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16.03.18 / Streit um neue Gasfunde / Anrainer streiten um Lagerstätten im östlichen Mittelmeer

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Streit um neue Gasfunde
Anrainer streiten um Lagerstätten im östlichen Mittelmeer
Bodo Bost

Die Entdeckung von großen Mengen von Gas im östlichen Mittelmeerraum hat bei den Anrainern große Hoffnungen aufkommen lassen, erzeugt aber auch Spannungen in einer ohnehin explosiven Region. Auch wenn es noch Fragen hinsichtlich des wahren Ausmaßes der Funde gibt, führten die bisherigen Erkenntnisse bereits zu Streitigkeiten über die Rechte und Seegrenzen zwischen den Ländern der Region. Betroffen sind Zypern, Ägypten, Israel und der Libanon. Nur die Türkei, der größte Staat im östlichen Mittelmeerraum, scheint leer auszugehen. Das veranlasst sie dazu sich in Gasangelegenheiten Zyperns einzumischen, als dessen Schutzmacht sie sich versteht. 

Nach einer Reihe von Enttäuschungen seit dem Start der Bohrarbeiten vor der Küste Zyperns im Jahr 2011 gaben die französische Gruppe Total und die italienische Gruppe Eni in diesem Monat die Entdeckung wichtiger Reserven im Südwesten vor der Insel bekannt. Als ein paar Tage später ein Eni-Schiff auf einen anderen Off-shore-Block zusteuerte, weiter östlich – nahe dem Teil der Insel, der von der türkischen Armee besetzt ist –, um mit der Erkundungsarbeit zu beginnen, wurde es von der türkischen Flotte mit der Begründung blockiert, dass in diesem Bereich Militärmanöver stattfinden würden. Einen Tag später blockierten fünf türkische Kriegsschiffe erneut das Schiff und drohten nach Angaben der zyprischen Behörden mit einer militärischen Aktion. Es war die erste direkte militärische Konfrontation seit der Besetzung des Nordteils der Insel durch die türkische Armee im Jahre 1974. 

Dabei waren vor einigen Monaten beide Inselhälften bereits einig, einen weiteren Versuch zur Wiedervereinigung zu machen. Neben der Expansionspolitik des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan gilt die Entdeckung der Gasreserven als das Haupthindernis für die Wiederaufnahme der Gespräche zwischen den beiden Teilen der Insel. Ankara fordert die Aussetzung aller Erkundungen, bis eine Lösung für die Insel gefunden ist. Nicosia hat eine EU-Mediation gefordert, mit der Begründung, die Türkei habe „gegen das Völkerrecht verstoßen“, und macht die Wiederaufnahme von Wiedervereinigungsgesprächen von einer Entschärfung der Situation abhängig. 

Auch mit Ägypten, das die größten Gasreserven der Welt besitzt, hat Ankara Probleme, weil das arabische Land ein langfristiges Seeverkehrsabkommen mit Zypern geschlossen hat, ohne die Türkei zu konsultieren. Erdogan ist auf Ägypten nicht gut zu sprechen, weil Präsident Abd al-Fattah as-Sisi die ihm politisch nahestehenden Muslimbrüder entmachtet hat. 

Weiter östlich hat Israel, das in den letzten Jahren bedeutende Gasreserven entdeckt hat, am 19. Februar einen als historisch gefeierten Vertrag über die Lieferung von Erdgas mit Ägypten abgeschlossen. Ägypten hatte als erstes arabisches Land mit Israel 1979 einen Friedensvertrag geschlossen. Die Unterzeichnung eines ersten libanesischen Offshore-Explorationsvertrags mit einem Konsortium französischer, italienischer und russischer Firmen hat Israel vereitelt. Das Abkommen betrifft zwei Meeresblöcke, von denen einer in einer zwischen Israel und dem Libanon umstrittenen Meereszone liegt. Die südlibanesische Hisbollah, die 2006 letztmals Krieg gegen Israel führte und über Raketen verfügt, welche die israelische Off-shore-Infrastruktur erreichen können, erklärte, sie sei bereit, den libanesischen Staat zu verteidigen, um den sogenannten Gaskrieg zu gewinnen.