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23.03.18 / Mehr schwere Gewaltdelikte in Berlin / Die Zahl gefährlicher Körperverletzungen im öffentlichen Raum ist gestiegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-18 vom 23. März 2018

Mehr schwere Gewaltdelikte in Berlin
Die Zahl gefährlicher Körperverletzungen im öffentlichen Raum ist gestiegen
Michael Leh

In der deutschen Hauptstadt ist 2017 die Zahl schwerer und gefährlicher Körperverletzungen im öffentlichen Raum weiter gestiegen. Das zeigt die neue Berliner Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS). Gestiegen ist auch die Zahl der Delikte mit Gewaltcharakter im öf

fentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die PKS verzeichnet zudem mehr Sexualdelikte, mehr Rauschgiftkriminalität, mehr Fälle von Jugendgruppengewalt und von Kindesmissbrauch.

Der Berliner Innensenator Andreas Geisel (SPD) hat bei der Vorstellung der PKS 2017 verkündet, die Stadt sei „objektiv sicherer“ geworden. Dabei verwies er vor allem auf die gesunkene Zahl von Wohnungseinbrüchen und Taschendiebstählen. Die vom Innensenator ausgegebene Losung – Berlin sei „objektiv sicherer“ geworden – wurde danach von vielen Medien jedoch unkritisch übernommen. Dass die verallgemeinernde Aussage so nicht stimmt, fiel meist unter den Tisch. 

Die Nennung einer allgemeinen Zahl von Straftaten – worin Urkundenfälschung ebenso eingeschlossen ist wie Warenkreditbetrug oder Ladendiebstahl – sagt dabei kaum etwas aus über die Gefährdung der öffentlichen Sicherheit. Erst recht sagen allgemeine Durchschnittszahlen von Straftaten, auch von Gewaltdelikten, noch nichts aus über die besonders erhöhte Gefahrenlage in einzelnen Stadtteilen. „Wenn man den Kopf in der Sauna hat“, erklärte einmal Franz Josef Strauß, „und die Füße im Kühlschrank, sprechen Statistiker von einer angenehmen mittleren Temperatur.“ Die Kriminalitätslage etwa in Gesundbrunnen oder Teilen Neuköllns ist eine völlig andere als etwa im „bürgerlichen“ Steglitz-Zehlendorf oder in Köpenick. 

Die vom Innensenator vorgestellte PKS 2017 bietet jedoch nur einen 38-seitigen Kurzüberblick und stellt die Lage nicht differenziert nach Bezirken und Ortsteilen dar. Politiker und Medienleute wohnen meist nicht in den „Brennpunktvierteln“, geschweige denn mit ihren Familien. Das erklärt zum Teil die immer noch oft anzutreffende Schönfärberei der realen Lage für viele Einwohner der Stadt. Gerne wird auch oberflächlich oder absichtlich in Medien verallgemeinernd das Märchen verbreitet, die „objektive“ Lage sei doch so viel besser als das nur „subjektive Unsicherheitsgefühl“ von Bürgern. 

Dabei ist Berlin auch ausweislich der Kriminalstatistik in wichtigen Bereichen noch unsicherer und gefährlicher geworden. Dies betrifft besonders – und besonders schwerwiegend – den öffentlichen Raum. Die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen – bei ihnen erleiden die Opfer bleibende Schäden – auf Straßen, Wegen und Plätzen hat sich gegenüber dem Vorjahr deutlich erhöht, und zwar um 614 Fälle. Das entspricht einer Zunahme von 16,7 Prozent. 

Auch im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist die Zahl der Delikte mit Gewaltcharakter gestiegen, und zwar um 393 Fälle auf eine Gesamtzahl von 5376 erfassten Fällen. Das entspricht einer Zunahme von 7,9 Prozent gegenüber 2016. Die Zahl der Körperverletzungen im ÖPNV nahm um 7,7 Prozent zu, die Fälle von Nötigung, Freiheitsberaubung und Bedrohung im ÖPNV um neun Prozent. 

Die Fallzahl der Sexualdelikte im ÖPNV kletterte von 138 auf 294 Fälle – ein Plus von 88,5 Prozent. Die Zahl der erfassten Sexualdelikte allgemein stieg um 918 Fälle auf insgesamt 3770 Fälle – ein Plus von 32,2 Prozent. Dieser Anstieg der Zahl von Sexualdelikten, heißt es in der PKS, „dürfte aber mit der Strafrechtsänderung“ zusammenhängen: „Allein auf den neu eingeführten Erfassungsgrund ,Sexuelle Belästigung‘ entfielen 498 Vorgänge.“ Von den 2171 ermittelten Tatverdächtigen bei Sexualdelikten hatten 35,4 Prozent nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

Im Jahr 2017 gab es in Berlin 91 Fälle von versuchtem oder vollendetem Mord und Totschlag – nur ein Fall weniger als 2016. Dabei erhöhte sich die Zahl der vollendeten Taten gegenüber dem Vorjahr von 37 auf 40 Fälle. 

Was nicht in der PKS steht, aber aus einer Anfrage des CDU-Abgeordneten Peter Trapp hervorgeht: Auch die Zahl der polizeilich registrierten Messerangriffe in Berlin ist weiter gestiegen, von 2591 Fällen im Jahr 2016 auf 2737 Fälle im Jahr 2017. Das sind rechnerisch 7,4 Messerattacken pro Tag, rund 52 Attacken Woche für Woche. Im Jahr 2016 kamen Messer bei 754 Raubüberfällen und bei 777 gefährlichen und schweren Körperverletzungen zum Einsatz (genaue Angaben für 2017 sind noch nicht veröffentlicht).

Für 2017 verzeichnet die PKS 2440 Fälle von Jugendgruppengewalt, 13 Fälle mehr als 2016. Dabei gab es auch hier eine starke Zunahme von schweren und gefährlichen Körperverletzungen (775 Fälle im Jahr 2017, 178 Taten mehr als im Vorjahr).

Die Zahl der Körperverletzungen insgesamt blieb laut PKS 2017 in Berlin mit 42742 Fällen nahezu gleich wie in 2016 (minus 0,2 Prozent) – auch hier ist die Hauptstadt nicht „objektiv sicherer“ geworden. Es gab 2551 Fälle von Widerstand gegen die Staatsgewalt, ein Plus von 118 Fällen gegenüber dem Vorjahr beziehungsweise eine Zunahme um 4,8 Prozent.

524 Fälle von Kindesmisshandlung wurden registriert, eine Zunahme um 8,5 Prozent gegenüber 2016. Die Zahl der erfassten Fälle von sexuellem Kindesmissbrauch stieg um 88 Fälle auf 774 Fälle, eine Zunahme um 12,8 Prozent.

Die Zahl der registrierten Rauschgiftdelikte stieg mit 16077 Fällen auf die höchste Fallzahl der letzten zehn Jahre. Es wurden 1197 Fälle mehr erfasst als im Jahr 2017, eine Zunahme um acht Prozent.

„Zuwanderer“ sind laut PKS-Definition Asylbewerber, international Schutzberechtigte, Geduldete, Kontingentflüchtlinge und Personen mit unerlaubtem Aufenthalt. Im Jahr 2017 wurden 14209 Straftaten von Zuwanderern (ohne ausländerrechtliche Verstöße) in Berlin erfasst. Es gab 7543 Tatverdächtige. Die PKS nennt unter anderem sieben Fälle von versuchtem oder vollendetem Mord und Totschlag durch Zuwanderer (davon drei vollendete Taten), 194 Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung, 2875 Rohheitsdelikte, darunter 706 schwere und gefährliche Körperverletzungen.


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