29.03.2024

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30.03.18 / Verteidigung der deutschen Sprache

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-18 vom 30. März 2018

Verteidigung der deutschen Sprache
Vera Lengsfeld

Der Rosenthaler Platz in Berlin ist ein quirliges Ausgehzentrum, vor allem für junge Leute. Dort findet man unter anderem das Restaurant Datscha, wo man handgemachte sibirische Pelmeni unter Fotos von Jurij Gagarin, dem ersten sowjetischen Kosmonauten, oder Original-Propaganda-Plakaten aus den 20er Jahren essen kann. Gleich daneben ist das Restaurant „Sauerkraut“, das sich im Interieur auf das künstlerische Berlin der Weimarer Republik spezialisiert hat. In jener Zeit sollen sich Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky öfter hier getroffen haben. Aber für die Wahrheit dieser Legende kann ich mich nicht verbürgen.

Kürzlich hat sich im „Sauerkraut“ der erste Jugendstammtisch des „Vereins Deutsche  Sprache“ getroffen. Dieser Verein wurde am 12. November 1997 gegründet. Er hat seinen Sitz in Dortmund. Er ist als gemeinnützig anerkannt und zählt nach eigenen Angaben 36000 Mitglieder in mehr als 100 Ländern. Vorsitzender des Vereins ist seit der Gründung der Wirtschaftswissenschaftler Walter Krämer. Seine Bemühungen um unsere schöne Sprache sind inzwischen legendär. Jährlich wird ein Preis für den „Sprachpanscher des Jahres“ vergeben. Der Verein verfolgt das Ziel, die deutsche Sprache als eigenständige Kultursprache zu erhalten und zu fördern. Er geht in erster Linie gegen „Denglisch“ vor, ist dabei aber nicht doktrinär.  Er lehnt die Übernahme von Fremdwörtern aus dem Englischen nicht ab, sofern sie eine Lücke füllen. Sprache ist ja etwas Lebendiges, was sich ständig verändert.

Ich war als Referentin geladen, um etwas über die „Sprache in der DDR“ zu erzählen. Bald einigten wir uns, dass ich das berühmte Wort „Jahresendflügelfigur“ statt Weihnachtsengel nie gehört habe und unsere Sprache heute größeren Gefahren ausgesetzt ist, als sie zu DDR-Zeiten je für sie bestanden hatten. 

Heute wird systematisch öffentlicher Druck ausgeübt, ausgehend von den Universitäten, bestimmte Begriffe nicht mehr zu benutzen oder neu geschaffene zu verwenden. Aus Studenten werden „Studierende“, aus Flüchtlingen „Geflüchtete“. Aus dem Männlein und Weiblein umfassenden Bürger wird „Bürger*innen“. Manchmal geht der politisch-korrekte Austausch von Begriffen nach hinten los. Zigeuner soll man nicht mehr sagen dürfen, sondern „Sinti und Roma“ verwenden. Das ist aber der wirklich diffamierende Begriff, denn es gibt über 100 Zigeunerstämme, die Sinti und Roma sind nur die größten. Mich stimmte an diesem Abend froh, dass es junge Menschen gibt, die bereit sind, die Schönheit der deutschen Sprache zu verteidigen. Wussten Sie, dass Deutsch die wortreichste Sprache der Welt ist? Deshalb gibt es viele deutsche Wörter in anderen Sprachen. Diesen Reichtum zu erhalten ist eine lohnende Aufgabe.