19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
16.03.18 / Museumsschätze / Aus dem Ostpreußischen Landesmuseum: Strumpfband der Königin Luise – Cadiner Majolika

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Museumsschätze
Aus dem Ostpreußischen Landesmuseum: Strumpfband der Königin Luise – Cadiner Majolika

Das Ostpreußische Landesmuseum ist das einzige Museum in Deutschland, das die reiche Kultur und Geschichte der ehemaligen deutschen Provinz Ostpreußen in Gänze thematisiert.

Aufgabe des Museums ist die Bewahrung und Erforschung der Geschichte und Kultur Ostpreußens sowie die museumsgemäße Darstellung seiner vielgestaltigen Jahrhunderte währenden Realität. Zukünftig werden wir in einer eigenen Abteilung auch die Kulturgeschichte der sogenannten Deutschbalten thematisieren, welche als deutschsprachige Minderheit im heutigen Estland und Lettland lebten. Der genaue Auftrag ergibt sich auf Grundlage des Paragrafen 96 des Bundesvertriebenengesetzes und der Satzung der Ostpreußischen Kulturstiftung.

Die museale Arbeit geschieht in Zusammenarbeit mit polnischen, russischen und litauischen Museen und Kulturinstitutionen, die heute im ehemaligen Ostpreußen tätig sind sowie entsprechenden Partnern in Estland und Lettland für die deutschbaltische Abteilung.

Die Dauerausstellung des Museums wird erweitert und ist daher derzeit geschlossen. Die Wiedereröffnung erfolgt am 26. August 2018. Bis dahin werden in der PAZ in jeder geraden Folge besondere Objekte aus dem Bestand des Museums vorgestellt.

Strumpfband der Königin Luise

Strumpfband aus Leinen und Glas, gestickt von der preußischen Königin Luise (1776-1810), der Gattin Friedrich-Wilhelms III. Das Objekt wird in der neuen Dauerausstellung in der historischen Abteilung zu sehen sein.

1806 erlitten die verbündeten Preußen und Russen bei Jena und Auerstedt eine verheerende Niederlage gegen Napoleon. Der königliche Hof floh vor den rasch vorrückenden Franzosen in Panik von Berlin bis Königsberg und über die winterliche Kurische Nehrung noch bis Memel. Luise und ihre Kinder, darunter die späteren Könige/Kaiser Friedrich-Wilhelm IV. und Wilhelm I., erlebten äußerst dramatische Tage. Legendär ist die Szene, als Luise mit ihrem Diamantring in das Fenster eines Gasthauses in Nidden geritzt haben soll: „Wer nie sein Brod mit Thränen aß, wer nicht die kummervollen Nächte auf seinem Bette weinend saß, der kennt Euch nicht, ihr himmlischen Mächte.“

Auf dieser Flucht soll Königin Luise als Dank für Beherbergung und Stellung einer Kutsche für die weitere Flucht nach Ostpreußen dem Grafen Podewils 1806 dieses selbstgestickte Strumpfband in Graudenz vermacht haben.

Luise war nicht nur berühmt ob ihrer Schönheit, sondern aufgrund einer bürgernah und für den Hochadel sehr untypisch geführten Ehe auch als Idealbild einer Gattin und Mutter. Zeitgenossen galt sie als empfindsame Persönlichkeit. Sie liebte gesellschaftliche Ereignisse wie glamouröse Bälle, Feste und Empfänge, hatte aber auch Freude am häuslichen Alltag. Und sie liebte Schiller, besonders dann, wenn seine Lyrik „zum Herzen spreche“. Luise wurde zu Lebzeiten, besonders aber nach ihrem frühen Tod, mit Komplimenten überschüttet und zu einem Mythos stilisiert.

Cadiner Majolika

Kaiser Wilhelm II. besaß neben vielen Immobilien einen Gutsbetrieb in Cadinen, bei Elbing am Frischen Haff. Hier versuchte er, technisch und sozial einen Musterbetrieb aufzubauen. Zu den Wirtschaftsbetrieben des Gutes gehörte eine Ziegelei. Neben Baustoffen wie Backstein, Dachziegel und Tonröhren wollte Wilhelm aber auch gern Kunstkeramik herstellen lassen.

Mit Hilfe der Spezialisten der Königlichen Porzellan Manufaktur (KPM) in Berlin wurde ein Werk errichtet, in dem aus speziell aufbereitetem Cadiner Ton ab 1902/3 künstlerische Erzeugnisse hergestellt werden konnten. Entsprechend dem vom Kaiser bevorzugten Kunststil des Historismus ließ er Gefäße, Reliefs und Figuren entwerfen und ausführen, die oft nach dem Vorbild italienischer Keramik der Renaissancezeit (15. Bis 16. Jahrhundert) gestaltet wurden. So bekamen sie nach dem Fachwort für ihre Vorbilder Majolika den Namen Cadiner Majolika. Mit der Verbreitung dieser Keramiken, auch in der Architektur, wollte Wilhelm zur Geschmacksbildung im Volk beitragen.

Das abgebildete Gießgefäß zeigt die typische farbige Gestaltung der Majolika: Auf weißem Grund sind Ornamente, Figuren und Schrift in bunten Farben, blau, grün, gelb, rot und anderen gemalt. Das bürgerliche und großbürgerliche Käuferpublikum schätze Anfang des 20. Jahrhunderts diese Art der Kunstkeramik. Cadiner Majolika zu besitzen war darüber hinaus auch ein sichtbares Bekenntnis zum Kaisertum, trugen doch die Keramiken aus Cadinen im Fabrikzeichen die deutsche Kaiserkrone als Hinweis auf den Fabrikherren.

Das Objekt wird in der Ausstellung in der Abteilung 19. Jahrhundert/Wilhelminische Zeit gezeigt werden.OL

Ostpreußisches Landesmuseum in Lüneburg, Heiligengeiststraße 38, 21335 Lüneburg, Tel. +49 (0) 4131 75995-0, Fax +49 (0) 4131 75995-11, Email: info@ol-lg.de, die Sonderausstellungen und das Brauereimuseum sind über das neue Eingangsfoyer in der Heiligengeistraße 38 zugänglich, eingeschränkte Öffnungszeiten: Dienstag bis Sonntag 12.00 bis 17.00 Uhr.