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16.03.18 / Die Preisrätsel-Burg / Eine PAZ-Leserin erklärt das Bauwerk

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-18 vom 16. März 2018

Die Preisrätsel-Burg
Eine PAZ-Leserin erklärt das Bauwerk

Das Bild für das Preisrätsel der Ostpreußischen Kulturstiftung Ellingen vom 22. Dezember 2017 (PAZ 51/52, Seite 16) zeigt Burg und Kirche Rößel, am Nordrand des Kreises Rößel im Ermland unweit von Rastenburg gelegen. PAZ-Leserin Audlind Voland fand es schade, dass dabei so wenige Informationen über das imposante Bauwerk mitgliefert wurden. Also verfasste sie selbst einen erklärenden Artikel. 

Rößel war eine der drei großen bischöflichen Burgen neben Heilsberg und Allenstein. Nach einer zerstörten hölzernen Vorläuferburg aus der Eroberungszeit des Deutschen Ordens (1241) entstand die steinerne Bischofsburg erneut zwischen 1350 und 1375 und ist eine zweiflügelige Kastellburg über rechteckigem Grundriss, mit Bergfried, Torturm und Dansker. Auf einem hohen Bergvorsprung gegründet, vereinte schließlich die mehrteilige Anlage viele Einzelgebäude aus verschiedenen Jahrhunderten. 

Nachdem schon 1775 die Burgkapelle an der Südwestecke der evangelischen Gemeinde zugewiesen worden war, wurde nach dem Brand von 1807 der gesamte Südflügel zur Kirche umgestaltet und 1823 erneut der evangelischen Gemeinde übergeben. Der Betrachter des Preisrätselbildes blickt von der östlichen Talseite her auf die Burg und sieht rechts im Bild den auf quadratischem Sockel ruhenden zylindrischen Aufbau des Bergfrieds mit der umlaufenden Reihe der Wehrfenster, schwach erkennbar. Dieser imposante Rundturm, aber auch der in der Mitte der Schau- und Eingangsseite gelegene Torturm werden auf dem Bild verdeckt von dem dreigeschossigen Ostflügel, über dem der schlanke Turm der evangelischen Kirche gerade noch erkennbar ist.

Drei verschiedene Foto-Perspektiven der Burg Rößel vermittelte 1916 der Provinzialkonservator Richard Dethlefsen in seinem Buch „Das schöne Ostpreußen“. Zwei davon druckte 1927 auch der Königsberger Kunsthistoriker Karl-Heinz Clasen in Band 1 seines Werks „Die mittelalterliche Kunst im Gebiet des Deutschordensstaates Preußen“, darunter auch die im Dezember im Ostpreußenblatt abgebildete Sicht auf die Burg.

Das eindrucksvollste Bild lieferte allerdings die Kunst vor 100 Jahren und zwar zur „Erinnerung an den großen Krieg“. Der aus Heiligenbeil stammende Maler Fritz Haß (1864­–1930) machte mit seinem Ölgemälde von 1915 die Burg Rößel zu einem der beliebtesten Motive auf den Feldpostkarten des Ersten Weltkriegs.