25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.03.18 / Verstärktes Engagement / Die Zahl der Auslandseinsätze der US-Spezialeinheiten ist rapide gestiegen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-18 vom 23. März 2018

Verstärktes Engagement
Die Zahl der Auslandseinsätze der US-Spezialeinheiten ist rapide gestiegen
Friedrich List

Mittlerweile sind die US-Spezialeinheiten weltweit in fast 150 Staaten aktiv. Von letzteren soll inzwischen mehr als jeder fünfte afrikanisch sein. 

Der Krisenbogen in Afrika südlich der Sahara ist in den letzten Jahren zu einem weiteren Kriegsschauplatz der US-amerikanischen Spezialeinheiten geworden. Von Mauretanien über den Tschad und das Kongobecken bis ans Horn von Afrika haben sie Stützpunkte errichtet, bilden verbündete reguläre Armeen, Polizeikräfte und Milizen aus und operieren selbst gegen die wachsende Zahl speziell islamischer Untergrundgruppen. Gerechtfertigt wird ihr Einsatz mit ihrer Flexibilität, dem hohen Bereitschaftsgrad und ihrer geringen Sichtbarkeit. Nicht selten ersetzt ihr Einsatz die Entsendung größerer Kontingente regulärer Truppen. 

Unter US-Präsident Donald Trump sind die Spezialeinheiten seines Landes mittlerweile in 149 Länder weltweit entsandt. Unter seinem Vorgänger Barack Obama waren es noch 138 Länder, und gegenüber der Präsidentschaft von George W. Bush ist es sogar eine Steigerung um 150 Prozent. Laut dem US-Medienunternehmen „Vice News“ sind US-Spezialkräfte in 33 afrikanischen Ländern aktiv. Noch 2006 waren es nur etwa ein Prozent der US-Spezialkräfte, die auf dem schwarzen Kontinent operierten. 2010 waren es drei Prozent. Und 2017 bereits 17 Prozent. Die Spezialeinheiten bilden ein eigenes Kommando, das US Special Forces Command, das rund 70000 Soldaten stark ist.

Die Operationen in Afrika unterstehen dem US Africa Command in Stuttgart. Sie gerieten ins Blic­k-

feld der Öffentlichkeit, als im Oktober 2017 ein gemischter Kampfverband aus US-Soldaten und Soldaten der Armee des afrikanischen Staates Niger in einen Hinterhalt des Islamischen Staates in der Größeren Sahara geriet. Vier Amerikaner wurden getötet, vier Soldaten aus Niger und ein Dolmetscher. Das Gefecht hatte sich in die Länge gezogen, weil keine kurzfristige Luftunterstützung verfügbar gewesen war. Französische Kampfjets waren erst nach einer Stunde zur Stelle. Die Angreifer waren über die nahe Grenze aus dem Nachbarland Mali eingedrungen. Für viele US-Parlamentarier war dieses Scharmützel mit einer unangenehmen Erkenntnis verbunden. „Wir wissen nicht genau, wo wir in der Welt aktiv sind und was genau wir dort tun“, musste der dem Streitkräfteausschuss angehörende US-Senator Lindsey Graham im Oktober 2017 einräumen. In der Republik Niger sind zurzeit rund 800 US-Soldaten stationiert. Sie unterstützen die Armee des Niger und betreiben zwei Drohnenstützpunkte. Die US-Truppen sind seit 2012 im Land, als im Nachbarland Mali ein Bürgerkrieg ausbrach. Die nigerianische Regierung muss sich sowohl mit eingesickerten Kämpfern aus Mali als auch mit der eher in Nordnigeria operierenden Untergrundorganisation Boko Haram auseinandersetzen.

Bedingt durch die Geheimhaltung, fällt es den politisch Verantwortlichen in Washington schwer, die vielen Operationen angemessen zu überwachen. William Hartung, Leiter des Projekts für Rüstung und Sicherheit am regierungskritischen Zentrum für Internationale Politik in Washington, meinte gegenüber Vice News, das könne sich verhängnisvoll auswirken. „Ohne Untersuchung durch die Öffentlichkeit oder den Kongress gibt es keine Möglichkeit, US-Streitkräfte für ihr Verhalten verantwortlich zu machen, und es gibt keine Möglichkeit, ihre Leistung objektiv zu beurteilen“, so Hartung weiter. 

Meistens fungieren die US-Soldaten als Ausbilder oder koordinieren Luftunterstützung. Das Kämpfen übernehmen meist einheimische Kräfte, auch wenn das Gefecht in Niger vom Oktober zeigt, wie schnell die Berater selbst zu Kämpfern werden. Die Bilanz der Operationen ist nicht unproblematisch. So untersucht die Kriminalpolizei der US Navy gerade einen Einsatz in Somalia vom August 2017, bei dem Soldaten möglicherweise zehn Zivilisten getötet haben. In Mali haben zwei Navy SEALs möglicherweise einen Kameraden von den Green Berets erwürgt, weil sie ihn für einen feindlichen Kombattanten hielten. Putsche in Mali, Burkina Faso und anderen Ländern gehen auf das Konto von Offizieren, welche die US-amerikanischen Trainingsprogramme durchlaufen hatten.