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23.03.18 / Ein umkämpfter Heide-Ort / Die Wikinger sind los – Ende des Monats beginnt in Haithabu die Freiluftsaison

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-18 vom 23. März 2018

Ein umkämpfter Heide-Ort
Die Wikinger sind los – Ende des Monats beginnt in Haithabu die Freiluftsaison
D. Jestrzemski

Die Wikinger öffnen wieder ihre Türen. Mit dem Frühjahrsmarkt vom 30. März bis zum 2. April beginnt auf dem Gelände des Freiluftmuseums Haithabu bei Schleswig offiziell die Freiluftsaison. Handwerker und Händler aus Deutschland, Skandinavien und dem Baltikum bauen dann ihre Zelte und Stände rund um den rekonstruierten Siedlungsausschnitt der alten Wi­kingerstadt Haithabu am Haddebyer Noor, einem Binnensee der Schlei, auf. Alle Aussteller tragen Wikingerkluft, und es herrscht rege Betriebsamkeit. 

Die Besucher dürfen sich auf eine einmalige Atmosphäre beim Markttreiben wie vor 1000 Jahren in landschaftlich reizvoller Umgebung freuen. Es erwartet sie ein authentisches Warenangebot mit Vorführungen traditioneller Handwerkskunst der Holz- und Knochenschnitzer, Sattler, Töpfer, Hut- und Bogenmacher, nicht zu vergessen die kreativen Arbeiten der Woll-Handarbeiterinnen und Schmuckherstellerinnen. 

Staunen erweckt bei großen und kleinen Zuschauern die hohe Anforderung an Kraft und Konzentration bei der Ausübung des Schmiedehandwerks. Schon vor Jahrtausenden hat die Tätigkeit des Schmiedes, das Erschaffen eiserner Gegenstände in der Glut des Feuers, die Menschen fasziniert. Für die kulinarische Versorgung sind Bäcker und Köche mit typisch deftiger Kost vor Ort.

Das Freiluftmuseum Haithabu in der Gemeinde Busdorf wurde 2005 im Bereich der historischen Hafenstadt Haithabu eröffnet. Hier befand sich vom 8. bis zum 11. Jahrhundert die größte Handelsmetropole der Wikinger. Ge­legen im Innern des 40 Kilometer langen Ostsee-Seitenarms Schlei, war Haithabu ein Knotenpunkt des Fernhandels zwischen Nord- und Ostsee. Von hier aus führte ein Landweg zum Fluss Treene, der in die Nordsee mündet. 

Erstmals wird der Ort 804 als „Sliasthorp“ (Dorf an der Schlei) erwähnt, später auch als „Hai­thabu“ (Ort an der Heide). Im Gelände hebt sich noch die halbrunde Wallanlage ab, die den Ort einst gegen landseitige Angriffe schützte. Zeitweise lebten hier rund 1000 Menschen, Händler, Handwerker, Gastwirte sowie Kaufleute aus allen Gegenden der damals vernetzten Welt. „Hai­thabu ist eine sehr große Stadt am äußersten Ende des Weltmeeres“, schrieb der arabische Chronist Ibrahim ibn Ahmed At-Tartûschi aus dem spanischen Tortosa um 965 in seinem berühmten Reisebericht.

Auf dem Haithabu-Gelände stehen schon vom 25. März an sieben rekonstruierte Wohnhäuser in der Nähe der Schiffsanlegestelle zur Besichtigung offen. In der Schiffshalle ist das teilweise nachgebaute Langschiff „Haithabu 1“ untergebracht. Ende der 1970er Jahre wurden im Hafen von Haithabu die Reste zweier Wikingerschiffe geborgen. Eines davon lieferte genügend Hölzer für eine partielle Rekonstruktion. 

Das ursprünglich ungefähr 30 Meter lange Schiff wurde 1050 mit Reisig gefüllt und absichtlich in Brand gesetzt, als der norwegische König Harald Sigurdsson („der Harte“) Haithabu angriff und brandschatzte. Nochmals überfielen Westslawen aus Ostholstein den Ort im Jahr 1066. Damals setzten sich die letzten Bewohner in die nahe gelegene, neu gegründete Siedlung Sliasthorp ab, das heutige Schleswig. 

Das Wikingermuseum Haithabu in unmittelbarer Nähe des Freilichtmuseums wird erst am 3. Mai nach gründlicher Gebäudesanierung wiedereröffnet. Seine mo­derne und vielseitige Schausammlung mit archäologischem Fundmaterial ist der überaus spannenden Geschichte Haithabus gewidmet.


Die Wikingerhäuser sind vom 25. März bis 31. Oktober von 9 bis 17 Uhr geöffnet, desgleichen das Museum nach seiner Wiedereröffnung. Eintritt für Häuser und Museum in 24866 Busdorf: 7 Eu­ro. Weitere Termine: Sommermarkt 12. bis 15. Juli, Herbstmesse 3. und 4. November. Internet: www.schloss-gottorf.de/haithabu