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16.03.18 / Bilder einer Aufführung / Kunsthaus Stade zeigt Werke des »Ballettmalers« Ernst Oppler

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Bilder einer Aufführung
Kunsthaus Stade zeigt Werke des »Ballettmalers« Ernst Oppler
Helga Schnehagen

Karl Schwarz, einst Direktor des Jüdischen Museums in Berlin und später des Museums Tel Aviv, beschrieb den 1867 in Hannover geborenen Maler Ernst Oppler und seine Arbeiten so: „Er war Junggeselle, ein äußerst fein distinguierter Mensch mit den ausgesuchtesten Weltmanieren. Seine ganze Persönlichkeit und sein Heim strömten eine kultivierte Atmosphäre aus. Er hatte nichts von einem Künstler an sich, war vom Scheitel bis zur Sohle Gentleman, sprach eine gewählte Sprache und war ein geistreicher Plauderer. … Seine hervorragendsten und ihm eigensten Leistungen sind … die vielen Darstellungen des russischen Balletts. Den Rhythmus des Tanzes, das leichte Schwingen und den Wirbel der Ekstase, das flimmernde Farbenspiel und die visionären Massenszenen im Glanze des Rampenlichts hat er unnachahmlich wiedergegeben.“

Eine Illustration liefert Opplers „Selbstbildnis hinter der Staffelei“ im Wohnzimmer. Was seine Arbeiten betrifft, war Oppler allem Neuen gegenüber jedoch aufgeschlossen. 1886 wurde er Mitglied der Gruppe der 24 und der Münchner Secession, 1898 eines der Gründungsmitglieder der Berliner Secession und unter dem Einfluss Max Liebermanns ein namhafter Impressionist. 

Als vor gut 100 Jahren das klassische Ballett in Deutschland vollkommen aus der Mode war, fand ein Gastspiel des Kaiserlich-Russischen Balletts mit Anna Pawlowa 1908 in Berlin kaum Beachtung. Nur die zufällig anwesende Schauspielerin Tilla Durieux war begeistert und bewirkte, dass die Tournee abgebrochen wurde, um sie im nächsten Jahr gut vorbereitet zu wiederholen. Dazu gab es am 5. Mai 1909 eine exklusive Vorstellung für die Mitglieder der Berliner Secession, Schriftsteller, Kritiker, Journalisten und Schauspieler mit anschließendem Bankett im Hotel Esplanade. Tags darauf wurde die Kasse gestürmt und das Russische Ballett erlebte den Beginn einer Weltkarriere.

Einer seiner größten Fans wurde Oppler. Bis 1914 fing er 

– im Zuschauerraum sitzend und mit einem beleuchteten Zeichenstift in der Hand – in zahllosen Skizzen die Bewegungen auf der Bühne ein. Im Mittelpunkt stand Anna Pawlowa. Als die Primaballerina im Januar 1931 im Alter von 49 Jahren in Den Haag starb, veranstaltete die Berliner Staats­oper zusammen mit Berlins Prominenz am 31. März eine Ge­dächtnisfeier samt Ausstellung mit Werken des zwei Jahre zuvor verstorbenen Opplers. Wenig später sorgte die NS-Herrschaft da­für, dass Opplers Name und Werk von der Bühne verschwanden. 

Erst die Dissertation des Kunst­historikers Jochen Brun sorgte in den 1990er Jahren für die öffentliche Wiederentdeckung des „Tanzmalers“. Zu seinem 150. Geburtstag veranstaltete das Deutsche Tanzarchiv Köln im letzten Jahr die Ausstellung „Berliner Secession & Russisches Ballett“. Bis 1. Mai ist sie im Kunsthaus Stade zu sehen.

Kunsthaus, Wasser West 7, 21682 Stade. Geöffnet: Dienstag, Donnerstag und Freitag 10 bis 17 Uhr, Mittwoch bis 19 Uhr, Sonnabend und Sonntag bis 18 Uhr. Eintritt: 8 Euro. www.museen-stade.de