angriff in- und ausländischer „reaktionärer Kräfte“ auf sein Unternehmen und damit auf China insgesamt. Dabei gab er sich in kaum zu überbietender Dreistigkeit als vorgeblicher Verteidiger der Politik von Chinas oberstem Führer Xi Jinping aus, der seit Jahren als Korruptionsbekämpfer auftritt und dem der mafiöse Hainan-Sumpf seine überfällige Austrocknung zu verdanken hat. Dieses spricht für eine enorme Chuzpe oder aber für ein hohes Maß an Verzweiflung des zwielichtigen Wang Jian. 

Der auf eine Schädigung der Deutschen Bank lauernden EZB geben solche Scharaden durchaus Mittel an die Hand, nun ihren geplanten Angriff in die Wege zu leiten. Am 26. Februar kündigte die Deutsche Bank vorsorglich die Ausgliederung ihrer Publikumsfondsgesellschaft „DWS Investments“ sowie den Verkauf eines Viertels der DWS-Aktien im März an, durch den sie sich Erlöse von zwei Milliarden Euro erhofft. Dass diese Veräußerung eines Gutteils des Tafelsilbers ein Ende der rasanten Talfahrt bedeutet, ist selbst im günstigsten Fall kaum zu erwarten.