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30.03.18 / Zum Wohle von Bauern und Handwerkern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Zum Wohle von Bauern und Handwerkern

Wie die Notlage des gewerblichen Mittelstandes den Anstoß für das Wirken des Liberalen Hermann Schulze-Delitzsch gab, so führte Friedrich Wilhelm Raiffeisen die bittere Armut der Bauern zum Genossenschaftsgedanken. Mit wohlhabenden Bürgern rief er eine Armenkommission ins Leben. Der „Brodverein“ beschaffte Getreide und Saatgut, das an Hunger leidende Landwirte verteilt wurde. 

Als Bürgermeister von Flammersfeld rief Raiffeisen 1849 den „Flammersfelder Hülfsverein zur Unterstützung unbemittelter Landwirte“ ins Leben. Den 1. Dezember 1849 bezeichnete er selbst als Gründungsdatum des Genossenschaftsgedankens. Jedes Mitglied unterschrieb „Auf Treu und Glauben“ eine Bürgschaft für die vom Verein gewährten Kredite. Wiederum setzte er auch auf mildtätige Unterstützung durch wohlhabende Einwohner. Bei seiner späteren Gründung in Heddesdorf betonte er den Selbsthilfegedanken stärker und anders als Hermann Schulze-Delitzsch nicht mit rein wirtschaftlicher Zielsetzung. Die Grundsätze waren: örtliche Beschränkung auf das Nachbarschaftsgebiet, ehrenamtliche Leitung, Eigenverantwortung auf Grundlage von Kooperation, unbeschränkte Haftung und Vereinigung des Geld- und Warengeschäfts. 

Bei seinem Tod am 11. März 1888 bestanden 423 Raiffeisenvereine. Die Organisation mit örtlichen Kreditgenossenschaften, Zentralkassen und Revisionsverband war in Grundzügen angelegt und galt als beispielhaft in vielen Ländern weltweit.D.J.