26.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
23.03.18 / Furien mit Ehering / Bei häuslicher Gewalt scheint die Sachlage klar: Männer sind immer die Täter, Frauen stets die Opfer – Oder etwa nicht?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-18 vom 23. März 2018

Furien mit Ehering
Bei häuslicher Gewalt scheint die Sachlage klar: Männer sind immer die Täter, Frauen stets die Opfer – Oder etwa nicht?
Wolfgang Kaufmann

Wenn aus Liebe Hass wird und aus Hass Gewalt, können sich Menschen die schlimmsten Dinge antun. Das gilt für Männer und Frauen. Studien belegen, dass beide Geschlechter gleichermaßen handgreiflich werden können. 

Als die psychisch gestörte US-Amerikanerin Lorena Bobbitt ihrem schlafenden Mann wegen einer herbeihalluzinierten Vergewaltigung den Penis abschnitt, frohlockte Alice Schwarzer Anfang 1994 in der „Emma“: „Sie hat ihren Mann entwaffnet … Eine hat es getan. Jetzt könnte es jede tun. Der Damm ist gebrochen, Gewalt ist für Frauen kein Tabu mehr … Amerikanische Hausfrauen denken beim Anblick eines Küchenmessers nicht mehr nur ans Petersilie-Hacken … Da muss ja Frauenfreude aufkommen … Endlich!“ Dabei übersah die eifernde Ikone des Feminismus freilich, dass häusliche Gewalt gegen Männer – und zwar nicht nur in Form von angeblicher oder tatsächlicher Notwehr – längst gang und gäbe war.

Zahlreiche wissenschaftliche Studien belegen seit den 1980er Jahren, wie groß die Bereitschaft von Frauen ist, handgreiflich zu werden: In den meisten Fällen stellten die Forscher fest, dass die Gewalt zu gleichen Teilen von beiden Geschlechtern ausgeht. Manche Untersuchungen sehen Männer sogar häufiger als Opfer von Attacken denn als Täter. Zu diesem Befund kamen beispielsweise die Soziologen Siegfried Lamnek, Jens Luedtke und Ralf Ottermann sowie auch der Berliner Politologe Peter Döge. Dessen Recherchen zufolge haben 45 Prozent der Männer, aber nur 41 Prozent der Frauen schon einmal häusliche Gewalt am eigenen Leib erlebt. Diese Zahlen wurden 2013 vom Robert-Koch-Institut bestätigt: Ganz offensichtlich seien Frauen „häufiger als Männer Ausübende körperlicher Partnergewalt, aber auch Ausübende von Gewalt gegenüber sonstigen Familienmitgliedern.“ Dennoch würden die Themen „Frauen als Gewalttäterinnen“ und „Männer als Gewaltopfer“ immer noch weitgehend tabuisiert. 

Oder es hagelt Kritik von Seiten der Feministinnen. Dagegen wandte sich John Hamel, der Herausgeber der Zeitschrift „Partner Abuse“ (Missbrauch von Partnern), die 2013 das Ergebnis einer großangelegten Studie von 42 Wissenschaftlern an 20 Universitäten vorstellte, welches ebenfalls lautete, dass Männer und Frauen in Beziehungen gleichermaßen körperliche als auch psychische Gewalt ausüben: „Unser Forschungsprojekt basiert auf den Prämissen, dass jeder das Recht auf eine eigene Meinung hat, aber nicht auf seine eigenen Fakten.“ Des weiteren forderte er, die Bekämpfung von häuslicher Gewalt auf der Basis von gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen vorzunehmen, „anstatt auf der Grundlage von Ideologie und Gruppeninteressen“.

Genau das sehen Radikalfeministinnen wie Monika Schröttle aber ganz anders: Zuerst behauptete die langjährige Projektleiterin am Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Bielefeld und heutige Koordinatorin des European Network on Gender and Violence (ENGV) in einem Interview mit dem evangelischen Magazin „Chrismon“, es gebe überhaupt keine Belege dafür, „dass Frauen und Männer glei-chermaßen Opfer und TäterInnen bei Gewalt in heterosexuellen Paarbeziehungen seien.“ Dann relativierte sie diese Aussage im vorigen Jahr unter dem Druck der Fakten, wonach sie freilich wiederum die Tatsachen nach eigenem Gusto verdrehte: Ein „vorsichtiger Datenvergleich“ lege zwar nahe, „dass Männer etwa gleich häufig wie Frauen mindestens einmal eine körperlich aggressive Handlung durch eine/n Beziehungspartner/in erlebt haben“ – gleichzeitig seien „sie aber selten von schwerer, bedrohlicher und wiederholter Gewalt betroffen“.

Doch das stimmt ebenfalls nicht, wie eine Meta-Analyse des deutschen Soziologen Bastian Schwithal zeigt, der mehrere hundert Studien anderer Forscher ausgewertet hatte: Tatsächlich ist es so, „dass ein höherer Anteil von Frauen schwere Gewalt gegenüber einem Intimpartner gebraucht als umgekehrt. Das Verhältnis von Männern und Frauen im Hinblick auf ‚verübte Gewalt‘ ist 47 Prozent zu 53 Prozent.“ Ja, Frauen treten sogar im Falle von sexuellen Übergriffen als Täterinnen auf, wie andere Untersuchungen belegen: Hier liegt ihr Anteil immerhin auch noch bei 42,1 Prozent.

Allerdings zeichnen die offiziellen Statistiken ein abweichendes Bild: Glaubt man den Angaben des Bundeskriminalamts oder des Familienministeriums, beträgt der Anteil der männlichen Opfer von Gewalt in der Beziehung um die 18 Prozent. Das liegt aber lediglich an der Scheu vieler Männer, die Taten ihrer Partnerin zur Anzeige zu bringen. Dann nämlich schlägt ihnen Unglaube entgegen oder sie werden der Lächerlichkeit preisgegeben. Manche Betroffene sprechen sogar von nachfolgender „institutioneller Gewalt“ seitens der Polizei beziehungsweise der Jugendämter. So kommt es vor, dass verprügelte Männer auch noch die gemeinsame Wohnung räumen müssen oder man ihnen den Umgang mit ihren Kindern verbietet, weil die Frauen behaupten, in „Notwehr“ gehandelt zu haben.

Angesichts all dessen steht jeder Mann, der zum Opfer häuslicher Gewalt wurde, vor einem unauflösbaren Dilemma: Wendet er sich an die Behörden, gilt er entweder als Lügner oder als „Weichei.“ Schlägt er zurück, dann ist er das „Monster“, welches die Frau „misshandelt“. Womit die Welt von Hasspredigerinnen wie Alice Schwarzer weiter heil bleibt.