Sentimentalität ist nicht ihr Ding, da ist Hannelore Hoger ganz dicht bei Bella Block. Warum sie aufhört? „Weil ich eine alte Tante bin und keine Lust mehr hab’.“ Herzhaftes Lachen: „Ich möchte mal nach Sylt, wenn ich will und nicht, wenn ich darf!“
Der letzte Fall „Am Abgrund“ (24. März, 20.15 Uhr, ZDF) beginnt mit einem Paukenschlag. Bella, längst aus Polizeidiensten entlassen, sitzt neben Staatsanwalt Mehlhorn im Auto, Richtung Datsche soll es gehen. Gestört durch ein Telefonat, steigt die Kommissarin aus und wird Sekunden später von der Druckwelle des hinter ihr explodierenden Wagens zu Boden gerissen. Was steckt hinter dem Attentat?
Unbeirrbar fräst sich die Block fortan durch eine Wand aus schweigenden Hintermännern und durchtriebenen Baulöwen, bis sie auf ein verstörtes junges Mädchen trifft, das sich als Schlüssel zum Fall erweist. Ihr zur Seite der frühere Gefährte Simon Abendroth (Rudolf Kowalski) und der ehemalige Assistent Jan Martensen (Devid Striesow) – beide werden in diesem Abschiedseinsatz zu Rettern in höchster Not.
Mitte 70 ist Hoger heute, eine kleine Frau mit markanter Stimme und dem Hang zu klaren Worten. Dem Fernsehen verdankt sie ihre Popularität. Es soll aber keiner glauben, sie sehe dieses Medium unkritisch. Das beliebte Krimigenre schon gar nicht: „In dieser Häufung, nach dem Motto, ,heute Abend kann ich mir wieder meine Leiche abholen‘, finde ich das schade. Wenn man nicht gerade Arte oder 3Sat einschaltet, wird nur noch geschossen und gemordet – es nimmt einfach überhand.“
Ihre Bella-Block-Krimis dagegen: Extraklasse, Bühne für illustre Kollegen (Sebastian Koch, Martina Gedeck, Ben Becker) und Fälle aus den Dunkelkammern der Gesellschaft. In 38 Folgen wurde etwa von Kindesmissbrauch und Zwangsprostitution erzählt, die Protagonistin wurde selbst Opfer eines Attentats. Ihre liebsten Einsätze? Die beiden ersten und der in Schweden spielende, mit dem Kollegen Rolf Lassgard. Was versäumt wurde? „Bella hätte mehr trinken, mehr rauchen, mehr lieben können. Und mehr Auslandseinsätze haben.“
Diese Kommissarin, erfunden von Krimiautorin Doris Gercke, war einzigartig. Eine Frau mit Ecken und Kanten, unbestechlich und warmherzig, hart wie zart. Dabei ist es nur der Hartnäckigkeit der Hamburger Produzentin Katharina Trebitsch zu verdanken, dass die schroffe Einzelgängerin überhaupt das Licht der Fernseh-Öffentlichkeit erblickte.
Wie sauer Bier wurde der Plot 1993 herumgereicht, der Bayerische Rundfunk zögerte, das ZDF schlug zu – und landete einen Hit. Anfangs war noch gar nicht abzusehen, ob Bella in Serie geht, dann wurden es zwei Folgen pro Jahr, später wollte man drei – aber ohne Hoger. Die verweist gerne auf die britische Kollegin Margaret Rutherford: „Als Miss Marple hat sie gerade mal sechs Filme gedreht und damit Weltruhm erlangt!“
Das Ende ihres Krimi-Lebens, soviel sei verraten, überlebt Hoger bei guter Gesundheit, ein Ende ihres Berufslebens ist auch nicht zu befürchten: Über Altersarmut und Demenz wünschte sie sich Geschichten, Themen aus dem Leben: „Wenn ein tolles Drehbuch kommt, dann heiße ich halt Emma, das geht auch.“